Wie Kinder heute lernen
Eltern als auch beiden Großeltern Geldgeschenke bekommt), sind sie vertretbar. Andere sinnvolle Arten der Belohnung sind eine Kinokarte oder eine Eintrittskarte für ein Fußballspiel. Für ein gutes Zeugnis können Eltern im Rahmen ihrer Möglichkeiten ihren Kindern auch mal größere Wünsche erfüllen, wie z. B. mit ihnen einen eintägigen Ski- oder Segelausflug machen, dem Kind ein besonderes Kleidungsstück schenken oder etwas, was es sich schon lange wünscht.
Eines sollten sich Eltern allerdings klarmachen: Ein Kind motiviert sich niemals nur allein durch Bestätigung von außen (siehe Kapitel 2.1, »Motivation und Konzentration«). Irgendwann wird auch das tollste Geldgeschenk zur Norm. Das menschliche Gehirn braucht vor allem emotionale Bestätigung, wenn es seine Leistungsund Motivationsressourcen optimal nutzen will.
Die beste Motivation, um zu lernen, ist sicher die intrinsische Motivation: Wenn Kinder etwas allein deshalb üben, weil sie es wollen, weil sie, von Neugier getrieben, wissen wollen, wie etwas wirklich funktioniert oder warum die Gleichung nur auf diese Art und Weise zu lösen ist. Geld oder lobende Worte spielen dabei keine Rolle. Die Kunst, mit der extrinsischen, also der von außen gefütterten Motivation, die eigene innere, intrinsische, nicht zu dämpfen, sondern sie zusätzlich zu fördern, ist eines der spannendsten neurobiologischen Forschungsgebiete und mitnichten entschlüsselt. Insofern müssen sich Eltern weiterhin auf ihr emotionales Gespür verlassen und immer wieder überprüfen, warum ihr Kind etwas tut oder eben nicht. Das Belohnungssystem des menschlichen - vor allem des kindlichen - Gehirns ist äußerst
individuell und leicht irritierbar. Manche Kinder gieren richtiggehend nach Lob, während es anderen eher peinlich ist. Die einen erwarten eine Bestrafung und akzeptieren diese, die anderen fürchten sich in Grund und Boden.
Das falsche Lob
Loben, so möchte meinen, ist einfach. »Super, hast du toll gemacht!« oder »Du bist so klug!« sind verbale Anerkennungen. Aber Vorsicht. Forscher warnen, dass man auch zu viel oder gar falsch loben kann. Gemeint ist das unkritische, überschwängliche Lob, das nicht den realen Gegebenheiten entspricht. Nehmen wir an, eine Tochter wird tagein, tagaus für jedes hingekritzelte Bild von ihren Eltern mit Lobeshymnen überschüttet. In diesem Fall wird schnell klar, dass die Differenzierung fehlt. Nicht alles ist immer lobenswert.
Ebenso hat die US-Psychologin Carol Dweck herausgefunden, dass Kinder, die vor allem für ihre Intelligenz gelobt werden, Angst haben zu versagen. Wer für sehr klug gehalten wird und dies auch ständig gesagt bekommt, entwickelt Angst davor, die Eltern irgendwann zu enttäuschen. Besser sei es, meint Dweck, konkret bestimmte Mühen und Anstrengungen eines Kindes zu loben als generell-abstrakt seine Klugheit. »Da hast du dir beim Malen sehr viel Mühe gegeben, da bin ich stolz auf dich und freue mich über deinen Erfolg« - könnte ein konkretes Lob lauten. Vermeiden sollten Eltern ebenso wie Lehrer jegliches Lob, das nett klingt, aber nicht hundertprozentig so gemeint ist. Wir neigen dazu, sprachlich oder durch die Betonung ins Lob einen Widerhaken einzubauen: »Na, schön, dass du heute mal pünktlich ins Bett gehst!«, »ganz nett«, »das ist gut, aber ich erwarte, dass das auch so bleibt«. Hier mischen sich Vorwürfe, Erwartungen oder gar eine herablassende Haltung mit in die Anerkennung, die dadurch getrübt wird. Kinder und vor allem Jugendliche haben ein feines Gespür für solche Untertöne. Der Sinn des Lobens - die motivationsfördernde Wirkung - bleibt so unter Umständen aus.
Eltern müssen berechenbar sein
Es ist sehr wichtig, dass Eltern ihren Kindern erklären, welches Verhalten sie von ihnen wünschen und welches Verhalten sie ablehnen. Nur so sind Kinder in der Lage, Belohnungen und Strafen bzw. die Wegnahme von Vergünstigungen richtig zu verstehen und ihr zukünftiges Verhalten zu verändern. Willkürliche Bestrafungen, die vom Kind nicht erwartet werden, führen zu Trotzreaktionen. Auch hier gilt: Kinder sollten ganz genau wissen, wie ihre Eltern auf richtiges oder falsches Verhalten reagieren.
Ebenso wichtig ist ein konsequentes Verhalten der Eltern. So sieht z. B. der Jugendforscher Klaus Hurrelmann den Kardinalfehler der heutigen Elterngeneration in ihrem »Hü-und-hott-Erziehungsstil«, wie er ihn nennt, der zwischen Strenge und Nachgiebigkeit schwanke.
Tatsache ist: Eine
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