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Wie man einen verdammt guten Roman schreibt

Wie man einen verdammt guten Roman schreibt

Titel: Wie man einen verdammt guten Roman schreibt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James N. Frey
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Satz, jedes Wort dazu beitragen, die Prämisse zu beweisen. Gibt es keine Ausnahme? fragen sie. Die Regeln für das Schreiben spannender Geschichten sind überhaupt keine Regeln, sondern Prinzipien. Gegen jedes Prinzip kann verstoßen werden, wenn der Autor damit durchkommt. Melville ist damit in Moby Dick durchgekommen, das lange Abschweifungen über den Walfang enthält, und man hat ihn deswegen bewundert. Wenn Sie es jedoch versuchen, tun Sie das auf eigene Gefahr. Auf jeden Schriftsteller, der es mit Erfolg tut, kommen tausend, die dabei scheitern.

        Die Prämisse dieses Kapitels? »Jede spannende Geschichte hat nur eine einzige Prämisse.«

    DER UNBEWUSSTE SCHRIFTSTELLER

    So schockierend das auch klingen mag, einige Theoretiker glauben nicht an das Konzept der Prämisse. Einer von ihnen ist Kenneth MacGowan, der in A Primer of Playwriting (1951) Egris Theorie der Prämisse einigermaßen detailliert erklärt, dann aber sagt: »Ich nehme an, eine Prämisse zu finden ist in der Hauptsache eine harm-lose kleine Übung zur Herstellung von abgedroschenen Phrasen … Im großen und ganzen läuft es auf die Aussage hinaus, daß ein gutes Theaterstück eine moralische Botschaft haben muß.« McGowan ist zu dieser Schlußfolgerung gekommen aufgrund der vielen Schriftsteller, die tonnenweise Romane verkaufen, ohne jemals etwas von einer Prämisse gehört zu haben. Sie schreiben nach ihrem Instinkt, und einige von ihnen haben tatsächlich sehr gute Instinkte.
        Jean Z. Owen erzählt in ihrem Buch Professional Fiction Writing (1974) von ihrer Zeit als instinktive Schriftstellerin. Sie sagt, sie habe damals, als sie eine junge aufstrebende Schriftstellerin gewesen sei, »respektvoll zugehört, wenn jemand über Charakterisierung, Dialog oder Perspektive geredet habe, und sei gleichsam geistig auf die Knie gesunken, wenn jemand das Skizzieren eines Plots nur erwähnt habe«, aber wenn sich das Gespräch der Prämisse (die sie »Thema« nennt) zugewandt habe, habe sie »den Gegenstand als belanglos abgetan«.

        Eines Tages habe sie mit einem Lektor über einen geplanten Roman gesprochen. Sie habe ihre Notizen geordnet, eine gediegene Idee für die Geschichte, ein »beeindruckendes Dossier« über die Hauptfiguren und ein sorgfältig durchgearbeitetes Expose gehabt.

    Dann fragte sie der Lektor nach der Prämisse.

    Erstaunt sagte sie, sie habe noch nicht darüber nachgedacht.

        Daraufhin sagte der Lektor, sie hätten nichts, worüber sie sich unterhalten könnten.

        Bestürzt, sagt Miss Owen, sei sie nach Hause gegangen und habe lange nachgedacht. Sie ließ jede Geschichte, die sie geschrieben hatte, unter dem Aspekt der Prämisse Revue passieren und kam zu einem erstaunlichen Ergebnis: Die meisten Geschichten, die sie nicht verkauft hatte, hatten keine Prämisse, und jede einzelne, die sie verkauft hatte, hatte eine.

        »Seitdem«, sagt sie, »habe ich eine ganze Menge Schecks für Erzählungen und Romane kassiert, die ich niemals ohne die Erfahrung verkauft hätte, die ich damals gemacht habe.«

    Wie also hat Miss Owen Geschichten mit einer überzeugenden Prämisse geschrieben, ohne es zu wissen? Ganz einfach. Sie ist eine talentierte Schriftstellerin mit einem ausgeprägten Sinn für Geschichten. Sie hat intuitiv gearbeitet. Sie hat ihre Figuren in Konflikte verwickelt, und normalerweise kam sie am Ende zu einer Lösung, die irgendwie in Ordnung zu sein schien. Und es stellte sich heraus, daß sie in Ordnung war.

        Der Widerstand gegen die Idee einer Prämisse ist nach Miss Owens Feststellungen oft erstaunlich. Junge Schriftsteller fragen oft: »Wenn man eine großartige Geschichte schreiben kann, ohne eine Prämisse zu haben, warum soll man sich dann die Mühe machen, sich eine auszudenken?« Manche glauben sogar, es sei nicht nur eine Mühe, sondern möglicherweise zugleich verhängnisvoll. Einer von ihnen hat mal zu mir gesagt: »Was ist, wenn jemand eine tolle Geschichte mit lebendigen Figuren schreiben kann, die durch Konflikte an Format gewinnen (und auch noch alle anderen Bedingungen an einen guten Roman erfüllt), ohne das Konzept der Prämisse zu benutzen? Denk mal darüber nach (das jetzt mit moralischem Unterton), daß dein dauerndes Predigen, man müsse unbedingt eine Prämisse haben, für so jemand ganz schön gefährlich ist, weil er den Eindruck bekommen könnte, daß er einen schrecklichen Fehler gemacht hat, wenn man in seinem Buch nicht auf die

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