Wie Kinder heute lernen
nämlich die Stärken und Schwächen seiner Kinder genau zu beobachten und vor allem zu respektieren. Ein Kind, das sich respektiert fühlt, ist selbstsicherer und der Welt und anderen Menschen gegenüber neugieriger und offener. Emotionale Intelligenz entsteht im Alltag - und nicht in theoretischen Unterrichtsstunden. Umgang mit Emotionen ist eine Ganztagsbeschäftigung für Eltern wie für Kinder.
Keiner kann seinen Kindern in drei Schritten zu einem möglichst hohen EQ verhelfen. Wer seine Kinder liebt und ihnen das auch mitteilt, tut mehr für deren Metafähigkeiten, von denen der EQ eine der wichtigsten ist, als es viele spezielle Übungen vermögen, die die kognitive Kompetenz der Kinder erweitern.
ANREGUNGEN FÜR ELTERN
• Zeigen Sie Ihrem Kind Ihre Emotionen, aber achten Sie dabei darauf, sie auch verbal zum Ausdruck zu bringen. Erklären Sie diese immer wieder, damit Ihr Kind lernt, die Gefühle anderer Menschen zu verstehen.
• Bringen Sie Ihrem Kind anhand von konkreten Situationen bei, wie man Konflikte löst. Emotionale Intelligenz kann man nur vorleben, nicht theoretisch erklären.
• Meiden Sie Konflikte nicht. Im Gegenteil: Zeigen Sie den Kindern, wie man sie lösen kann - durch Gedankenaustausch, nicht durch abwehrende Worte. Negative Gefühle sind wenig hilfreich beim Lösen von Problemen.
• Wer seine Kinder in stressigen Situationen beruhigen möchte, muss dabei selbst ruhig bleiben - und gleichzeitig ein gutes Beispiel für hohe emotionale Intelligenz geben. Körpersprache und Ton der Stimme verraten oft mehr über die inneren Gefühle als das Gesagte selbst. Entsprechend vorsichtig muss man sein, keine widersprüchlichen Signale an die Kinder zu senden.
• Für eine stabile Bindung der Kinder an die Eltern ist es wichtig, Zeit miteinander zu verbringen. Das Kind muss sich dabei geborgen und respektiert fühlen.
• Ab dem vierten Lebensjahr sollte man Kindern beibringen, Gefühle aus verschiedenen Blickwinkeln zu sehen, etwa durch Rollenspiele oder indem man den Kindern immer wieder mitteilt, was man selber fühlt oder was Geschwister/
Freunde in dieser und jener Situation wohl gefühlt haben. Diese Übungen sind insbesondere für Jungen wichtig.
• Weisen Sie ihrem Kind Aufgaben zu, die es regelmäßig erfüllen muss, aber geben Sie sich und ihrem Kind genügend Zeit dafür. Hören Sie ihrem Kind zu, wenn es einen Vorschlag macht. So wird ihm klar, dass es selbst als Person wichtig ist und von Ihnen ernst genommen wird.
• Eine gemeinsame Mahlzeit am Tag ist ein wichtiger Ort der familiären Kommunikation und könnte mit Ritualen der Beruhigung und der Abgrenzung vom Tagesgeschäft beginnen (Kerzen anzünden u. ä.).
2.5 Mit Stress gut umgehen
Was ist Stress? - Gehirn und Hormone - Wenn Kortisol das Kommando übernimmt - Stress und Lernen - Narben der Kindheit - Das »L«-Wort - Kinder im Stress - Belastung durch volle Terminkalender - Ein bisschen Stress darf sein - Fazit - Anregungen für Eltern
»Ich krieg die Krise.«
HENRI KORTE, 3 Jahre
Guido hat nur eine Minute nicht aufgepasst. Er ist ein strebsamer, ehrgeiziger Schüler, wenn da nur nicht die Angst vor Prüfungen und dem Reden vor der Klasse wäre. Und jetzt auch noch das. Der Lehrer, heute ausnahmsweise etwas misslaunig, nimmt einige Schüler dran, die, während er eine Frage zur Inquisition und Reformation gestellt hat, geschwatzt haben. Nun ist Guido an der Reihe, unverhofft für ihn wird auch er gefragt. Er hat seine Hausaufgaben gemacht, zu Hause hat er alle mit seinem Wissen beeindruckt. Wenn doch jetzt seine Mutter neben ihm stünde, um das zu bestätigen …
Sein erster Antwortversuch ist ein hilfloses Stottern. Der Lehrer hakt nach, eine Bemerkung über seinen roten Kopf gibt Guido den Rest. Er weiß nichts mehr, und was noch schlimmer ist, er sucht auch gar nicht mehr nach der Antwort, will nur noch weglaufen, dem »Rampenlicht« entkommen. Er sagt schnell, wie ein Schwimmer, der das rettende Ufer erreichen will: »Ich weiß es nicht«, was zwar nicht stimmt, denn er hätte es durchaus gewusst, aber so ist die schreckliche Situation wenigstens beendet.
Jetzt ist Maria an der Reihe: Auch sie bekommt einen roten Kopf, hatte sie doch nur halb zugehört und sich mehr mit den Hausaufgaben für die nächste Stunde beschäftigt, als auf die Frage des Lehrers zu achten. Aber Maria reagiert schnell und keineswegs kopflos, indem sie ihrerseits fragt, ob der Lehrer seine Frage
noch mal stellen könne, und
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