Wie man einen verdammt guten Roman schreibt
habe. Er schreibt: »Unserer Ansicht nach ist der Ursprung oder der Ausgangspunkt eines Stücks ein fundamentales Gefühl oder ein Element eines solchen Gefühls …»
William Foster-Harris vertritt in seinem weitverbreiteten Buch The Basic Formulas of Fiction noch eine andere Auffassung. Er behauptet, das Grundprinzip bestehe darin, »die Lösung eines Problems moralischer Arithmetik zu veranschaulichen«, wie beispielsweise Stolz + Liebe - Glück. Viele junge Schriftsteller haben seine Formeln in der Vorbereitungsphase einer Geschichte äußerst nützlich gefunden.
Die vielleicht nützlichste Methode, das zugrundeliegende Prinzip in Worte zu fassen, ist die eines Syllogismus, wie es wohl zuerst W.T. Price in The Analysis of Play Construaion and Dramatic Prindple (1908) vorgeschlagen hat. Er ist der Ansicht, das Grundprinzip könne am besten als »Proposition« zum Ausdruck gebracht werden, die er definiert als »kurze logische Feststellung oder Syllogismus dessen, was durch die vollständige Handlung des Stücks demonstriert werden soll.«
Lajos Egri nennt diesen Syllogismus »Prämisse« oder »Absicht«, was, wie er sagt, nur andere Namen sind für »Thema, zugrundeliegende Idee, zentrale Idee, Ziel, Absicht, treibende Kraft, Gegenstand, Plan, Plot oderGrundemotion«. Egri entscheidet sich dafür, es »Prämisse« zu nennen, »weil das alle Elemente einschließt, die die anderen Wörter auszudrücken versuchen und weil es weniger als diese Gefahr läuft, mißverstanden zu werden«.
Egri bezieht sich auf das Schreiben von Theaterstücken, aber dasselbe gilt auch für den Fall, daß Sie versuchen, einen verdammt guten Roman zu schreiben.
DEFINITION DER PRÄMISSE
Wenn Sie bei einer Diskussion die These vertreten wollten: »Hunde sind bessere Haustiere als Katzen«, wie würden Sie dabei vorgehen? Sie würden argumentieren, daß Hunde freundlicher sind, besser erziehbar, liebenswürdiger, angenehmer usw. Sie würden alles Gute aufführen, was sich über Hunde sagen ließe, und alles Schlechte über Katzen. Selbst wenn Sie irgend etwas Gutes über Katzen wüßten, würden Sie es nicht erwähnen, weil es Ihrer These zuwiderliefe. Die Prämisse eines Arguments besteht im Behaupten des Ergebnisses, das durch die Argumentation erreicht werden soll. Jeder Teil der Argumentation muß zu der Prämisse beitragen, wenn sie ihren Zweck erreichen soll.
Wenn Sie vorhätten, ein polemisches Sachbuch zu einem kontroversen Thema zu schreiben, würden Sie ähnlich vorgehen, wie bei einer einfachen Diskussion. Ihr Buch würde im Grunde eine ausführliche Argumentation sein. Sie hätten eine Prämisse zu beweisen; diese Prämisse wäre das Ergebnis, zu dem Ihr Buch kommt. Sie wollen beispielsweise ein Sachbuch mit dem Tenor schreiben: »Wirtschaftskriminalität zahlt sich aus«. Es würde kein Kapitel enthalten, das von den langjährigen Gefängnisstrafen berühmter Wirtschaftskrimineller handelt. Das ginge nicht. Das würde Ihrer Prämisse widersprechen. Stattdessen würden Sie auf die hundert Wirtschaftskriminellen verweisen, die in Brasilien in Saus und Braus von ihrem ergaunerten Vermögen leben.
Sehen Sie sich irgendein Sachbuch zu einem umstrittenen The-ma genauer an: die Prämisse des Autors ist leicht zu finden. Ein Buch mit dem Titel Robert E. Lee, der Held der Südstaaten wird alles über Lee und den Sezessionskrieg bringen; es wird kein Kapitel über das Rosenpflücken in Tibet enthalten. Ein Buch über Tiere in freier Wildbahn hat keinen Anhang über das Pokern. Die Prämisse bindet den Autor an das Thema.
In einem Sachbuch ist die Prämisse des Autors eine »universelle« Wahrheit. Beispiele: »Krieg ist schlecht«, »Pestizide sind ein Segen«, »Millard Fillmore war ein großer Präsident«. Sie ist »universell«, weil sie immer und überall genauso bewiesen werden kann. Wenn der Leser Ihnen Ihre These abkauft, ist er überzeugt, im Besitz der Wahrheit zu sein, selbst wenn eine andere Autorität ihn vom Gegenteil zu überzeugen versuchte. Bei der Darlegung seiner Prämisse präsentiert der Sachbuchautor Beweismaterial, das in der »wirklichen« Welt überprüft und widerlegt werden kann.
Die Prämisse eines fiktionalen Werks dagegen ist nicht beweisoder bestreitbar in der »wirklichen« Welt. Der Grund: Die Prämisse eines fiktionalen Werks ist keine universelle Wahrheit. In einem Roman ist die Prämisse nur wahr im Hinblick auf die besondere Situation
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