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Wie immer Chefsache

Wie immer Chefsache

Titel: Wie immer Chefsache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Ruetter
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wirklich meine Meinung dazu hören?«
    »Ja.«
    Ihre Blicke trafen sich, und einen Augenblick lang blieb es still.
    Dann zogen sich Peters Mundwinkel zu einem Lächeln nach oben, und er nickte bestätigend: »Es ist gut.«
    Mattes kamen die drei Wörter wie eine hohe Auszeichnung vor. Sein wortkarger, anscheinend von nichts in der Redaktion zu begeisternder Grafiker fand etwas gut. Dann war es das auch.
    Peter klopfte mit dem Stift auf seine gemalten Vierecke und hatte schon genaue Vorstellungen: »Wir machen es dreispaltig. Hier oben immer fett die Frage rein, dann die Antwort darunter. Hier an der Seite ist Platz für Fotos, aber nicht zu viele, sonst erdrückt es alles. Die Farben müssen ganz dezent sein, nur in diesem Streifen darf es knallen. Ich bau dir ein Hammer-Layout.«
    Er grinste immer noch, schüttelte verwundert den Kopf und sagte anerkennend: »Mina R. – du kommst auf Ideen.«
    »Wenn wir uns weiterhin mit unseren Ideen so ergänzen, werden wir das perfekte Team«, lachte Mattes und freute sich unbändig.
    Peter lehnte sich in seinem Stuhl zurück, holte aus der Hemdtasche ein Päckchen mit Tabak und drehte sich eine neue Zigarette. Während er den Tabak sorgfältig verteilte, fragte er mit halblauter Stimme: »Hör mal, hast du eigentlich was gegen das Vieh von der Althoff?«
    Mattes zögerte kurz, nickte dann aber seufzend: »Ja.«
    »Dann setze es ein!«, rief Peter und entschuldigte sich: »Sorry, lahmer Witz, aber die Töle macht mich endgültig wahnsinnig. Und wenn dann die Alte noch ständig mit so ’ner hohen Stimme auf sie einquatscht …« Er stöhnte: »Boah, ich dreh bald durch!«
    »Ich werde mit der Althoff reden«, versprach Mattes.
    Peter schnaubte: »Mit der reden? Da kannste dich besser mit der Wand unterhalten. Aber ich sag’s dir, wenn ich das süße kleine Muckilein mal alleine erwische, ist es verschwunden.«
    Er zündete seine Zigarette an, nahm einen tiefen Zug und blies die Rauchwolke mit einem Stoß aus. Mattes verzog das Gesicht:
    »Wie wär’s bei dir denn mal mit weniger Nikotin?«
    Peter lehnte sich in seinem Stuhl zurück, hob ein Bein und legte es lässig auf der Schreibtischkante ab. Er grinste: »Ich hör auf, sobald die Althoff ihren Köter abgeschafft hat, versprochen.«
    Frau Althoff lief gerade über den Flur, als Mattes sie sah und in sein Büro bat. »Es geht um Mucki«, begann er sofort und ohne langes Drumherumreden. »Das ständige Gekläffe ist auf Dauer nicht zumutbar. Wir wollen hier alle konzentriert arbeiten, und Ihr Hund scheint sich nicht an uns gewöhnen zu können. Gibt es nicht doch eine Lösung, dass er während Ihrer Arbeitszeit woanders gut aufgehoben ist?« Er hatte damit gerechnet, dass Frau Althoff entsetzt in die Luft gehen würde, aber diesmal blieb sie mit hängenden Schultern sitzen. War es ein Trick oder war sie wirklich am Ende ihrer Widerspruchs-Energie?
    Sie holte tief Luft und blickte ihn an: »Wissen Sie, dass ich mehrere Sprachen fließend spreche, beruflich simultan bei weltweiten Konferenzen übersetzt habe und jahrelang Vorstandssekretärin in einem internationalen Konzern war? Ich bin mehr als überqualifiziert für meine Tätigkeit in dieser Redaktion.«
    Mattes sah sie stumm an. War das jetzt ein großes Ablenkungsmanöver? Sie fuhr fort: »Ich habe vor vier Jahren meinen mehr als gut bezahlten Job, den ich mit großer Hingabe ausgeführt habe, aufgegeben, weil ich Mucki bekam. Ein kleines Fellbündel, das jemand halb verhungert in einer Kiste auf der Eingangstreppe gefunden hatte. Ich habe ihn aufgepäppelt und mich vermutlich weit mehr um ihn gekümmert, als ich es hätte tun sollen, jedenfalls ist er mir ans Herz gewachsen. Schon als Kind hatte ich nie einen größeren Wunsch, als einen eigenen Hund zu haben. Mucki ist mein Ein und Alles. Als die Vorstandsleitung mir nahelegte, den Hund abzugeben, weil sie ihn nicht mehr im Büro haben wollten und ich ihn auf den Reisen nicht mitnehmen konnte, habe ich gekündigt. Es war keine Frage für mich, was mir mehr wert ist. Ein ganzes Jahr lang habe ich nach einer neuen Stelle gesucht, bei der ich ihn im Büro dabeihaben darf. Wie oft ich ›Wir würden Sie gerne bei uns haben, aber mit Ihrem Hund, das geht nicht‹ gehört habe, kann ich gar nicht mehr sagen. Bei ›Hassos Herrchen – Finas Frauchen‹ hatte niemand etwas gegen Mucki.«
    Sie lächelte verlegen: »Mein Mann ist wirklich nett, aber wenn ich den ganzen Tag mit ihm im Wohnzimmer sitze und nichts zu tun habe,

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