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Wie man die richtige Arbeit für sich findet

Wie man die richtige Arbeit für sich findet

Titel: Wie man die richtige Arbeit für sich findet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roman Krznaric
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erleben.
    Wie alle Strategien ist auch diese mit Risiken behaftet, wie Helena Fosh Ihnen berichten kann. Sie tauschte ihre hohe Position in der Werbebranche, wo sie für Millionen-Etats verantwortlich war, gegen eine Familie ein. »Zwei Kinder später habe ich die Frauen, die immer noch arbeiteten, insgeheim aber beneidet«, erinnert sie sich. »Sie hatten eine Aufgabe, die mir fehlte – während ich glaubte, was ich für das Familienleben und für meinen Mann leistete, würde nicht ausreichend gewürdigt.« Helena musste erfahren, wie schwierig der Identitätswandel von der »erfolgreichen Karrierefrau« zur »Vollzeitmutter« sein kann. Dass Elternarbeit nicht bezahlt wird und man keine Aussichten auf Beförderung hat, macht es nicht leichter. Als Helena schließlich wieder auf den Arbeitsmarkt zurückkehrte, musste sie feststellen, dass ihre früher gesammelten Erfahrungen und ihre Fähigkeiten überholt waren und die lange Berufspause ihr Selbstvertrauen untergraben hatte: »Es war eine große Herausforderung für mich, das Gefühl, den Anforderungen nicht mehr zu genügen, zu überwinden und wieder mehr Selbstvertrauen zu gewinnen.« Heute glaubt sie: »Ihren Beruf aufzugeben ist der schwerste Fehler, den eine Frau machen kann; Frauen sollten sich, solange sie Kinder erziehen, trotzdem immer bemühen, einen Fuß in der Tür zu behalten, koste es, was es wolle.«
    Dem würde nicht jeder zustimmen. Viele Menschen blühen auf, wenn sie sich ganz ihren Kindern widmen, und begreifen das als die erfüllendste Aufgabe, die sie sich vorstellen können. Sie betrachten die Erziehung ihrer Kinder als einen Beruf, der ihrem Leben einen Sinn und eine Richtung gibt. Anders als zuvor in der Erwerbsarbeit, wo sie sich überflüssig vorkamen, spüren sie, dass sie in ihrer Funktion als Eltern unersetzlich sind: die einzigen Personen, die ihrem Kind Mutter oder Vater sein können. Die Auffassung, dass Kindererziehung ein eigenständiger Beruf ist, wird von feministischen Wirtschaftswissenschaftlerinnen wie Nancy Folbre vertreten, die auf die enorme soziale Leistung und den ökonomischen Wert unbezahlter erzieherischer und übrigens auch pflegerischer Tätigkeit hinweisen. In Großbritannien zum Beispiel wird der Durchschnittswert unbezahlter mütterlicher Hausarbeit auf 30 000 Pfund pro Jahr geschätzt, eine Ziffer, die in keiner nationalen Statistik auftaucht.
    Brian Campbell ist ein kanadischer Vater, der eine vielversprechende Karriere als Sinologe mit dem Spezialgebiet chinesischer Lyrik aufgab, um seine vier Söhne nach der Trennung von seiner Partnerin allein großzuziehen. Für ihn steht fest, dass Kindererziehung eine wertvolle Tätigkeit ist, auch wenn sie nicht entlohnt wird. »Ich ging meine Aufgabe als alleinerziehender Vater an wie einen Job«, sagte er und berichtete, dass er seine Kinder sogar zwei Jahre lang zu Hause unterrichtet habe. Brian bedauerte zwar, dass seine Chance auf eine akademische Karriere dahin sei. Er betonte aber auch, dass die Erziehung seiner Kinder, die Weitergabe seiner Werte, seiner Leidenschaft fürs Lernen und Problemlösen und die Möglichkeit, sie auf alle nur denkbare Weise zu unterstützen, ein Opfer waren, das sich gelohnt habe. Der Lohn der Elternarbeit besteht nicht in Geld oder beruflichem Status, sondern in den Beziehungen zu anderen.
    Kinder zu erziehen ist eine Möglichkeit, beruflich neue Wege einzuschlagen
    Die Geschichte von Brian Campbell geht noch weiter. Als seine Kinder klein waren, fand er, es sei eine gute Gelegenheit, ihr Interesse für Botanik zu wecken, indem er ihnen alles über die Bienen beibrachte, die durch den Garten hinter ihrem Haus flogen. Schon bald fing er an, selbst Bienen zu züchten, um ein kleines Nebeneinkommen zu erwirtschaften. Fünfzehn Jahre später, seine Kinder sind fast alle erwachsen, hat Brian einen kleinen Bauernhof gepachtet, besitzt an verschiedenen, über die ganze Stadt verstreuten Standorten Bienenkörbe und gibt Kurse über Bienenhaltung in der Stadt. »Ich mag Bienen und lasse andere an meiner Leidenschaft für sie teilhaben«, sagt er. »Es hat eine Weile gedauert, bis ich begriff, dass das neben meiner Tätigkeit als Hausmann und Vater mein Beruf geworden ist. Geplant war das absolut nicht; es hat sich nur einfach aus der Notwendigkeit ergeben, mich und meine Familie zu ernähren. Jobs, glaube ich, können zum Beruf werden, wenn sie ein Eigenleben gewinnen.«
    Das Problem der Vereinbarkeit von Arbeit und Familie stellt sich noch

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