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Wie man einen verdammt guten Roman schreibt

Wie man einen verdammt guten Roman schreibt

Titel: Wie man einen verdammt guten Roman schreibt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James N. Frey
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Vorstellung gemacht werden kann. Wenn Sie eine Geschichte schreiben wollen, picken Sie sich die Idee heraus, die Ihnen am besten gefällt. Nehmen wir an, Onkel Wilmont. Das ist der erste Schritt. Dann setzen Sie sich mit einem Stift und Papier hin und beginnen, sich Gedanken über Ihre Geschichte zu machen.

        William C. Knott rät in seinem Buch The Craft ofFiction, nicht mit einer Prämisse (er nennt es Thema) anzufangen, sondern mit Figuren, »die nach all dem Leben verlangen, das Sie für sie auf die Druckseite bringen können. Es sind die Figuren, die Sie an den Schreibtisch zwingen müssen, indem sie darauf bestehen, daß Sie ihre Geschichte erzählen.«

    Also fangen Sie mit. Onkel Wilmont an, obwohl Sie noch gar nicht genau wissen, was Sie über ihn sagen oder ihn tun lassen wollen. Alles, was sie wissen, ist, daß Onkel Wilmont ein interessanter Typ ist. Er sammelt Käfer. Er raucht streng riechenden Tabak. Er erzählt gute Witze. Er streitet sich laut mit seiner Frau. Er ist ein alter Sozialist, dessen politisches Engagement nie nachgelassen hat. Wie verwenden Sie nun diese faszinierende Figur in einer Geschichte? Er steht vor Ihrem geistigen Auge, und Sie zerbrechen sich den Kopf, aber es passiert nichts. Es kommt keine Geschichte dabei heraus, Sie können nachdenken, soviel Sie wollen. Sie stecken fest. Wo ist die Geschichte? Es muß etwas mit Onkel Wilmont geschehen. Wonach Sie suchen, ist natürlich ein Dilemma. Um einen Wald in Brand zu stecken, zünden Sie ein Streichholz an. Um eine Figur in Brand zu stecken, stellen Sie sie in eine Konfliktsituation.

        Was Sie immer an Onkel Wilmont in Erstaunen versetzt hat: Er ist ein Geizhals. Er liebt Geld. Angenommen, ein Betrüger taucht auf und will ihm Sumpfgelände in Florida andrehen. Würde er darauf reinfallen? Vielleicht. Onkel Wilmont ist geldgierig. Sie beschließen, mit einer Grobskizze zu beginnen und zu sehen, was passiert. Sie haben zwar noch keine Prämisse, aber den ersten Teil: »Geldgier führt zu …«

        Ihr nächster Schritt besteht darin, sich zu überlegen, wie das Ende aussehen könnte. Sie sähen gern, daß Onkel Wilmont eine Lektion erteilt würde, aber das wäre nicht realistisch. Onkel Wilmont war schon immer geldgierig, aber er mußte nie dafür bezahlen. Nein, irgendwie würde Onkel Wilmont die Situation zu seinem Vorteil wenden. Er würde am Ende als Gewinner dastehen. Was gewinnt er? Reichtum? Geistige Werte? Liebe? Sie möchten, daß diese Geschichte etwas Besonderes ist. Angenommen, er wird betrogen. Er könnte einen Riesenwirbel veranstalten. Sein Bild könnte in die Zeitung kommen. Time könnte einen Artikel über ihn bringen. Onkel Wilmont würde in einem Fernsehinterview groß rauskommen. Johnny Carson könnte ihn einladen. Das Publikum könnte auf ihn abfahren. Er könnte durch seine Geldgier berühmt werden. Ihre Prämisse: »Geldgier führt zu Ruhm.«

    Es gibt kein Patentrezept dafür, wie man eine Prämisse findet. Sie fangen einfach mit einer Person oder einer Situation an, stellen den Protagonisten vor ein Dilemma und überlegen dann, wie es weitergehen könnte. Lassen Sie Ihre Phantasie spielen. Die Möglichkeiten sind in der Regel zahllos.
        Sie sind also mit einer Geschichte fertig und wollen mit einer anderen anfangen. Ihnen hat die Idee gefallen mit der Abschlußfeier und dem Mädchen, mit dem Sie beinahe getanzt hätten.

        Was kann man damit anfangen? Sagen wir, der Held Ihrer Geschichte ist ein intelligenter, aber schüchterner junger Mann, der sich in ein Mädchen verliebt hat, ohne je mit ihr zu sprechen. Die Liebe ist unerwidert - das ist sein Dilemma. Er heißt Otto, sie Sheila. Er weiß nur, daß sie neu in der Stadt ist und ihr Vater Millionär. Wenn er sie sieht, ist er gelähmt vor Angst. Er kann nicht den ersten Schritt tun. Haben Sie eine Prämisse? Noch nicht. Sie könnte lauten: »Große Liebe führt zu …«, aber wir wissen es nicht genau.

        Also lassen Sie Ihre Phantasie spielen, und hier ist das Ergebnis: Im Sommer nach dem High School-Abschluß kommt Otto an Sheilas Haus vorbei und sieht sie am Swimmingpool in der Sonne liegen. Seine Kehle ist wie zugeschnürt, seine Brille beschlägt. Er will an den Zaun gehen, um mit ihr zu reden, aber seine Knie werden weich. Schließlich nimmt er all seinen Mut zusammen und ruft sie an. Ja, sie kann sich dunkel an ihn erinnern, sagt sie. Und ja, sie wird mit ihm ausgehen. Sie verabreden sich. Er ist so verliebt

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