Wie man seine durchgeknallte Familie überlebt - Rick ; Bd.1
schwer. »Ist das dein Ernst?!«
Pa nickte. »Mein voller Ernst.«
Mary hielt Pa ihren Teller hin. »Also, ich bin wirklich neugierig, wie das schmeckt. Und du, Wutz, solltest auch öfter mal was anderes essen als immer nur Fleisch. Warum nicht mal was Vegetarisches?«
Wutz verschränkte die Arme vor der Brust und schüttelte den Kopf. »Nee, Leute, nicht mit mir. Ich begnüge mich mit Kartoffeln.« Er stand auf, ging in die Küche und kam kurz darauf mit einer großen Flasche Ketchup zurück.
»Mit Ketchup ist alles zu ertragen«, sagte er und zwinkerte mir zu.
»Mhmm …«, schwärmte Mary. »Wutz, du verpasst was. Die Bällchen sind superlecker. Wirklich.«
Ich langte ebenfalls ordentlich zu und ließ ein begeistertes »Leeecker!« hören.
Als sich schließlich auch Wutz an die Bällchen wagte und überrascht: »Hey, das ist ja gar nicht so übel!«, rief, schaute Pa kurz etwas unsicher. Aber er fischte Linda dennoch ein paar Bällchen aus der hellen Soße und legte sie auf ihren Teller.
Linda war ganz aus dem Häuschen. »Philipp, wo hast du die denn her? Das sind die besten Sojabällchen, die ich jemals gegessen habe!«
Tja, wer hätte gedacht, dass Linda meine Kreation so super finden würde?
Pa ahnte nichts Böses. Er lachte laut über Lindas lustige Geschichten. Und zwischendurch fassten er und sie sich immer wieder an den Händen und strahlten sich glückselig an.
Als Linda herzhaft in ihr letztes Bällchen biss, grinste ich und sagte: »Ja, ja, wie gut, dass ich Pas komisches Zeugs ausgetauscht habe.«
Pa legte sein Besteck zur Seite und schaute mich erstaunt an. »Was soll das heißen, Rick?«
Ich lächelte scheinheilig.
»Na ja, das war doch eindeutig vergammelt, diese Pampe, die du da vorhin ausgepackt hast.«
»Vergammelt?«, fragte Mary und tastete hektisch den Kopf nach ihrer Brille ab. »Was meinst du mit vergammelt, Rick?«
Ich neigte den Kopf ein wenig zur Seite und sagte mit Unschuldsmiene: »Na ja, Pa war vorhin so hektisch. Deshalb hat er nicht bemerkt, dass das Fleisch schon verdorbenwar. Ich wollte ihm aber nichts sagen, damit er nicht noch nervöser wird.«
Pa zog eine Augenbraue hoch. »Was redest du da, Rick? Ich habe dir doch erklärt, dass das Soja ist und kein Fleisch.«
Seine Stimme klang nach mühsam unterdrücktem Ärger und leichter Panik.
»Echt?«, fragte ich überrascht. »Das habe ich dann wohl irgendwie falsch verstanden. Ich dachte, das Zeugs sei schlecht. Und deshalb bin ich zum Fleischer gelaufen und habe neues Hackfleisch gekauft. Ich wollte dir nur helfen.«
Finn verschluckte sich an der Apfelschorle und bekam einen Hustenanfall.
»Was hast du gemacht?«, schrie Pa im gleichen Moment.
»D-das ist Fleisch? Echtes Fleisch?« Lindas Kiefer verkrampfte sich. Sie ließ das restliche Fleischbällchen auf ihrer Gabel sinken. Man konnte regelrecht mit ansehen, wie ihr alles wieder hochkam.
Ich nickte langsam. Nur ein einziges Mal. Aber das reichte vollkommen aus.
Linda presste sich die Hand vor den Mund. »Oh, Gott!«, würgte sie hervor, sprang vom Tisch auf und stürmte ins Badezimmer. Die Tür knallte sie hinter sich zu.
Pas Gesicht verfärbte sich dunkelviolett. »Das hast du doch mit Absicht gemacht!«, ranzte er mich an und rannte Linda hinterher.
Okay, an dieser Stelle wurde mir klar, dass Pa meine Hackfleischbällchenaktion doch nicht so locker wegstecken würde, wie ich angenommen hatte.
Mary schien den gleichen Gedanken zu haben. »Auweia«, murmelte sie. »Das gibt Ärger.«
Wutz sagte nichts. Er starrte nur wie versessen auf seine Hände, so als ob er sie gerade zum ersten Mal in seinem Leben bemerkt hätte.
Der Einzige, der von meiner Aktion begeistert zu sein schien, war Finn. Er lächelte mich an und sagte: »Hervorragend! Das wird meine Mutter dir nie verzeihen.«
Tja, leider lief dann doch alles ganz anders als geplant. Aktion »Hackfleischbällchen« war ein absoluter Reinfall.
Anders als Finn vorhergesagt hatte, verzieh mir Linda ziemlich schnell. Nämlich direkt nachdem sie das Klo verlassen hatte und ins Billardzimmer zurückkam.
»Rick hat es bestimmt nicht böse gemeint«, krächzte sie und lächelte gequält.
Ihre Augen waren blutunterlaufen. Das restliche Gesicht kalkweiß. Mit zitternden Händen griff sie nach dem Wasserglas.
Okay, so ein kleines bisschen tat sie mir leid, denn sie sah wirklich übelst mitgenommen aus.
Pa durchbohrte mich mit dreimal tödlichen Blicken und bestand darauf, dass ich mich bei ihr
Weitere Kostenlose Bücher