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Wie Krähen im Nebel

Wie Krähen im Nebel

Titel: Wie Krähen im Nebel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felicitas Mayall
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Zehenspitzendie Stufen hinauf. Trotz ihrer Sorgfalt knarrte das Holz unerbittlich. Doch auch von unten knackte es laut.
    Die Gestalten hatten sich inzwischen als Polizisten entpuppt, die ohne Ausnahme ihre Dienstwaffen im Anschlag hielten und innerhalb weniger Minuten die Tür von Rosl Meier erreichten.
    «Soso», wisperte Baumann und presste sich mit dem Rücken an die Wand, weil zwei der Kollegen immer weiter nach oben stiegen und nur noch eine halbe Treppe unter ihnen waren.
    Wir sollten uns zu erkennen geben, dachte Laura. Andererseits erheiterte sie dieses Schauspiel, und sie war neugierig, wie Rosl Meier auf die rettende Truppe reagieren würde. In diesem Augenblick hob Peter Baumann warnend den Zeigefinger seiner rechten Hand. Der Kopf eines behelmten Polizisten erschien, sein Arm schnellte nach oben und die Mündung seiner Waffe zeigte genau auf Baumann.
    «Rühr dich nicht», zischte der Kollege.
    «Ich bin doch nicht lebensmüde», erwiderte Baumann leise. «Aber könntest du in meiner rechten Innentasche nachsehen. Da steckt nämlich mein Polizeiausweis, Kollege.»
    «Noch mehr Scherze auf Lager? Umdrehen! Hände an die Wand und Beine auseinander.»
    Laura streckte ihren Arm hinter der Wand links von dem Kollegen hervor und schwenkte ihren Ausweis.
    «Alles klar, Kollege?», fragte sie, ehe sie sich langsam aus der Deckung wagte. Die Waffe zeigte noch immer Richtung Baumann. Laura drückte sie sanft nach unten.
    «Das ist auch ein Kollege, Kollege!»
    «Was macht’n ihr hier oben?», fragte der Polizist und drückte ungeduldig auf den Lichtschalter. Es wurde nicht heller. Offensichtlich war die Birne durchgebrannt.
    «Wir wollten Frau Meier einen Besuch abstatten. Aber ichmöchte die Frage zurückgeben. Was macht denn eure Truppe hier?»
    «Da kam ein Notruf rein. Diese Meier hat behauptet, dass jemand in ihre Wohnung eindringen will und dass die Person oder die Personen bewaffnet seien.»
    «Falls es dich interessiert, Kollege», murmelte Baumann. «Das waren wir. Wir haben ganz harmlos an der Tür der Dame geklingelt und gesagt, dass wir sie sprechen wollen. Bin ja gespannt, ob sie euch aufmacht!»
    Gemeinsam lauschten sie nach unten. Hörten zwischen den Männerstimmen auch eine Frau.
    «Dann mal los», sagte Laura.
    «Halt», grinste der Polizist. «Lassen Sie lieber mich vorausgehen, Frau Hauptkommissarin. Die Kollegen sind bewaffnet.»
    Als sie im zweiten Stock ankamen, standen sechs Polizisten vor der Tür der Meiers.
    «Des war’n mehrere», sagte Rosl gerade. «Ich hab’s genau g’hört. Eine Frau war auch dabei. Wahrscheinlich eine Bande.»
    «Diese Frau hier?», fragte der Polizist, der Laura und Baumann entdeckt hatte, und drängte sich durch seine Kollegen. Rosl Meier starrte Laura an, wich einen Schritt zurück und zuckte die Achseln.
    «Ich weiß ned», stammelte sie. «Hab nur ihre Stimme g’hört!»
    «Es war meine Stimme, Frau Meier», sagte Laura freundlich. «Ich habe Sie gebeten, die Tür zu öffnen, weil ich mit Ihnen sprechen muss.» Sie wandte sich an die Kollegen. «Ich glaube, Ihr könnt wieder abrücken. Kommissar Baumann und ich werden mit Frau Meier sprechen. Frau Meier fühlt sich offensichtlich bedroht und hat deshalb den Fehlalarm ausgelöst.»
    «Ich sag aber nix. Da is nix zum Sagen.» Rosl Meier wollte die Wohnungstür zuschlagen, doch Baumann hatte seinen Fuß ausgestreckt.
    «Weg! Verschwinden S’!» Rosl warf sich gegen die Tür, und Baumann verzog das Gesicht.
    «Au», sagte er. «Die Dame hat ziemlich viel Kraft!»
    «Habt ihr einen Durchsuchungsbefehl?», fragte der Einsatzleiter der kleinen Schutztruppe im Treppenhaus. Laura schüttelte den Kopf.
    «Wir wollen ja auch nichts durchsuchen», sagte sie. «Nur ein paar Fragen stellen.»
    Baumanns Fuß klemmte noch immer in der Tür. Er drehte sich um und stemmte sich dagegen, doch die Tür bewegte sich nicht.
    «Das gibt’s doch nicht», stöhnte Baumann. Ein junger Kollege erbarmte sich seiner und lehnte sich mit der Schulter gegen die Tür. Laura beobachtete, wie die Gesichter der beiden Männer rot anliefen, und ganz allmählich bewegte sich die Tür, öffnete sich Zentimeter um Zentimeter, während Rosl Meier laut zeterte. Laura schlüpfte in die Wohnung, sobald die Öffnung breit genug war. Hinter der Tür kauerte die dicke Frau, ihre Beine fest gegen die Wand gestemmt, keuchend und schweißüberströmt.
    «Das hat keinen Sinn, Frau Meier», sagte Laura leise. «Da draußen stehen sechs Männer. Das

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