Wie man seine durchgeknallte Familie überlebt - Rick ; Bd.1
entschuldigte.
Fast hätte ich es auch getan. Doch dann kam mir Gismo zur Hilfe – und ein wenig auch Finn.
»Entschuldigung, aber hier stinkt es ganz furchtbar«, stellte er fest und hielt sich die Nase zu. Genau in dem Moment, als ich stammelnd zu meiner Entschuldigung ansetzen wollte. Super Timing, hätte ich dem Clown gar nicht zugetraut.
Mary guckte sofort vorwurfsvoll in Wutz’ Richtung.
Der hob unschuldig die Schultern. »Ich war’s nicht.«
Mary rümpfte die Nase. »Du nicht, aber dein Kater!«
Sie schob ihren Stuhl zur Seite, ging in die Hocke und zog den empört maunzenden Gismo unter dem Tisch hervor.
»Du Ferkel«, schimpfte sie und trug ihn in die Küche.
Als sie wieder zurückkam, guckte Wutz ihr trotzig entgegen. »Danke, aber das war wirklich nicht nötig. Hättest du ihm kein Dosenfutter gegeben, wäre alles in bester Ordnung.«
Mary lachte höhnisch. »Ach so, sollen wir für den Rest des Abends lieber hier mit Gasmasken herumsitzen, oder was?«
Pa war das Ganze sichtlich peinlich. »Könnt ihr bitte damit aufhören?«, murmelte er und blickte von Mary zu Wutz. Er sah aus, als ob er jeden Moment zu heulen anfangen wollte.
»Finn, du solltest dich entschuldigen«, mischte sich nun auch noch Linda ein.
Durch Finns sonst so teilnahmslosen Körper ging ein heftiger Ruck. »Warum denn das? Ich habe doch nur gesagt: ›Entschuldigung, aber hier stinkt es ganz furchtbar.‹«
»Das sagt man aber nicht«, fand Linda.
Finn blieb erstaunlicherweise hartnäckig. »Wenn es doch so ist!«
»Er hat ja recht«, nahm Pa ihn in Schutz. »Gismo ist wirklich …« Doch er brachte den Satz nicht zu Ende.
Mary fiel ihm nämlich ins Wort. »Ich möchte das nur mal klarstellen, ich habe Gismo kein Dosenfutter gegeben. Und außerdem wäre es sowieso egal. Dein Kater pupst doch ständig«, giftete sie Wutz an.
»Besser hin und wieder ein kleiner Pups und lammfromm, als gemeingefährlich«, schnauzte Wutz.
Ich lehnte mich zurück.
Die Spiele sind eröffnet, dachte ich und grinste in mich hinein.
Wutz und Mary mögen sich wirklich richtig, richtig gerne. Ehrlich! Aber wenn es um Gismo und Helena geht, dann fliegen zwischen ihnen regelmäßig die Fetzen.
Und deshalb wetterte Mary nun auch prompt: »Helena ist nicht gemeingefährlich. Das behauptest du nur, weil du Schiss vor ihr hast. Genauso wie vor allen Hunden.«
»Ach, Helena ist dein Kampfhund?«, fragte Linda.
Perfekt! Auf so einen Spruch stand bei Mary mindestens die Würgestrafe!
Pa stöhnte verzweifelt. Wutz lachte prustend los und Mary bekam Ufo-Augen. »Wie kommst du denn darauf? Helena ist eine französische Bulldogge!«
»Von wegen«, entgegnete Wutz. »Helena hat meinem unschuldigen Kater ein Stück vom Ohr abgebissen.«
Mary spitzte die Lippen. Ein klares Zeichen dafür, dass sie kurz vorm Explodieren war.
»Sind Kampfhunde denn nicht auch sehr teuer in der Versicherung?«, setzte Linda noch einen drauf.
Mary atmete ein paarmal tief durch.
»Helena ist KEIN Kampfhund!«
»Das würde ich an deiner Stelle jetzt auch behaupten«, stichelte Wutz.
Mary sah aus, als ob sie ihm am liebsten eine scheuern würde.
Und Pa rief verzweifelt dazwischen: »Wer hat Lust auf Nachtisch? Garantiert fleischfrei.«
Alle starrten ihn an.
»Das fand ich jetzt aber gar nicht lustig«, zischte Linda beleidigt.
Pa schluckte schwer. »Nein, nein, so … so … meinte ich das …«
»Wie auch immer. Ich muss jetzt nach Hause«, fiel Mary ihm ins Wort. »Mein fieser Kampfhund hat Hunger.« Dabei sah sie Linda aus zusammengekniffenen Augen an.
Sie stand auf, nickte kurz in die Runde, gab mir einen flüchtigen Kuss auf die Stirn und rauschte davon.
»Ich wollte deine Schwiegermutter wirklich nicht verletzen«, stammelte Linda.
Pa rieb sich erschöpft über sein rot geschecktes Gesicht.
»Schon gut, Linda. Mach dir deswegen keine Sorgen. Mary ist nicht nachtragend. Aber wie kommst du denn darauf, dass Helena ein Kampfhund ist?«
Auweia!, dachte ich.
Doch bevor Linda ihren Zeigefinger in meine Richtung strecken konnte, verkündete Wutz, dass er müde sei und ins Bett gehen wolle.
»Sorry, aber es waren ein paar harte Tage und Nächte. Und wenn ich ehrlich bin, dieser Abend war auch nicht gerade entspannend.«
Er hob kurz die Hand, lächelte Finn an und klopfte mir freundschaftlich auf den Rücken. Dann verschwand er in sein Zimmer.
Kurze Zeit später verabschiedeten sich auch Linda und Finn. Pa sah total mitgenommen aus. Trulla-Linda
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