Wie immer Chefsache
unsere Mitarbeiter«, hörte er Frau Althoff sagen.
Da bin ich aber gespannt, dachte er und sah zu, wie sie die Mappe aufschlug. Wenn das die Personalbögen der gesamten Mitarbeiter sind, sind wir schnell durch, dachte er mit Blick auf die wenigen Seiten.
Als hätte sie seine Gedanken erahnt, sagte sie: »Wir sind eine sehr kleine Redaktion, aber durch die hohe Einsatz bereitschaft und die hervorragenden Kenntnisse der Angestellten sind wir in der Lage, immer pünktlich und in guter Qualität ›Hassos Herrchen – Finas Frauchen‹ herauszubringen. Wir haben als Art Director und Graphical Advertisement Designer Herrn Plattler, der umfangreiche Kenntnisse im grafischen Bereich hat und hier auch die Aufgaben des Project Managers übernimmt. Er überzeugt durch seine frischen Ideen und gehört zu den Top-Grafikern im Magazin-Bereich.«
Mattes fand englische Bezeichnungen für stinknormale Berufe lächerlich. Aufgeblasene Wortgebilde, dachte er und lehnte sich langsam in seinem Stuhl zurück. Dieser Herr Plattler schien zwar ein außergewöhnlich guter Heftmacher zu sein, aber warum nannte ihn die Althoff nicht einfach Grafiker? Sie wirkte doch sonst so klar und präzise. Und meinte sie mit ›Hassos Herrchen – Finas Frauchen‹ tatsächlich dasselbe kleine Heft, das er vom Sehen kannte? Das miefige schwarz-weiße Anzeigenblättchen, das sogar seine Kollegen vom Stadtteilmagazin immer nur von oben herab belächelt hatten? Er musste da etwas verwechseln. Ein Art Director wie dieser Herr Plattler würde doch kein Billigprodukt layouten. Vermutlich tat er der ganzen Redaktion unrecht und hatte ein falsches Heft vor Augen. Mit Hundeliteratur kannte er sich eben überhaupt nicht aus. Aber ›Hassos Herrchen – Finas Frauchen‹ – gab es wirklich noch ein zweites Magazin, das einen ähnlichen Namen hatte? Er konnte sich doch nicht so irren!
»Ihm zur Seite steht Frau Berger, unsere Communication Managerin«, fuhr Frau Althoff fort. »Sie ist Marketing Specialist und seit fast zwei Jahren dabei. Ihre Ausbildung machte sie bei namhaften Großkonzernen, bei denen sie entsprechendes Know-How erwarb. Herr Plattler und Frau Berger sind aufeinander eingespielt, arbeiten an vielen Aufträgen zusammen und handeln im Sinne der Verlagsleitung.«
Sie sah ihn herausfordernd an: »Und ich bin Office Employee und Ihr Personal Assistant.«
Mattes sah sie eine Weile stumm an und versuchte die Informationen zu bearbeiten. Er war sich sicher, dass es sich um genau das Hasso-Fina-Magazin handelte, an das er dachte.
Es gab hier also Topleute, um ein Heft zu produzieren, das er an seinem Heimcomputer zusammenbasteln könnte? Wollte sie ihn verarschen? Klar, es gab die Redaktion und es gab auch die Mitarbeiter. Die Verschiebung, an der die Informationen nicht zusammenpassten, musste woanders liegen. Er beugte sich vor und sagte leise: »Und Tina ist Trainee für Coffee und Copies?«
Frau Althoff schloss die Mappe und ein leichtes Lächeln zuckte an ihren Mundwinkeln. Dann hatte sie sich wieder unter Kontrolle und sagte: »Ja, so könnte man es nennen.«
Mattes sah auf die Uhr. Was sollte er jetzt machen? Am besten den Chef spielen und irgendwas entscheiden. Mina saß zuhause und musste mal ausgeführt werden. Geschäftig stand er auf: »Wenn im Moment nichts anliegt, müsste ich außer Haus etwas Wichtiges erledigen. Ich bin nach dem Mittag wieder da. Bis dahin werden Herrn Plattler und Frau Berger ja wohl wieder in der Redaktion sein, sodass ich sie kennenlernen kann.«
Er bemerkte eine angespannte Bewegung bei Frau Althoff und fragte: »Oder spricht etwas dagegen?«
»Nein, nein«, sagte sie hastig und stand auf.
Als Mattes das Büro verließ und durch den Flur zur Eingangstür ging, sah er Tina, die dabei war, den Inhalt von drei dicken Aktenordnern Blatt für Blatt zu kopieren. Zum durchgehenden Brummen und Klappern des Kopierers gesellte sich aus einem Zimmer das hysterische Bellen des Hundes. Tina sah ihn durch den Flur gehen und rief über den Lärm der Maschine hinweg: »Elf! Ich hab elf. Cool, ne?«
Mattes blieb stehen. Wieso verstand er einfach nicht, was sie ihm übermitteln wollte.
»Elf was?«, rief er verwirrt zurück.
»Elf Piercings.« Sie zählte auf: »Einen in der Nase, vier in dem einen Ohr, fünf im anderen Ohr und einen … woanders.«
Sie überlegte einen Moment lang und fragte dann strahlend: »Wollen Sie den mal sehen, der ist voll abgefahren.«
»Nein!!«, rief Mattes eine deutliche Spur zu entsetzt
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