Wie Kinder heute lernen
Kinder positiv zu werten und dessen durchaus vorhandene förderliche Wirkung zu nutzen, so müssen die Kinder lernen, ihr optimales Leistungspotenzial zu erreichen. Darüber hinaus gilt es, den Kindern Bewältigungsmaßnahmen an die Hand zu geben für den Fall, dass dieses Aktivierungsniveau überschritten wird. Übungen zur Stressbewältigung kann man bereits mit sechs Jahren beginnen. Aber gerade Kinder am Beginn ihrer Schulzeit muss man noch beim Umgang mit Stress unterstützen, indem man beispielsweise die Anforderungen reduziert oder ihnen Bewältigungsmöglichkeiten aufzeigt. Ab dem Zeitpunkt, wo sie aufs Gymnasium oder auf eine andere weiterführende Schule wechseln, sollten Kinder in der Lage sein, Stresssitua-tionen allein meistern zu können, d. h. den Problemlöseprozess (mit Problemdefinition, Lösungssuche, Erprobung von Lösungen und Bewertung der Lösung) eigenständig durchzuführen.
Abbildung 10 : Stresskurve
Erregungsniveau und Leistungsfähigkeit: Es gibt ein optimales Maß an Anspannung und damit Erregung (Stresslevel), das zu einer vermehrten Leistungsfähigkeit führt. Nur wenn dieses Maß überschritten ist, stört Stress kognitive Funktionen des Gehirns.
Um Kindern bei der Überwindung von Stresserlebnissen zu helfen, muss man sich in die Gedanken- und Sprachwelt eines Kindes einfinden. Eine von den Entwicklungspsychologen Arnold Lohaus und Johannes Klein-Heßling vorgeschlagene Methode besteht darin, mit den Kindern eine Stresswaage zu malen oder zu bauen. Auf die eine Waageseite kommen die Situationen, die Kindern Stress bereiten. Die andere Waagschale enthält die Methoden, mit deren Hilfe Stress bewältigt werden kann. So lernen Kinder schon im Grundschulalter, sich selbst zu beobachten, Stress zu erkennen und diesen den Eltern mitzuteilen ( Abb. 11 ).
Abbildung 11 : Stresswaage
Hier ist eine kleine Übung abgebildet, wie man mit Kindern Stresswahrnehmung und -bewältigung trainieren kann. Vor allem kleine Kinder lernen hier, sich selbst zu beobachten und bei stressbehafteten Situationen einen Ausweg zu suchen.
FAZIT
Stress, egal ob durch Versagensängste, Überforderung oder terminliche Überbelastung erzeugt, kann für Kinder zu einer Dauerbelastung werden. Dabei ist entscheidend, welche Erfahrung Kinder in der Bewältigung von Stress gemacht haben. Es gilt zwei Ebenen der Bewertung einer Situation zu unterscheiden. Beim Erleben eines Ereignisses, z. B. wenn das Kind vom Lehrer überraschend eine Frage gestellt bekommt, ist zunächst die primäre Bewertung wichtig: Wird die Situation sofort als unangenehm empfunden? Neben dieser ersten Einstufung erfolgt in einem nächsten Schritt die sekundäre Bewertung, d. h. die Einschätzung, ob man glaubt mit einer Situation fertig zu werden oder nicht. Traut sich das Kind eine Kontrolle der stressigen Situation zu, weil es z. B. denkt: »Ich habe eigentlich alles gelernt«, so dämpft dies die erste heftige Reaktion. Eine Belastungssituation wird immer dann bedenklich, wenn das Kind das Gefühl hat, nichts dagegen tun zu können. Dieses sich Hilflos-ausgeliefert-fühlen macht den Stress erst zu einer negativen Belastung. Und hier können Eltern wie Lehrer einem Kind effektiv helfen. Zunächst sollte man gemeinsam nach den Ursachen fahnden. Die Selbstreflexion ist eine Methode, Stresssymptome an sich zu spüren, dann zuzulassen und mit Hilfe erlernter Strategien richtig darauf zu reagieren. Dies können Atemtechniken, Yoga, Achtsamkeitsübungen oder kognitive Bewältigungsstrategien sein.
ANREGUNGEN FÜR ELTERN
• Ein Kind, das von seinen Eltern vermittelt bekommt, dass es auch dann noch geliebt und gemocht wird, wenn es in einer stressigen Testsituation »versagt«, wird die nächste stressige Testsituation leichter meistern.
• Schuldzuweisungen gegenüber Kindern gilt es unbedingt zu vermeiden. Dadurch entzieht man den Kindern in Situationen des Versagens nicht nur das Verständnis der Eltern, sondern verstärkt das Misserfolgserleben noch genauso wie den Stress.
• Kinder sollten das Gefühl haben, Stress bewältigen zu können. Hierbei können Entspannungsübungen eine Unterstützung sein. Vor allem aber müssen Kinder lernen, mit den Stressreaktionen des eigenen Körpers umzugehen. Eine Neubewertung von Situationen, z. B. eine Anforderung als Herausforderung zu sehen, hilft diese zu »entstressen«.
• Wissen über Stressbewältigung kann nur situationsorientiert in der Praxis gezeigt und vorgelebt werden. Entsprechend
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