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Wie im goldenen Kaefig

Wie im goldenen Kaefig

Titel: Wie im goldenen Kaefig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen Brooks
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öffnete die Kleiderschranktür und stellte fest, dass sie nichts anzuziehen hatte. Abgesehen von dem eleganten langärmeligen Kleid aus feiner Kaschmirwolle, das sie am Abend ihres Auszugs getragen hatte, besaß sie nichts Geeignetes für ein Dinner mit Zeke. Und dieses Kleid gehörte zu ihrem alten Leben. Irgendwie hatte sie das Gefühl, sie würde sich selbst und alles, was sie in den vergangenen zwei Wochen getan hatte, verraten, wenn sie nun etwas trug, das Zeke bezahlt hatte.
    Ich habe nicht darum gebeten, zum Essen eingeladen zu werden. Wenn er sich der Sachen schämt, die ich trage, ist das sein Problem, dachte sie dann resolut.
    Sie war nicht mehr die fügsame, geduldige Ehefrau, und sie hatte sich auch nicht plötzlich in eine supermodische Liliane de Giraud verwandelt.
    Als sie Zeke damals kennen gelernt hatte, hatte sie alte Jeans und ein knappes, ausgeblichenes kurzes Sommertop getragen. Ihr Haar war wild zerzaust gewesen, und ihr einziger Schmuck hatte in silbernen Ohrringen bestanden. Wo war bloß das sorglose, fröhliche Mädchen von damals geblieben?
    Sie warf einen kritischen Blick in den Kleiderschrank und lächelte schalkhaft.
    Jetzt wusste sie, was sie anziehen würde.
    Die weiße Limousine stand direkt vor der Tür, als sie zehn Minuten später vors Haus trat. Zeke lehnte sich hinüber, um ihr die Beifahrertür zu öffnen. Sie nahm Platz, drehte sich kurz zu ihrem Vater um, der hinten saß, und fragte dann ruhig:
    “Wohin gehen wir denn?”
    „Ins Salamander”’, sagte Zeke kurz angebunden.
    Ein Glück, dachte Marianne erleichtert. Sie trug die neuen Jeans, die sie sich für die Wochenenden gekauft hatte, und dazu eine hüftlange Strickjacke in hellem Pink aus dem Secondhandladen. Bei “Rochelle’s ” wäre sie darin unangenehm aufgefallen, im “Salamander”, dagegen würde sie in diesem Outfit als exzentrisch durchgehen.
    Das “Salamander” stand ganz oben auf der Liste der exklusiven Lokale, die gerade in waren. Als sie vor dem relativ unauffälligen Eingang vorfuhren und der Türsteher sofort zur Stelle war, um ihnen die Tür aufzuhalten, wurde Marianne bewusst, dass sie wieder einmal Zekes Welt betrat. Aber sie schwor sich insgeheim, diesmal darauf zu achten, dass sie es zu ihren Bedingungen tat.
    Sie hatte das Haar seitlich am Kopf zu einem Pferdeschwanz hochgesteckt und sich dezent, aber gekonnt und sehr vorteilhaft geschminkt. Als sie am Arm ihres Vaters und ihres Gatten das Restaurant betrat, tat sie es in dem erhebenden Gefühl, gut auszusehen. Vielleicht nicht wie eine Millionärsgattin oder die Modepuppe eines Designers, aber gut auf ihre individuelle Art, die ihrem eigentlichen Wesen entsprach.
    Ein Kellner führte sie an einen reservierten Tisch, an dem bereits jemand saß -
    Liliane de Giraud. Marianne traute ihren Augen nicht. Wie konnte Zeke ihr so etwas zumuten! Hatte ihr Vater davon gewusst und diese Farce unterstützt?
    “Zeke, Darling”, begrüßte Liliane ihren Gastgeber.
    Ein Blick in ihr Gesicht genügte Marianne, um zu wissen, dass Liliane genauso überrascht war wie sie selbst.
    “Wir haben also Gesellschaft. Wie reizend”, bemerkte die Rothaarige.
    „Ja, das finde ich auch.” Zeke nickte Lilianes Begleiter zu und stellte ihn dann Marianne und ihrem Vater vor. “Marianne, Liliane und du, ihr kennt euch, aber ihren Bruder hast du, glaube ich noch nicht getroffen. Josh, darf ich dir Liliane und Claude de Giraud vorstellen?”
    “Guten Abend”, grüßte Josh Kirby höflich. Marianne merkte, dass er den Namen erkannt hatte und es unangenehm fand, in diese Dreiecksgeschichte mit Liliane, Zeke und ihr hineingezogen zu werden. Er warf Zeke einen scharfen Blick zu.
    „Vertrau mir”, schien Zekes Blick auf seinen Schwiegervater zu bedeuten.
    Marianne verstand die Welt nicht mehr. Wenn ihr Vater nicht dabei gewesen wäre, hätte sie sich wahrscheinlich auf dem Absatz umgedreht und das Restaurant sofort wieder verlassen. So aber neigte sie leicht den Kopf und sagte-
    “Liliane, Claude, guten Abend.”
    Als alle saßen, herrschte ein unangenehmes Schweigen. Liliane taxierte Marianne von oben bis unten und rechnete offensichtlich aus, was ihr Outfit gekostet hatte. Sie selbst trug ein hautenges schwarzes Abendkleid und eine Frisur, die ihren Friseur Stunden gekostet haben musste. Ihr Bruder war ebenso teuer gekleidet in einem maßgeschneiderten Anzug, dazu Seidenhemd und Krawatte.
    “Ich denke, wir bestellen einen Cocktail vor dem Essen, was meint ihr?”

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