Wie Kinder heute lernen
Eltern ererbten Gene haben einen gewissen Einfluss, der jedoch nicht allumfassend ist. Darüber hinaus wirkt sich eine ganze Reihe anderer, ebenso wichtiger Faktoren auf den schulischen wie beruflichen Erfolg von Kindern aus. Wer viel weiß und gute Lernstrategien hat, ist »fauler Intelligenz« immer voraus. Wer eine hohe persönliche bzw. emotionale Intelligenz besitzt, sich also gut in andere Menschen einfühlen kann und eine gute Selbstbeobachtung hat, hat die besten Aussichten, auch als Erwachsener erfolgreich zu sein. Das ändert nichts daran, dass der Intelligenzquotient ein sinnvolles wissenschaftliches Instrument bleibt, um verschiedene kognitive Leistungsfähigkeiten des Menschen zu messen. Natürlich beeinflusst Intelligenz den Erfolg in der Schule und im Beruf. Allerdings ist sie nur zu einem Teil »angeboren«, zu einem erheblichen Teil können Eltern sie von Geburt an fördern.
ANREGUNGEN FÜR ELTERN
• Eltern, die hohe Erwartungen an ihre Kinder, aber gleichzeitig auch ein offenes Ohr für ihre Bedürfnisse haben, fördern ihre Kinder am besten. Sie fordern ihre Kinder immer wieder durch Ermutigung, Unterstützung und Zuneigung heraus, niemals aber allein durch Zwang.
• Auf jüngere Geschwister muss man ein besonderes Augenmerk haben, um zu verhindern, dass sie »Startnachteile«
haben. Umso wichtiger ist es, sie z. B. in Spiele und Gespräche mit einzubeziehen. Sie sollten nicht nur Fragen stellen dürfen, sondern auch immer wieder selber Fragen beantworten müssen.
• Eltern sollten jedes Kind als Individuum anerkennen, und zwar mit all seinen Stärken und Schwächen. Kinder unterscheiden sich in ihren kognitiven Fähigkeiten. Auch wenn der Einfluss der Gene nicht übermächtig ist, so ist er doch vorhanden. Nur die richtige Dosierung von Anspruch und Erwartung führt zu einer optimalen Förderung.
• Fürsorglichkeit und Körperkontakt, vor allem bei kleinen Kindern, fördern die kognitive Entwicklung.
• Ein Musikinstrument zu erlernen fördert die Intelligenz von Kindern, wenn ihnen Musizieren Freude bereitet. Von allen Umweltfaktoren, die mit Lernen in Zusammenhang stehen, ist Musikmachen bislang der Faktor, bei dem am stärksten nachgewiesen werden konnte, dass er die Intelligenz eines Menschen positiv beeinflusst und seine Gehirnstruktur verändert.
• Steht ein IQ-Test für Ihr Kind bei einem Psychologen an, erkundigen Sie sich danach, wann der Test entwickelt wurde. Er sollte nicht älter als zehn Jahre sein, um eine gewisse Aussagefähigkeit zu gewährleisten.
2.4 Emotionale Intelligenz fördern
EQ schlägt IQ - Gefühle und ihre Bedeutung - Wie entstehen Gefühle im Gehirn - Amygdala: Türöffner der Gefühle - Wahrnehmung der eigenen Gefühlswelt - Entwicklung der emotionalen Bausteine des Gehirns - Temperament und Persönlichkeit - Formbarkeit des limbischen Systems - Gefühle bei Mädchen und Jungen - Eltern mit EQ - Was Kinder stark macht - Fazit - Anregungen für Eltern
»Wir sollten uns davor hüten, den Intellekt zu unserem Götzen zu machen. Er hat ohne Zweifel kräftige Muskeln, aber es fehlt ihm an Persönlichkeit.«
ALBERT EINSTEIN
Aus Sicht der Kinder muss der Test, den Walter Mischel, Professor an der Stanford-Universität in Kalifornien, durchgeführt hat, grausam gewesen sein. Er legte direkt vor den Augen der Kinder ein Marshmallow ab mit dem Versprechen, sie bekämen ein zweites, wenn sie die unmittelbar vor ihnen liegende Süßigkeit so lange nicht anrührten, bis der Experimentator zurückkam. Dieser verließ den Raum und kehrte erst 20 Minuten später wieder zurück. Eine lange Zeit für ein gerade mal vierjähriges Kind, das ein Marshmallow vor Augen, allein im Raum, sich unbeobachtet fühlend, warten soll. Viele der Testkinder konnten der Versuchung nicht widerstehen: Sie aßen das Marshmallow entweder sofort oder hielten es nur wenige Minuten aus zu warten. Andere hingegen schafften es, die begehrte Süßigkeit nicht anzurühren, und wurden in der Tat mit einem zweiten Marshmallow belohnt. In den Momenten, in denen der Wunsch nach der Süßigkeit übermächtig zu werden drohte, wanden und krümmten sich diese Kinder, sangen sich Lieder vor, versuchten, sich schlafen zu legen, oder hielten sich schlicht die Augen zu. Sie wollten partout der Versuchung widerstehen - für ein höheres Ziel: ein zweites Marshmallow,
was für jedes amerikanische Kind eine äußerst erstrebenswerte Sache ist.
Was diesen Test so bemerkenswert macht, ist seine
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