Wie man sich beliebt macht
ersten Reihe hart erarbeitet. Ich hatte alles gegeben. Buchstäblich alles .
Die Sporthalle war gut gefüllt, und zwar nicht nur von Schülern der Bloomville Highschool. Ich sah, wie Beccas Eltern liebevoll ihre Tochter anblickten. Sie freuten sich, dass sie endlich auch einmal an einer Schulveranstaltung teilnahm. Als sie gekommen waren, hatten sie mich gefragt, ob meine Eltern auch da wären, weil sie sich gern zu ihnen gesetzt hätten. Sie sahen ein bisschen enttäuscht aus, als ich ihnen sagte, meine Eltern seien zu Hause geblieben, weil sie zu erschöpft gewesen wären - Mom wegen ihrer Schwangerschaft und Dad wegen meiner kleinen Geschwister.
Ich erwähnte nicht, dass sie gar nichts von der Auktion wussten. Okay, von der Auktion schon - klar, die ganze Stadt wusste davon. Aber sie hatten keine Ahnung, dass ich sie organisiert hatte.
Dr. Greer saß neben seiner Frau und einem Mann, der aussah wie der Bürgermeister. Ja tatsächlich, er war es - der Bürgermeister war da! Er war alleine gekommen, weil er und seine Frau sich gerade scheiden lassen und sich eine schmutzige Schlammschlacht liefern, über die wir manchmal etwas in der Bloomville Gazette lesen können. Ms Hampe, die neben ihnen saß, war kaum wiederzuerkennen, weil sie statt ihrer sonstigen grauen oder schwarzen Kostüme Jeans und einen Baumwollpulli anhatte. Sie warf immer wieder verstohlene Blicke zu Bürgermeister Waicukowski hinüber und schleuderte ihre mausbraunen Haare zurück.
Es war nicht zu übersehen, dass sie mit ihm flirtete.
Und es war auch nicht zu übersehen, dass er nichts dagegen hatte.
In letzter Minute - kurz bevor Mr Schneck alle in der
Halle zum rituellen Kampffisch-Klatscher aufforderte - sah ich jemanden durch die Seitentür in die Sporthalle treten, mit dessen Erscheinen ich nun wirklich überhaupt nicht gerechnet hatte: Jason.
Er hatte seinen Freund Stuckey dabei, einen kräftig gebauten Typen, der immer nur schlabberige T-Shirts von der Indiana University anhat und Shorts, die bis über die Knie reichen. Die beiden suchten sich Plätze in der letzten Reihe und sahen sich um. Als Jasons Blick auf mich fiel, winkte ich ihm. Warum auch nicht? Ich habe ja schließlich kein Problem mit ihm. Na ja, abgesehen davon dass er mich immer Crazytop nennt.
Aber Jason erwiderte meinen Gruß nicht. Dabei weiß ich genau, dass er mich gesehen hat.
Es fällt mir schwer, es zuzugeben, aber das tat verdammt weh. Dass er mich so ignorierte, meine ich. Was habe ich ihm denn getan?
Außer dass ich in Lauren Moffats 645ci mitgefahren bin.
Das verstößt ja wohl mit Sicherheit gegen die BMW-Etikette. Dass er mich so ignoriert, meine ich, bloß weil ich einmal in einem 645ci von jemand anderem mitgefahren bin.
Aber von mir aus. Wenn er deswegen auf mich sauer sein will, bitteschön. Ist mir doch egal.
Okay … Das wird dann zwar am Samstag ein bisschen merkwürdig, wenn er mich bei Grandpas Hochzeit in die Kirche führen muss und wir nicht mehr miteinander reden.
Aber egal.
Ich betrachtete Becca, die auf dem Podium stand und
in ihrer khakigrünen Caprihose und dem rosa geblümten Top sehr hübsch aussah. Sie ist eher stämmig gebaut (eigentlich ähnlich wie Stuckey - nur dass sie sich im Gegensatz zu ihm Sachen anzieht, die ihr auch passen). Sie hielt eines ihrer selbst gebastelten Erinnerungsalben in der Hand und lächelte ins Publikum.
Aber irgendwas stimmte nicht. Mit ihrem Lächeln, meine ich. Ihre Mundwinkel waren zwar hochgezogen, aber das Lächeln strahlte nicht hinauf bis zu ihren blauen Augen. Es hörte an der Zahnfleischkante auf. Und dann bemerkte ich, dass ihre Mundwinkel zitterten.
»Was ist denn, liebe Leute?«, hörte ich Mr Scheck sagen. »Will keiner bieten? Das ist eine einmalige Chance. Ich weiß genau, wie beliebt dieses Hobby bei uns in der Stadt ist. Es gibt Abende, da bekomme ich im Sizzlers-Steakhaus keinen Tisch mehr, weil sich die örtliche Scrapbook-Bastelgruppe dort trifft und das Restaurant bis auf den letzten Platz besetzt ist. Höre ich, dass jemand zehn Dollar für die junge Dame bietet? Wer hat Interesse?«
Und plötzlich traf mich die Erkenntnis wie ein Blitz: Niemand bot auf Becca.
Es war ein wahr gewordener Albtraum. Becca stand vorne auf dem Podium, lächelte tapfer und versuchte, nicht in Tränen auszubrechen, während die Fingerknöchel der Hand, in der sie das Album hielt, immer weißer wurden …
»Sehr schön. Wir haben ein Einstiegsgebot von zehn Dollar«, rief Mr Schneck zu meiner
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