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Wie man seine durchgeknallte Familie überlebt - Rick ; Bd.1

Wie man seine durchgeknallte Familie überlebt - Rick ; Bd.1

Titel: Wie man seine durchgeknallte Familie überlebt - Rick ; Bd.1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Westfalen> F.-Coppenrath-Verlag <Münster
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geblieben. Er hielt sich die Seite und schnaufte wie ein Walross.
    Ich schaute wieder nach vorne. Finn musste ein paar Meter vor mir um eine Ecke gebogen sein. Als ich hinter ihm her wollte, flog ich beinahe von meinen Inlinern. Eine Hand hatte mich gepackt und hielt mich fest.
    »Komm schnell, wir verstecken uns im Teehaus«, sagte Finn.
    »Teehaus?« Ich verstand nur Bahnhof.
    Ungeduldig deutete Finn mit dem Kopf auf ein kleines Holzhaus mit Strohdach. »Das ist die Nachbildung eines japanischen Teehauses aus dem 18. Jahrhundert. Da sucht bestimmt niemand nach uns. Komm, wir dürfen keine Zeit verlieren!«
    Er zog mich einfach mit sich – und ich wehrte mich nicht. Ein besserer Plan fiel mir nämlich leider auch nicht ein.
    Beim Teehaus angekommen, ging Finn in die Hocke und krabbelte auf allen vieren durch die schmale Tür ins Innere.
    Ich zögerte.
    »Was ist los?«, fragte Finn.
    »Bist du dir sicher, dass der Boden uns beide aushält?«, fragte ich und warf einen skeptischen Blick auf die dünne Strohmatte.
    Finn stöhnte genervt. »Aber natürlich. Es sei denn, du bist ein Angsthase.«
    Idiot!
    Ich und Angsthase.
    »Das hättest du wohl gern«, knurrte ich.
    Finn blickte mich einen Moment lang schweigend an. Dann verzog er seinen Mund zu einem schiefen Grinsen. »Warum trägst du eigentlich diesen sonderbaren Fahrradhelm?«
    Mist! Den rosa Albtraum auf meinem Kopf hatte ich völlig vergessen. Dabei war er doch der Grund, warum ich jetzt vor diesem blöden Teehaus stand und jeden Augenblickdamit rechnen musste, dass ein Museumswärter um die Ecke kam und mich am Kragen packte.
    »Mach Platz«, schnauzte ich Finn an und drängte mich in das Teehaus hinein.
    Finns Grinsen wurde noch unverschämter. Am liebsten hätte ich ihm eine geknallt.
    »Und nun?«, knurrte ich stattdessen. »Hier entdecken die uns doch sofort.«
    Jeder Blinde mit Krückstock konnte uns durch das Fenster an der Seite auf dem Boden des Teehauses hocken sehen. Wie zwei alberne Pinscher. Nur einer von ihnen mit Rollen unter den Füßen und peinlichem Helm auf dem Kopf.
    Verdammt. Wie konnte ich bloß in so eine bescheuerte Situation geraten?!
    Aber für Selbstmitleid blieb keine Zeit. Im nächsten Moment hörte ich nämlich hastige Schritte durch den Raum eilen.
    »Schnell!«, zischte Finn und schob die linke Wand zur Seite.
    Ich staunte Bauklötze. Das war gar keine Wand, sondern eine Schiebetür! Dahinter verbarg sich eine winzig kleine Kammer, die man von außen nicht sehen konnte.
    »Woher weißt du …?«
    Weiter kam ich nicht.
    Finn legte den Zeigefinger auf die Lippen und machte: »Pssst …« Dann schob er die Wand hinter uns ganz vorsichtig wieder zu.
    Ich lauschte.
    Aber ich hörte nur mein Herz, das hart gegen die Rippen schlug. Ob für uns überhaupt genug Sauerstoff in diesem Kämmerchen war?
    Die Stopper meiner Inliner drückten sich schmerzhaft in meinen Hintern. Der Drang, die verdammten Dinger auszuziehen, wurde immer größer. Langsam, aber sicher kämpfte sich eine Schweißperle unter meinem Fahrradhelm hervor und rann mir über die Stirn.
    »Ich kann so nicht mehr sitzen«, murmelte ich.
    Erneut legte Finn den Zeigefinger auf die Lippen und schüttelte den Kopf.
    Und dann hörte ich es auch.
    Stimmen.
    Mindestens drei verschiedene.
    Und dazu hektisch klackernde Schuhpaare.
    »Die müssen noch hier drinnen sein.« Das war der Dicke. Eindeutig.
    »Na ja, dann schauen wir uns am besten mal um. Viele Möglichkeiten zum Verstecken gibt es hier ja nicht«, sagte eine andere Männerstimme.
    »Und Sie sind sicher, dass die beiden Jungs nicht schon wieder aus der Völkerkundeabteilung heraus sind?«, fragte eine weitere Stimme.
    »Ganz sicher!«, sagte der Dicke. »Ich habe den Ausgang die ganze Zeit über nicht aus den Augen gelassen.«
    »Hallooo! Jungs, seid ihr hier?«, rief die erste Männerstimme.
    Netter Versuch. So blöd waren wir nun auch nicht.
    Die Schritte verteilten sich im Raum.
    Einer der Männer untersuchte das Teehaus. Er kroch sogar halb hinein. Ich konnte ihn zwar nicht sehen, aber ganz deutlich atmen hören.
    Das war’s dann wohl, schoss es mir durch den Kopf. Ganz bestimmt kannten sich die beiden Museumswärter hier aus und wussten von dem Geheimversteck. Es war nur eine Frage der Zeit, bis sich die Tür zur Seite schob und ein grimmig dreinblickender Wärter uns erwischte.
    Wir saßen in der Falle! Und das nur wegen dieser Flachpfeife Finn! Warum hatte ich überhaupt auf ihn gehört?!
    Ich hielt die Luft an.

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