Wie Kinder heute lernen
sollten Eltern versuchen, sich über ihr eigenes Stresserleben Rechenschaft abzulegen und dieses dem Kind offenzulegen, z. B. bei den Hausaufgaben - einer der häufigsten Stresssituationen zwischen Eltern und Kindern. Auch die Schaffung einer entspannenden Atmosphäre ist als Stress regulierende Maßnahme hilfreich, für alle Beteiligten.
• Einen wichtigen Einfluss auf das Verhalten der Kinder hat das Vorbild der Eltern. Wenn Kinder nie erleben, wie ihre Eltern mit Stresssituationen umgehen, werden auch sie sich mit der Stressbewältigung schwertun. Kinder imitieren in erster Linie Verhalten, das gilt auch für die Stressbewältigungstechniken ihrer Eltern.
• Entscheidend für die Anforderungen an das Kind ist die Passung, also die Übereinstimmung von dem, was das Kind unter optimaler Anregung leisten kann, und dem Zeitpunkt,
ab dem es überfordert ist. Wenn ein Kind also durch Überforderung an Stress leidet, ist die beste Stressbewältigungsstrategie oft ein schnelles Herunterfahren der Anforderungen. Dabei kann es sinnvoll sein, Aktivitäten zunächst zu unterbrechen, mit dem Kind eine mehrwöchige Auszeit zu vereinbaren und dann neu zu überlegen, ob die Aktivität wieder aufgenommen werden soll oder nicht.
• Stresssituationen von Kindern völlig fernzuhalten, ist wenig sinnvoll. Eine generalisierte Vermeidungsstrategie verhindert, dass Kinder positive Erfahrungen mit ihren Ängsten machen, z. B. die, wie sie Ängste überwunden haben. Ein solches Erlebnis stärkt das Selbstvertrauen, erlaubt neue Erfahrungen und gibt Kindern das Gefühl, in stressigen Situationen nicht die Kontrolle zu verlieren.
• In welchem Maße ein Kind durch eine Situation belastet wird, hängt ganz individuell von seinem Temperament und seinen individuellen Erfahrungen ab. Es kann deshalb keine allgemeingültige Standardstrategie zur Bewältigung von Stress bei Kindern geben.
• Addieren sie die fest verplanten Wochenstunden ihres Kindes (Schule, freiwillige AGs, Musik, Sport, Nachhilfe etc.). Kommen Sie auf mehr als 40 Stunden (das läge bereits über der Belastung eines normal Werktätigen) ist die Grenze der Verplanbarkeit überschritten. Die Aktivitäten Ihres Kindes sollten reduziert werden. Denn, um es mit Robert Musil zu sagen: »Sie litten alle unter der Angst, keine Zeit für alles zu haben, und wussten nicht, dass Zeit haben nichts anderes heißt, als keine Zeit für alles zu haben.« (Der Mann ohne Eigenschaften)
2.6 Kernkompetenz Sprache
Die Sprachexplosion - Wir sprechen links - Sensible Phase für den Spracherwerb - Weltsprache oder Muttersprache? - Herkulesaufgabe Spracherwerb - Bitte vorlesen! - Fremdsprachen lernen: Nutzen und Kosten - Asymmetrien zwischen den Großhirnhemisphären - Zweisprachigkeit: Zwei Fliegen mit einer Klappe? - Zweisprachigkeit muss kein Kinderspiel sein - Fazit - Anregungen für Eltern
»Schreiben ist leicht. Man muss nur die falschen Wörter weglassen.«
MARK TWAIN
»Mein Mama datt etten totten!« Der vierjährige Sebastian ist entzückt. Er ist stolz auf seine Mama, die ihm Nudeln mit Tomatensoße gekocht hat. Sein Lieblingsessen, logisch. Dass außer seiner Mutter niemand versteht, was er überhaupt sagen möchte, stört weder ihn noch die Mutter. Man versteht sich doch, oder? Und süß ist die kleine Eigenart auch. Und sprechen nicht Eltern zeitweilig in einer eigenen Eiteitei-Dutzi-Dutzi-Sprache? Oder läuft doch etwas völlig verkehrt bei Sebastian?
Eltern neigen dazu, die Fähigkeiten ihrer Kinder zu vergleichen. Der Kleine von nebenan ruft schon lauthals Mama, Papa, Auto, Arm. Ein anderes Kind sagt mit zwölf Monaten noch keinen Pieps, während die kleine Anna ihre Wünsche mit 15 Monaten fast perfekt formuliert: »Ein Keks Anna, bitte.« »Das wächst sich aus« - mit dieser lapidaren Parole beruhigen sich die meisten Eltern. Das trifft aber nicht immer zu, denn wenn man eine Phase verpasst, in der die Korrektur einer Sprachstörung oder die Förderung der Sprachkompetenz leicht möglich gewesen wären, entstehen nachhaltige Defizite. Kinder beim Richtigsprechen-Lernen zu unterstützen ist eine der besten Förderungen, die Eltern ihrem Kind angedeihen lassen können. Sprachkompetenz ist nicht nur für den Deutschunterricht
wichtig, nein, sie spielt auch eine herausragende Rolle für andere Fächer wie Geschichte, Erdkunde, Politik und den Erwerb von Fremdsprachen. Sie ist der Nährboden, auf dem gute Noten trefflich gedeihen, sich das Denken differenzierter
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