Wie Kinder heute lernen
bittet.
• So wie Kletterer sich in den Bergen in Etappen fortbewegen, sollten auch Eltern ihren Kindern beim Lernen die Chance geben, Teilsiege zu erringen, indem langwierige Aufgaben gestückelt werden. Das verschafft den Schülern nach jeder erledigten Teilaufgabe ein wohltuendes Gefühl der Belohnung und steigert so erneut ihre Aufmerksamkeit und Konzentration (Stichwort: Dopamin).
• Eine überraschende und für das Kind ungewöhnliche Erklärung eines komplizierten Sachverhalts, verbunden mit einer witzigen oder traurigen Geschichte, ist oft nachhaltiger als das sture Erledigen einer Aufgabe.
• Vorlesen fördert die Konzentrationsfähigkeit von Kindern. Es schult die Aufmerksamkeitsspanne und das genaue Zu- bzw. Hinhören. Auch Malen, Basteln und selbst ausgewählte Computerspiele (vor allem gewaltfreie Strategiespiele) erhöhen die Konzentrationsfähigkeit genauso wie Musizieren oder Spiele wie z. B. Mikado. Auch wer das moderne mit GPS gesteuerte Schatzsuchen mag und beim Geocaching mitmacht, schult die Konzentrationsfähigkeit seiner Kinder.
• Streicheln, Kitzeln und Massagen regen die Haut und die Muskulatur an, das wiederum steigert die generelle Aufmerksamkeit und Wachheit.
• Gute Konzentrationsübungen sind auch Seilspringen, Jonglieren und Bälle gegen die Wand werfen und dabei Reime aufsagen bzw. singen, da sich das Kind dabei sowohl auf die motorischen Abläufe und die Wahrnehmung als auch auf die Sprache konzentrieren muss.
• Kinder lernen gerne, und man sollte alles nur Mögliche versuchen, ihnen nicht zu suggerieren, dass dem nicht so sei.
2.2 Das kindliche Gedächtnis
Kindliche Amnesie - »Das« Gedächtnis gibt es nicht - Kurz- und Langzeitgedächtnis - Nadelöhre der Erinnerung - Von den Vorteilen des Vergessens - Was Kinder im Schlaf lernen - Warum Assoziationen so wichtig sind - Nervenzellen als Lernagenten - Gedächtnistraining - Fazit - Anregungen für Eltern - Die Lerntricks der Gedächtnismagier
In Lewis Carrolls Alice im Wunderland stellt die Schachkönigin das Mädchen Alice als Zofe an und verspricht ihr zwei Groschen die Woche und anderntags Marmelade - also gestern Marmelade und morgen Marmelade, aber niemals heute Marmelade. Alice findet das schrecklich verwirrend. »Das kommt davon«, sagt die Königin, »wenn man rückwärts in der Zeit lebt. Anfangs wird man davon leicht ein weinig schwindelig, aber einen Vorteil hat es doch, nämlich dass das Gedächtnis nach vorne und rückwärts reicht.« Alice entgegnet: »Ich kann mich nie an etwas erinnern, bevor es geschieht.« - »Eine dürftige Art von Gedächtnis«, sagt die Königin.
Wer je mit einem Kind im Vorschulalter Memory spielt, wird von der Leistungsfähigkeit und Stärke des kindlichen Gedächtnisses beeindruckt sein. Es scheint unbeirrbar und schnell zu funktionieren und unbegrenzte Kapazitäten zu haben. Ein solches Gedächtnis möchte man manchmal lieber bremsen, statt es zu fördern. Doch der Schein trügt. In der Tat sind bestimmte Gedächtnisleistungen eines Kindes beeindruckend, aber auch Kinder verfügen nicht über »das« Gedächtnis, denn dieses eine Gedächtnis gibt es nicht. Vielmehr besteht es aus verschiedenen Gedächtnissystemen in unserem Kopf, die sich zu verschiedenen Zeiten entwickeln und individuell gefördert sein wollen.
Schon ungeborene Kinder im Mutterleib, aber auch Säuglinge, Kleinkinder, Erwachsene und selbst noch alte Menschen lernen unaufhörlich. Doch in keinem Lebensstadium ist das zu Lernende so prägend wie im ersten Lebensjahrzehnt - nie wieder fällt es uns so leicht zu lernen. Und trotzdem können Kinder weder alles noch alles gleich gut, noch alles sofort lernen. Wann ein Kind welche Dinge besonders gut lernen kann, hängt in hohem Maße von seinem Alter ab. Nicht alle Gehirnstrukturen, die für das Gedächtnis wichtig sind, gehen zur gleichen Zeit »online«. Viele Verarbeitungswege im Gehirn lassen sich nur in einem bestimmten Zeitfenster zu Autobahnen ausbauen, außerhalb dieses Zeitfensters muss jeder noch so kleine Fortschritte hart erarbeitet werden. Es lohnt sich also, genauer zu wissen, was in den Köpfen von Kindern vor sich geht, wenn sie lernen. Denn die Leistungsfähigkeit von Lern- und Gedächtnisvorgängen ist nur zu einem kleinen Teil, etwa zu 30 bis 40 Prozent, genetisch vorbestimmt! Mit anderen Worten: Frühkindliche Erfahrungen und Lernstrategien üben einen viel größeren Einfluss auf die Leistungsfähigkeit des Gedächtnisses aus als die
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