Wie Kinder heute lernen
Zweitklässlers beobachtet, ist für das Kind alles andere als hilfreich.
Es ist so viel über Krankheiten, die durch Stress induziert werden, geschrieben worden, dass man sich fragen kann, wozu die Stressreaktion im Laufe der Evolution wohl entwickelt wurde. Man muss sich nur Guido bei der Befragung durch den Lehrer vergegenwärtigen, um zu sehen, was durch Stress induzierte Denkblockaden bewirken können. Worin liegt also der adaptive Vorteil von Stressreaktion? Dies lässt sich am einfachsten anhand einer konkreten Situation erklären: Wenn ein Mensch von einem Raubtier gejagt wird, müssen beide versuchen, in dieser konkreten Situation all ihre Energieressourcen bereitzustellen. Dabei läuft in beiden Lebewesen die gleiche Stressreaktion ab. Man bezeichnet sie auch als Kampf-und-Flucht-Reaktion des Körpers. Diese Reaktionskette im Körper ist auf kurzfristige physische Aktivität ausgerichtet. In unserer heutigen Zeit kann sie aber, dadurch dass Stress auch psychologisch ausgelöst werden kann, zu einer belastenden Dauersituation werden, die nicht in eine physische Aktivität mündet. Etwa wenn wir während eines Staus regungslos im Auto sitzen oder ein Schüler während der Abfrage starr auf seinem Stuhl im Klassenzimmer verharrt. Vor der ganzen Klasse Rede und Antwort zu stehen, aber nicht weglaufen zu können, ist eine Stresssituation. Der moderne Mensch rennt nicht um sein Leben, sondern sitzt still und stresst sich. Wie man am Eingangsbeispiel der Schülerin Maria gesehen hat, gilt jedoch auch heute noch, dass Stress in
der richtigen Dosierung und wenn man mit ihm umzugehen gelernt hat, die Denkfähigkeit aktivieren kann. Stress ist keineswegs zu jeder Zeit etwas Schlechtes, in entsprechendem Maß und auf kurze Zeitintervalle beschränkt, ist er sogar gesund und fördert das Denken.
Gehirn und Hormone
Stressreaktionen werden also auch wenn Kinder vor etwas Angst haben, etwas Ungewöhnliches passiert oder ihnen etwas fremd vorkommt, ausgelöst. Diese vor allem von Hormonen in Gang gesetzte Stressachse wird vom Gehirn gesteuert. Die Nervenzellen, die unseren Hormonhaushalt regieren, liegen in einer Region tief im Innern des Gehirns. Oberste Schaltzentrale ist der etwa erbsengroße Hypothalamus, der viele autonome Reaktionen des Körpers lenkt. Wenn die Großhirnrinde der »Salon« des Hauses ist, dann ist der Hypothalamus quasi das Dienstbotenzimmer, das durch einen Lieferanteneingang (Afferenzen) Informationen aus den Körperorganen erhält, diese aber umgekehrt auch mit Aufträgen versorgt. Er fungiert wie eine Art Miniaturcomputer des inneren Milieus und reguliert Appetit, Durst, den Energiehaushalt, den Schlaf - und vor allem das Aufwachen -, die Körpertemperatur, Herzschlag und Blutdruck. Darüber hinaus steuert er den Hormon- und Gefühlshaushalt, genauso wie unser sexuelles Verhalten. Kurzum, er sorgt dafür, dass unser Körper im Gleichgewicht (Homöostase) bleibt. Zudem reguliert er mit chemischen und elektrischen Signalen die einzige Drüse des Gehirns, die Hirnanhangsdrüse (Hypophyse). Deren Signale sind es vor allem, die die Stressreaktionen des Körpers organisieren.
Der Hypothalamus übersetzt also die Sprache der Nervenzellen in die Sprache der Hormone, was zum Teil mit Hilfe sogenannter Releasing Hormone (RH) geschieht, die ihrerseits auf die Hypophyse einwirken. Von der Hypophyse wiederum freigesetzte Hormone haben dann direkten Einfluss auf bestimmte Körperorgane
oder wirken sich auf körperliche Hormonfabriken wie die Nebennieren (kleine Drüsen oberhalb der Nieren), Keimdrüsen (Hoden, Eierstöcke) und die Schilddrüse aus.
Signalisiert die Amygdala beispielsweise Gefahr, setzt der Hypothalamus eine gewaltige Hormonkaskade in Gang, die eine Kampf-oder-Flucht-Reaktion organisiert. Gleichzeitig fängt das Herz an zu rasen, dadurch steigt der Blutdruck, die Haut wird blass, man fängt an zu schwitzen und die Pupillen weiten sich. Das Stresssystem ist dabei ein weitverzweigtes Netz, welches die Energiereserven bei seiner Aktivierung neu verteilt. Man unterscheidet zwei unterschiedlich schnelle Reaktionen:
Diese schnelle Körperreaktion ruft der Hypothalamus hervor, indem er das sympathische Nervensystem (Sympathikus) beeinflusst, welches dann seinerseits aus dem Nebennierenmark Adrenalin freisetzt. An dieser schnellen, elektrisch übermittelten Reaktion des Stressnetzes sind der blaue Kern im Hirnstamm und der Vagusnerv beteiligt.
Die langsamere Verzweigung des Stressnetzes wird von
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