Wie Inseln im Strom
du hättest an dem Abend nicht einmal Hallo zu ihm gesagt. Und dann warst du plötzlich ganz verschwunden.”
Lacy stöhnte auf. “Oh, du meine Güte.”
“Und? Hast du?”
“Habe ich was getan? Vergessen, Hallo zu Howard zu sagen?”
Tilly schüttelte den Kopf. “Hast du die Party verlassen, Lacy?”
“Ich bin einfach nicht dazu gekommen, mit ihm zu reden.”
Tilly gab nicht so schnell auf. “Weil du die Party verlassen hast.”
“Ja.” Lacy tat, als müsse sie überlegen. “Das kann schon sein. Ich war müde. Ich wollte ein paar Minuten allein sein.”
Tilly lächelte nur viel sagend. “Allein mit Adam Kendall?”
“Tilly.” Lacy schlug mit der flachen Hand auf den Schreibtisch. “Wenn du weißt, dass ich mit Adam zusammen war, warum fragst du mich dann noch?”
“Ich wollte sehen, ob du es mir erzählst.”
“Tue ich nicht.” Lacy wählte Howards Nummer.
“Was willst du von Howard?”
“Ich werde mit ihm essen gehen, um mit ihm über eine Spende zu sprechen.”
“Okay. Aber nicht am Freitagabend, Lacy. Am Freitagabend bist du ausgebucht.”
Lacy drehte sich zu ihr um, den Hörer zwischen Kinn und Schulter geklemmt. “Bin ich?”
Tilly strich ihren Faltenrock glatt, als gäbe es nichts Wichtigeres auf der Welt. “Ja. Ich habe Adam zum Abendessen eingeladen. Bei mir zu Hause, am Freitag um neunzehn Uhr. Ich habe ihm gesagt, dass du auch kommst.”
“Was …” Aber in diesem Moment meldete Howard sich am anderen Ende der Leitung. Lacy warf Tilly einen wütenden Blick zu, während sie freundlich mit dem Millionär plauderte und ihm versicherte, wie schade es war, dass sie sich auf der Strandparty verpasst hatten – und wie gern sie ihm vom Stand der Planungen für die Krankenhauserweiterung erzählen würde. Ob er nicht bald mit ihr essen gehen wolle?
“Aber nicht am Freitag”, erinnerte Tilly sie.
“Wirklich? Das ist ja großartig.” Sie ließ Tilly nicht aus den Augen.
“Nicht am Freitag”, flüsterte Tilly eindringlich.
“Aber gern … Ja, natürlich”, sagte Lacy mit zuckersüßer Stimme zu Howard Whitehead. “Freitag passt mir gut.”
Vor dem Fenster von Adams Hotelsuite erlebte Pringle Island gerade einen seiner berüchtigten Sommerregen. Obwohl es erst vier Uhr nachmittags war, sah es draußen aus wie um Mitternacht, und die Tropfen prasselten laut gegen die Scheibe.
In der Suite versenkte Adam gerade einen Golfball in einem umgekippten Papierkorb. Travis saß am Schreibtisch, studierte auf dem Computerbildschirm die aktuellen Börsenkurse und in der Zeitung die örtlichen Immobilienanzeigen.
Eigentlich hätten sie beide schon am fünfzehnten Loch sein müssen. “Was zum Teufel ist dort draußen los?”, knurrte Adam. “Gestern Abend haben sie für heute eine Regenwahrscheinlichkeit von null Prozent angekündigt.”
Travis schmunzelte, ohne von seiner Tastatur aufzusehen. “Seit wann verlässt du dich denn auf den Wetterbericht?”
Adam stützte sich auf den Golfschläger und starrte missmutig aus dem Fenster.
“Was hältst du von dem hier?” Travis hob die Zeitung. “Restauriertes Cottage, Baujahr 1853, vier Schlafzimmer, Blick auf die Meerenge.” Er kniff die Augen zusammen. “Hist. bed. Geb. Was um alles in der Welt heißt ‘Hist. bed. Geb.’?”
Adam drehte sich nicht zu ihm um. “Das ist Maklerjargon für ‘überteuert’. Nein, ich will ein Haus direkt an der Küste, nicht an der Meerenge. Außerdem, was soll ich mit vier Schlafzimmern anfangen?”
“Genau das, was du mit einem machst.” Travis wedelte mit der Zeitung und grinste. “Nur viermal so oft.”
Adam holte mit dem Schläger aus, als wolle er mit dem Golfball einen hässlichen Blumentopf neben dem Fenster treffen. “Du überschätzt mich gewaltig, mein Freund.”
“Von wegen.” Travis sah wieder auf den Bildschirm. “Oho. Da schaut man mal nicht hin, und schon haben wir zehn Riesen verloren. Hab doch gesagt, wir sollen die Pharmazie-Aktien verkaufen.”
Er wartete auf eine Antwort und bekam keine. Also legte er seufzend die Füße auf den Schreibtisch. “Okay, heraus damit. Was ist los? Ich habe dir mindestens zwanzig tolle Häuser präsentiert, aber du hast an jedem etwas auszusetzen. Was ist dein Problem? Diese Sache am Freitag?”
Adam starrte wieder aus dem Fenster. Travis hatte recht, seine Laune war miserabel, aber er war nicht sicher, woran das lag.
Die Sache am Freitag. War es nur das? War er nur deshalb so ungenießbar und gereizt, weil Tilly angerufen
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