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Wie Inseln im Strom

Wie Inseln im Strom

Titel: Wie Inseln im Strom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen O`Brien
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und erzählt hatte, dass Lacy am Freitag nicht zum Abendessen kommen würde?
    Bestimmt nicht. So sehr konnte es ihn unmöglich erwischt haben.
    “Nein”, sagte Adam und strich mit dem Golfschläger am Vorhang entlang, als wäre er eine Heckenschere. Damals, vor fünfzehn Jahren, hatte er auf Pringle Island viele Hecken geschoren. Vermutlich hatte er bei der Hälfte der Häuser, die Travis herausgesucht hatte, den Rasen gemäht. “Mir ist vollkommen gleichgültig, wo Mrs. Morgan am Freitag zu Abend isst.”
    Travis legte den Kopf schief. “So? Was ist es denn dann? Machst du dir vielleicht Sorgen wegen des Nahen Ostens?”
    Adam zielte noch einmal auf den Blumentopf. Leider verschätzte er sich, und das schreckliche Teil zersplitterte in etwa fünfzig Stücke.
    “Großartig”, knurrte er mit zusammengebissenen Zähnen. “Einfach großartig.”
    “Mir hat er auch nicht gefallen”, meinte Travis.
    Kopfschüttelnd ließ Adam den Schläger in die Tasche fallen und setzte sich auf eine Armlehne der Couch. “Okay”, begann er. “Ich gebe es zu. Es ist die Sache am Freitag.”
    “Ach ja?”
    “Howard Whitehead ist sechzig, verdammt, und ein lüsterner alter Gockel. Aber er hat das dickste Scheckbuch in der Stadt, also …” Adam verstummte, als ihm klar wurde, wie verbittert er klang.
    Travis hob den Kopf. “Wow. Wir haben gerade zwanzig Riesen verdient. Hab doch gesagt, wir sollen die Pharmazie-Aktien behalten.” Er grinste.
    Adam stöhnte auf. “Wen interessiert die verdammte Pillenfirma? Du hast mit dem Thema angefangen, Kumpel. Also bleib dabei, ja?”
    Sein Freund lächelte so breit, dass rund ein Viertel seiner Sommersprossen in den Grübchen verschwanden. “Tue ich doch. Bist du sicher, dass Whitehead das dickste Scheckbuch auf der Insel hat? Wenn ich mich nicht täusche, ist deins auch nicht gerade mager.”
    “Willst du damit sagen, ich soll mir ein Date mit Lacy kaufen?”
    “Ich will damit sagen, dass du mir langsam auf die Nerven gehst, mein Freund.” Travis seufzte dramatisch. “Und dass du dich endlich mit dieser Lady aussprichst, bevor du den Verstand verlierst – und ich auch.”
    Eine Stunde später betrat Adam klitschnass Lacys Büro und legte einen Scheck über fünfzigtausend Dollar auf ihren Schreibtisch.
    Sie stand auf, sah erst den Scheck und dann Adam an. In ihrem Blick lag eine stumme Frage.
    “Ich verdoppele Whiteheads Angebot”, erklärte er trocken.
    Sie fasste den Scheck nicht an, sondern betrachtete ihn nur. Ihre Augen waren groß, das Gesicht blass.
    “Irgendetwas sagt mir”, antwortete sie schließlich, “dass du für diese großzügige Spende mehr erwartest als unser übliches Dankschreiben.”
    “Richtig, das tue ich.”
    “Wir verwenden bestes handgeschöpftes Büttenpapier”, sagte sie. “Wirklich sehr edel. Du könntest es dir einrahmen.”
    “Ich habe genug Dankschreiben.” Er wischte sich das feuchte Haar aus den Augen.
    “Ein VIP-Dauerpass? Ein Leben lang freie Mahlzeiten in der Krankenhaus-Cafeteria?” Er schüttelte den Kopf.
    Sie nahm den Scheck noch immer nicht, sondern stand da wie eine Statue. Er wusste, dass nur ihre Willenskraft sie davor bewahrte, die Fassung zu verlieren.
    Sie lächelte, als wäre er ein schwieriger, aber geschätzter Wohltäter.
    “Ich fürchte, dann wirst du es mir sagen müssen”, fuhr sie mit einem leichten Zittern in der Stimme fort. “Was genau erwartest du als Gegenleistung für diesen Scheck?”
    “Ein Abendessen mit dir”, sagte er. “Am Freitag.”

11. KAPITEL
    A m Freitag um neunzehn Uhr war es noch hell. Die Sonne schien auf die liebevoll bepflanzten Blumenkästen und das malerische Kopfsteinpflaster der Hauptstraße.
    Tilly hatte in letzter Minute erklärt, dass sie zu müde war, um die Gastgeberin zu spielen, und darauf bestanden, dass die beiden essen gingen. Sie hatte ihnen in der Lost Horizon Tavern am Ende der Hauptstraße einen Tisch mit Blick auf den Yachthafen bestellt. Lacy hatte sie zornig angesehen, aber kein Wort gesagt.
    Sie und Adam waren ein wenig zu früh, also ließen sie sich Zeit und liefen noch ein wenig die Hafenpromenade entlang. Sie sprachen kaum. Ab und zu begrüßte einer von ihnen einen Bekannten. Inzwischen hatte sich auf der ganzen Insel herumgesprochen, dass Lacy Morgan den gut aussehenden Neuankömmling geohrfeigt hatte. Wer ihnen begegnete und freundlich Hallo sagte, konnte seine Neugier kaum verbergen.
    Es war alles schrecklich peinlich, aber keiner von ihnen gab es zu.

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