Wie Kinder heute lernen
sollte man ihnen nicht abnehmen. Hier ist die Kooperation der Eltern gefragt, nicht das Einmischen der Erwachsenen in alle Unternehmungen des Kindes!
Darüber hinaus gilt: Emotionale Intelligenz kann man nicht lehren wie Faktenwissen in der Schule. Nur wenn man seine Emotionen zeigt und sie dem Kind in konkreten Situationen erklärt, kann man einen EQ vermitteln. Sozialkompetenz und emotionale Kontrolle sind lernbar, aber nur schwer lehrbar. Dementsprechend ist es vor allem das Vorbild und kein spezieller Unterricht, mit dem Eltern auf die kognitive und emotionale Entwicklung ihres Kindes Einfluss nehmen. Sie selbst sollten Impulskontrolle vorleben, möglichst auch in Stresssituationen, und wenn dies nicht gelingt, ihre Gefühle, auch die explosiven, erklären, genau wie die Umstände, die zu einem Verlust der Kontrolle geführt haben. Den Kindern die emotionalen Spitzen zu nehmen ist unnötig. Wichtig ist, ihnen zu zeigen, wie man auch in stressigen Situationen seine Emotionen regulieren kann.
Was Kinder stark macht
Neben den verschiedenen Intelligenzen, den kognitiven und emotionalen Fähigkeiten, die man bei seinem Kind fördern möchte, gibt es noch etwas anderes, Übergeordnetes, was man seinen Kindern mitgeben möchte: Rückgrat, im Fachterminus »Resilienz«. Gemeint ist damit die Elastizität, Stärke und Widerstandskraft von Kindern. »Kinder sollen lernen, Herausforderungen aktiv und mutig anzupacken und sich auch von Widrigkeiten und Niederlagen nicht umwerfen zu lassen«, so hat der Erziehungsexperte
Hans Grothe in einem Satz das wichtigste Erziehungsziel beschrieben. Wie aber lässt es sich erreichen? Untersuchungen von Kindern, die selbst kritische Familiensituationen gut überstanden haben, haben ergeben, dass für das charakterliche Rückgrat der Kinder mindestens eine feste Bindungsperson vonnöten ist - eine Person, zu der man immer gehen kann, die zuhört, tröstet, das Kind in den Arm nimmt, aber auch mit ihm spielt. Kurzum, eine Person, die da war, wenn das Kind sie brauchte. Andere Studien haben gezeigt, dass es für die Kinder gut ist, wenn sie nicht nur die Eltern als Bezugspersonen haben, sondern darüber hinaus ein soziales Netz, bestehend aus Großeltern, Paten, Onkeln und Tanten, Freunden der Familie - kurzum: anderen Menschen, die Kontakt zu den Kindern halten. Sie spielen vor allem dann eine Rolle, wenn es Stress im Elternhaus gibt. Darüber hinaus zeigen sie den Kindern, dass neben den Eltern noch andere Menschen wichtig sind. Das stärkt ihr Selbstbewusstsein.
Weitere Untersuchungen an Kindern, die selbst schwierigste persönliche Situationen gut gemeistert hatten, konnten dokumentieren, dass es ihnen geholfen hat, in der Familie so früh wie möglich (entsprechend ihren Fähigkeiten) Verantwortung zu übernehmen. So können Kinder spätestens ab dem dritten oder vierten Lebensjahr beim Tischabräumen oder Tischdecken, bei der Essenzubereitung oder beim Aufräumen ihres Zimmers mithelfen. Kinder werden sich dauerhaft an diesen Tätigkeiten beteiligen, wenn es gelingt, ihnen zu vermitteln, dass ihre Hilfe notwendig ist und das sie gemachte Fehler auch selbst wieder ausbügeln können, wie z. B. den Fruchtsaft aus einem umgestoßenen Becher selbst aufwischen oder fehlende Besteckteile selbst an den Mittagstisch holen. Alles Dinge, die Vater oder Mutter mit links erledigen könnten. Was aber würde es dem Kind anderes signalisieren, als dass seine Tätigkeit doch nicht zwingend notwendig ist? Insofern Finger weg von diesen Effektivitätsreflexen! Genauso sollten Kinder das Gefühl haben, dass man ihnen zuhört und ihren Worten oder Taten auch Gewicht beimisst. Kurzum, dass
sie die Chance haben, etwas zu bewirken. Deshalb sollte man Kinder so oft wie möglich in Gespräche von Erwachsenen mit einbeziehen und ihre Sichtweisen dabei ernst nehmen.
Noch ein Letztes: Das beste Mittel für Kinder ist, sie in die Lage zu versetzen, sich bei Problemen selbst Hilfe zu holen. Dies kann man unterstützend begleiten, indem man Kinder besonders lobt, wenn sie sich in einer schwierigen Situation an Freunde, Eltern, Geschwister gewandt haben.
FAZIT
Der Psychologe Howard Gardner sagt über Erziehung: »Wir sollten weniger Zeit darauf verwenden, die Kinder nach ihren Leistungen einzustufen, und ihnen stattdessen helfen, ihre natürlichen Kompetenzen und Gaben zu erkennen und diese zu pflegen.« Dies ist leichter gesagt als getan. Aber Gardner gibt einen wichtigen Anstoß in die richtige Richtung:
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