Wie immer Chefsache
auf zu atmen. Bis abends wirst du das durchhalten.«
Astrid klang nicht beleidigt, sondern flötete ins Telefon: »Danach möchte ich sie kennenlernen!«
Mattes dachte an die Althoff und grinste abschließend: »Nein, das möchtest du nicht!« Er legte den Hörer auf und sah Frau Althoff an, die ihm unbewegt zugehört hatte: »Das war meine Schwester, und es kann sein, dass sie hier anruft und Sie …«, es fiel ihm schwer, es auszusprechen, »… Sie für meine Freundin hält«, ergänzte er mühsam. Die Althoff’schen Augenbrauen hoben sich und ein amüsierter Blick traf ihn. Sie nahm es tatsächlich mit Humor, falls sie so etwas hatte. Oder sie heckte einen teuflischen Plan aus. Die zweite Möglichkeit erschien ihm fast wahrscheinlicher. Spontan versuchte er, sie zu überrumpeln: »Was kopiert eigentlich Tina den ganzen Tag?« Wenn er gerade bei den teuflischen Plänen war, konnte er auch versuchen, hinter ihre geheimen Machenschaften zu kommen.
»Unterlagen«, antwortete die Althoff knapp.
Mattes versuchte ebenso knapp zu bleiben: »Warum?«
»Um nicht mit den Originalen zu arbeiten.«
Ah, jetzt kamen sie der Sache schon näher.
»Wofür?«, fragte er.
Sie sah ihn fest an: »Sie müssen geordnet werden.«
»Aber sind sie das nicht?«
»Doch.«
Er wurde noch wahnsinnig. Konnte diese blöde Kuh ihm nicht einfach sagen, was mit den Kopien geschah, an welchen Geheimdienst sie geliefert wurden und wer hier Doppelagent war? Heftig schlug er mit der flachen Hand auf den Tisch, und Mucki schoss aufgeschreckt hoch und bellte hysterisch.
»Jetzt haben Sie ihn geweckt!«, klagte Frau Althoff vorwurfsvoll. »Er hatte gerade so schön geschlafen.« Sie beugte sich zu ihrem Hund hinunter und versuchte ihn zu beruhigen, während Mattes kopfschüttelnd das Büro verließ.
In seinem Büro setzte er sich hin und begann mit der Fragerubrik. Überschrift: »Ich hätt’ da mal ’ne Frage …« Ja, das war gut. Kannte er jemanden, der die Antworten mit fundierter fachlicher Ausbildung übernehmen konnte? Nein. Gab es überhaupt eine fundierte, fachliche Ausbildung in Hundefragen? Vermutlich nicht. Es blieb ihm also wirklich nichts anderes übrig, als selber der Hundeexperte zu werden. Dass er das nicht unter seinem eigenen Namen machen könnte, war selbstverständlich. Das fehlte noch. Für seine berufliche Laufbahn war es etwas ganz anderes, ob er sich als Chefredakteur zufällig mit Hunden beschäftigte oder ob er dort die Kummerkastentante war. Neben ihm gähnte Mina auf ihrer Decke und legte den Kopf schläfrig auf die Vorderpfoten. Fragen Sie Mina Reuter!, ging es Mattes durch den Kopf. Das war es! Und damit der Bezug zu ihm nicht so deutlich war, würde er den Namen anonymisieren. Mina R. Das klang von ganz alleine nach einer Expertin. Und sie war im wörtlichen Sinne eine Hunde-Expertin. Momentan ziemlich schläfrig, aber in Hundefragen extrem kompetent. Er lachte: »Mit dir haben wir dann ein Redaktionsmitglied mehr. Ich hoffe, die Althoff kriegt dich auf der Gehaltsliste unter.« Schnell schrieb er ein paar mögliche Fragen auf einen Zettel und überlegte seine Antworten dazu. Nicht alles konnte kurz und knapp beantwortet werden. Vielleicht sollten sie die Rubrik noch ausführlicher anlegen, um wirklich kompetent antworten zu können.
Er sprang auf und ging mit seinem Zettel in die Grafikabteilung, in der Peter mit qualmender Zigarette über dem Schreibtisch hing und erfolgreich damit beschäftigt war, alle Papiere, Layoutentwürfe und Fotoausdrucke mit Nikotingeruch durchdringen zu lassen. »Ich hätt’ da mal ’ne Frage …«, sagte Mattes und warf ihm den Zettel auf den Tisch. »Kannst du dir ein Layout dazu überlegen? Das soll etwa vier bis sechs Seiten lang werden mit Fragen und ausführlichen Antworten.«
Peter guckte sich den Zettel an und fragte mürrisch: »Wer macht das? Du?«
»Ja«, sagte Mattes und konnte nicht unterlassen hinzuzufügen: »Zusammen mit einer Hundeexpertin. Mina R. wird die Rubrik betreuen.«
Peter überlegte einen kurzen Moment und sah ihn dann an: »Doch nicht deine Mina?«
»Das ist die einzige Hundeexpertin, die ich kenne«, grinste Mattes.
Peter schnaubte lachend: »Die Althoff kriegt einen Schlag!«
Er griff nach einem leeren Blatt Papier und zeichnete mit schnellen Bewegungen einige Vierecke und senkrechte Striche darauf. Mattes sah ihm dabei zu und fragte plötzlich ernst: »Was hältst du von der Idee?«
Peter ließ den Stift sinken und guckte hoch. »Du willst
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