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Wie immer Chefsache

Wie immer Chefsache

Titel: Wie immer Chefsache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Ruetter
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war. Einer der unglücklichen Zufälle hieß Frau Althoff. Bei der musste er aufpassen. Die sah aus, als bekäme sie am Ende immer das, was sie wollte. Die Frage war, ob sie wirklich ihn hatte haben wollen. Und wenn ja, warum?
    Er verließ das Haus gleichzeitig mit Astrid, die zu einem ihrer Außentermine fuhr. Ihre Privatstunden und Seminare zur Persönlichkeits- und Erfolgsberatung waren begehrt, und sie scheffelte genauso viel Kohle wie ihr Mann, der in irgendwelchen dubiosen Aufsichtsräten saß, für die sich Mattes kein bisschen interessierte. Wer Godehard hieß, konnte nicht sein Freund sein. So ein Name beeinflusste zwangsläufig die Persönlichkeitsentwicklung, und aus einem Kind, das diese Bürde durch die Jugend schleppen musste, konnte nichts Gutes werden. Dafür konnte Godehard nichts, aber seine Eltern hätten, nach der Auffassung von Mattes, schon auf dem Standesamt bei der Angabe des Namens verwarnt werden müssen. Astrid schien gut mit Godehard auszukommen, was aber hauptsächlich an dem Umstand lag, dass er zu wenigen Sachen eine eigene Meinung hatte. Er war gleich von Muttis Fürsorgebereich, in dem er sich auch während seines Studium aufgehalten hatte, in den von Astrid gezogen. Und Astrid war perfekt im Umsorgen, solange ihre Opfer sich nicht renitent verhielten. Sie hatte Godehard gegen Ende seines Studiums kennengelernt und schnell erkannt, dass sie mit ihm die Chance auf einen beruflich erfolgreichen Mann, ein entsprechendes Lebensumfeld und einen sicheren Platz als Lenkerin des Geschehens hatte. Godehard war dankbar, dass er aktiv unterstützt wurde und seine Frau ihm immer beratend zur Seite stand, wenn es um wichtige Entscheidungen ging. Sie sagte ihm, wo er seine Hosen und wo er seine Schuhe kaufen sollte, mit wem er in geschäftliche Verbindung treten und welche Marke sein Auto haben musste. Sie irrte sich nie, und er war überzeugt, dass sie, genau wie seine Mutter, wusste, was für ihn gut war. Sie hatte ihm rostbraune Krawatten gekauft, die er selber niemals gewählt hatte. Aber mit einer rostbraunen Krawatte war er im letzten Jahr in einen Aufsichtsrat gewählt worden, durch den sich sein Jahresgehalt fast verdoppelt hatte. Ein wenig nervte es ihn, dass sie ihm manchmal vorwarf, zu energielos zu sein, aber wenn er dann mit Schwung an etwas heranging, war es jedes Mal falsch und sie griff korrigierend ein.
    Dafür, dass sie keine Gemeinsamkeiten hatten, kam Mattes gut mit Godehard zurecht. Für ihn war er wie ein blasser, schmaler Junge aus der Nachbarschaft, der manchmal über den Zaun guckte und den anderen Kindern beim Fußballspielen zusah, sich dann aber wieder an den Tisch im verdunkelten Kinderzimmer setzte und sorgfältig Lateinvokabeln lernte. Mit so einem Kind spielte er nicht, aber er ärgerte es auch nicht, denn es lebte in einer anderen Welt. Godehard hätte als Kind auf einem Fußballplatz in der Mitte des Platzes gestanden, den Ball an sich vorbeirollen lassen und unbeholfen gelächelt. Als Astrid in sein Leben trat, hatte sie ihn zuerst vom Spielfeld genommen, dann zum Linienrichter ausbilden lassen und jetzt stand sie hinter ihm und sagte, wann er die Fahne in welche Richtung zu heben hatte. Sinnbildlich gesprochen. Aber Mattes gefiel das Bild.
    Als Mattes nach dem Auszug bei Sarah hilfesuchend vor Astrids Tür stand, hatte sie ihm sofort die kleine Einliegerwohnung angeboten. Godehard, der eines der Zimmer bis dahin als Büro genutzt hatte, kommentierte die veränderte Nutzung nur mit zwei Worten: »Natürlich, Schatz.« Klaglos räumte er seine Arbeitssachen hinaus und machte auch das zweite Zimmer frei, das als Lager für die Ski-Ausrüstungen, eine alte Carrera-Bahn und leere Koffer genutzt wurde, während Astrid und Mattes mit einer Tasse Kaffee in der Küche saßen und über Sarah sprachen.
    Astrid hatte es an diesem Morgen eilig, überholte Mattes auf der Einfahrt und teilte ihm im Vorübergehen mit, dass Robin sich von seinem Taschengeld einen neuen Basketball kaufen müsse, weil er seinen zum wiederholten Male in den Nachbargarten geworfen hätte. »Ich habe es ihm oft genug gesagt, aber wenn er es einfach nicht lernt, muss er die Konsequenzen tragen. Frau Stenger weigert sich, ihm den Ball zurückzugeben, und ich kann sie da nur unterstützen.« Sie stellte ihre Tasche auf den Rücksitz ihres Autos, fragte: »Und was machst du so früh hier draußen? Hast du dich in der Zeit vertan? Ist doch noch gar nicht Mittag«, wartete die Antwort aber nicht ab, sondern

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