Wie Kinder heute lernen
eigene Selbstvertrauen zu steigern! Denn eine einmal gemeisterte Situation vermittelt dem Kind das Zutrauen, auch das nächste bedrohliche Erlebnis meistern zu können. Das Gefühl, auf eine Situation gar keinen Einfluss nehmen zu können, ist schließlich der größte erwiesene Stressfaktor.
Stress wird dann bedenklich, wenn das Kind in einer als bedrohlich wahrgenommenen Situation die vorhandenen Bewältigungsmöglichkeiten als niedrig einschätzt, d. h., wenn es Stress empfindet, ohne Aussicht die Situation zu kontrollieren oder einen Ausweg zu finden. Letzteres kann für die Entwicklung des Kindes tatsächlich schädlich sein. Umso mehr sollte man versuchen, sekundäre Bewertungen durch Übung in eine Stress
abbauende Reaktion umzumünzen. Dabei können Eltern Bewältigungsstrategien auf verschiedenen Ebenen anwenden:
› Personale Stressbewältigung: Indem Eltern ihre Kinder ermuntern, z. B. durch »Das schaffst du«, geben sie ihrem Kind Selbstvertrauen und stärken das Potenzial, das dem Kind selbst zur Verfügung steht.
› Soziale Stressbewältigung: Nehmen Sie Ihr Kind bei schlechten Leistungen in den Arm, statt es mit Schuldzuweisungen zu überschütten.
› Problemlösende Bewältigung: Versuchen Sie der Versagensangst Ihres Kindes in einer Klausur durch eine gute Vorbereitung zu begegnen, auch indem Sie Ihre Hilfe beim Lernen für die Arbeit anbieten.
› Stressmanagement: Entspannungstechniken, wie etwa bestimmte Atemtechniken anzuwenden, Geschichten vorzulesen oder bei Stress positive Gedankenassoziationen zu aktivieren, stärkt die Stresskompetenz der Kinder.
Entspannungsübungen sind emotionsregulierende Strategien, die vor allem dann Anwendung finden können, wenn eine Situation für ein Kind nicht kontrollierbar ist, etwa bei einer Klassenarbeit, der ein Schüler nun mal nicht ausweichen kann. Mit hypernervösen Kindern Entspannungsübungen zu machen, damit sie sich bei Beginn einer Klassenarbeit besser im Griff haben, kann da sehr hilfreich sein. Allerdings funktionieren sie nicht unter Zwang, und man muss sie mit den Kindern des Öfteren wiederholen.
Ein Kind sollte zusammen mit seinen Eltern also über eine ganze Palette von Stressbewältigungsstrategien verfügen. Diese müssen situationsgerecht sein, je nachdem, ob es um eine Klausur geht oder eine mündliche Befragung durch den Lehrer, und auf das Kind abgestimmt werden.
Belastung durch volle Terminkalender
Noch eine Kindergeneration zuvor war Freizeit in der Tat Zeit zum Spielen und terminfreie Erholung. In heutiger Zeit haben selbst Grundschulkinder schon einen vollen Terminkalender mit Aktivitäten wie Sport, Musik oder Fördermaßnahmen jeglicher Art. Natürlich gibt es eine Reihe von Kindern, die damit kein Problem haben. Im Gegenteil, sie freuen sich auf die Tätigkeiten, und jede für sich fördert das Kind in seiner Entwicklung. Aber man muss auch die Kinder im Auge behalten, die es als Überforderung empfinden, ihre Freizeit vollständig verplant zu sehen. Heute wollen Eltern ihren Kindern in der Absicht, sie optimal zu fördern, möglichst viele Angebote machen. Aber Angebote sind eben Angebote, auf die man bei einer Überbelastung des Kindes gegebenenfalls verzichten sollte. Und zwar bereits zu Beginn der beobachteten Belastung, noch bevor einem Kind eine Tätigkeit verleidet wurde, weil es sie als Stress empfindet. Versuchen Sie Alternativen zu finden. Da Kinder oft noch in einer Suchphase sind, was Freizeitbetätigungen angeht, sollte das nicht allzu schwierig sein. Kinder wollen und sollen viel ausprobieren dürfen, aber Eltern müssen dann regulierend eingreifen, wenn es zu viele Aktivitäten sind, die das Kind eher belasten, als ihm Freude machen. Gerade Freizeit sollte von Kindern auch als solche empfunden werden und Freiräume für unverplantes Spielen enthalten.
Ein bisschen Stress darf sein
Bei allen negativen Aspekten, die Stress haben kann, sollte man aber nicht vergessen, dass diese im Tierreich so weit verbreitete und wirksame Reaktion des Körpers auch positive Aspekte hat. Denn zunächst ist die Stressreaktion eine Aktivierungsfunktion und wirkt damit leistungssteigernd. Die Reaktionsbereitschaft steigt ebenso wie die Sauerstoffversorgung und die Konzentrationsfähigkeit. Bis zu einem mittleren Erregungsniveau eines Kindes steigert dies die Leistungsfähigkeit uneingeschränkt ( Abb. 10 ).
Erst wenn die empfundene Belastung zu hoch wird, nimmt die Leistung wieder ab.
Will man dagegen versuchen, Stress für
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