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Wie man leben soll: Roman (German Edition)

Wie man leben soll: Roman (German Edition)

Titel: Wie man leben soll: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Glavinic
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wird.
    – Deine Unterschrift ist nicht schwer zu fälschen, lacht er.
     
    Merke: Ärzte schreiben, wie sie schreiben, damit nicht ständig und überall gefälschte Rezepte auftauchen.
     
    Selbstverständlich nimmt man sich vor, den Kurs Kurs sein zu lassen. Er dauert sechs Wochen. Man hat Besseres zu tun, als in stickigen Seminarräumen Straßennamen zu lernen. Nun, eigentlich hat man nichts Besseres zu tun. Doch man verspürt wenig Lust auf Arbeit.
     
    Am ersten Kurstag läutet Mirko an der Tür, und man wird von ihm gezwungen mitzukommen.
    So geschieht es am zweiten Kurstag.
    So geschieht es am dritten Kurstag.
    So geschieht es an allen Kurstagen.
    Es sind dies Wochen gequälter Spannung. Man lernt natürlich nichts für die Taxilenkerprüfung, man lernt auch nichts für die Universität. Die Anrufe von Tante Kathi klingen zunehmend gereizt. Man macht sich am Nachmittag ein Bier auf. Nach Möglichkeit verbringt man Zeit mit Laura. Man muss ihr helfen, ihre Möbel nach den Vorschlägen eines Wünschelrutengängers umzustellen, da sie auf Wasseradern schläft.
    Wenn sie im Schiller arbeitet, sitzt man im Priamus oder stattet dem Jack Point einen Besuch ab. Es kann vorkommen, dass man bei diesen Streifzügen auf die Taxifahrt verzichtet und sich wie alle anderen Menschen mit dem Bus befördern lässt. Den schwarzen Hut hat man für alle Zeiten im Schrank verstaut. Wenn ihn jemand will, wird man ihn herschenken. Man möchte nie wieder der Pfarrer sein.
     
    Merke, denn das ist ein interessanter Aspekt des Lebens: Man entwickelt sich weiter und ändert Meinungen, ohne bewusst nachgedacht zu haben.
     
    Wenn sich der rote Walter einen Computer anschafft, verliert das Jack Point einen wichtigen Stammkunden.
    Spenden von politisch Gleichgesinnten haben es Walter ermöglicht, sich einen 286er zu kaufen, der nun in seinem Zimmer steht, jedem Besucher stolz vorgeführt wird und dem Zweck dienen soll, das Verfassen von Manifesten, Solidaritätsadressen und markigen Slogans zu erleichtern. Ungleich faszinierter sind der Besitzer und seine Wohnungsgenossen jedoch von einer anderen Anwendungsmöglichkeit dieses Geräts: dem Spielen.
    Es gibt da Schwertkämpfe, Fußball, Ufoabschießen, Zauberei, Tetris, Tortenschlachten, Minesweeper, Karate, Flipper, Kartenspiele und Brettspiele.
    Das ist etwas sehr Feines.
    Nicht lange nach dem Erwerb des Computers häufen sich Anrufe der Hochschülerschaft und verschiedener politischer Nachwuchsorganisationen, die sich wundern, wo die dringend benötigten Konzepte des roten Walter blieben. Da der rote Walter gerade damit beschäftigt ist, als Napoleon Moskau zu erobern, muss man am Telefon sein Talent als Märchenerzähler unter Beweis stellen. Man erfindet Geschichten von verstorbenen Tanten, von Furunkeln am Hintern, von Grippe, Zahnweh, Hexenschüssen und sogar Polizeibesuchen. Letzteres, das Unwahrscheinlichste, wird am bereitwilligsten geglaubt.
    Zum Dank für die Hilfestellung darf man sich an den Computer setzen. Währenddessen übernimmt Walter die Pflicht, für das leibliche Wohl der Spieler zu sorgen. Er manscht Gemüsereste zusammen, erhitzt den Brei, um ihn skrupellos als kubanischen Gemüseeintopf zu servieren. Man wartet am Computer darauf, dass das Menü fertig wird.
    Plötzlich fällt einem Tante Ernestine ein. Man hat Tränen in den Augen. Das passiert nicht selten. Auf einmal taucht ihr Bild vor einem auf, und man fühlt tiefe Trauer. So etwas kommt vor, wenn jemand gestorben ist, man muss nicht notwendigerweise für seinen Tod verantwortlich sein.
    Man hofft, dass Walter noch eine Weile beschäftigt ist.
    Wenn jemand ein Computerspiel fortsetzen will, benötigt er für die Zubereitung eines kubanischen Gemüseeintopfs acht Minuten.

 
    – Ob ein Mann ein großes Ding hat, erkennt man nicht an der Nase, sagt Inge. Das ist ein Märchen. Man sieht es an den Händen.
    – Das mag schon so sein, entgegnet man und greift in die Einkaufstüten.
    Sie beißt in einen Apfel, der so rot ist wie ihre Wangen. Ihre Augen glänzen.
    – Zeig mal deine Hände her.
    Man stöhnt, packt weiter aus. Inge lacht auf.
    – Durchschnitt ist okay. Besser als klein. Ich verrate dir jetzt etwas. Er braucht nicht groß zu sein. Fleißig muss er sein.
    Inge hat zwei intensive Tage mit einem Kerl aus der Steiermark hinter sich und scheint versessen darauf zu sein, die Penisdiskussion weiterzuführen. Man fragt, ob sie daran gedacht habe, die Kartoffeln zu besorgen, und erinnert sie daran, dass Laura

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