Wie man sie zum Schweigen bringt
verdächtigst. Sei vorsichtig. Und lass mich rein. Ich klingele dreimal . «
Während ich mit ihr sprach, zog ich mir Schuhe an, schnallte das Schulterhalfter fest und zog eine Jacke darüber. Warum zum Teufel hatte ich Suvi gegenüber Rahnastos Namen erwähnt? Musste er die Falle nicht wittern? Ich rief auf dem Präsidium an und forderte eine Streife nach Hansakallio an. Die Besatzung sollte sich unverzüglich mit mir in Verbindung setzen, sobald sie den Einsatzbefehl quittiert hatte.
Glaubte Suvi, sie könne Rahnasto ein Geständnis entlocken? So etwas gab es nur in Fernsehserien. Hatte sie etwa eine Waffe? Den Zeitpunkt der Haussuchung hatte ich ihr ja im Voraus angekündigt. Aber würde sie wirklich schießen, obwohl ihre Kinder im Nebenzimmer schliefen? Wieweit konnte ich ihr vertrauen?
Als ich das Zentrum von Espoo passierte, meldete sich Liisa Rasilainen über Funk.
»Fünf-zwo-fünf ruft Kallio. Wo bist du? « Ihre Streife war bereits in Kauklahti.
»Lasst den Wagen an der Hansakuja stehen und geht den Rest zu Fuß, damit Rahnasto euch nicht bemerkt . «
»Sein Wagen ist gerade an uns vorbeigefahren. Ein schwarzer Mercedes, Kennzeichen REI-100. Jukka hat es im Register überprüft . «
»Der Herr ist überpünktlich. Bis gleich . «
Im selben Moment klingelte mein Handy. Suvi nannte nur ihren Namen, dann rauschte es in der Leitung. Ich hatte vergessen, den Kopfhörer aufzusetzen, sodass ich den Wagen nun mit einer Hand steuern musste, was auf der kurvenreichen Straße nicht einfach war.
»Guten Abend«, hörte ich Reijo Rahnastos heisere Stimme sagen. »Ich hatte noch nicht das Vergnügen, deine Bekanntschaft zu machen. Mein Beileid zum Tod deines Mannes . «
»Wir haben vor längerer Zeit am Telefon miteinander gesprochen. Deine Stimme ist unverkennbar . «
Suvis Stimme klang ganz nah, offenbar stand sie mit Rahnasto unmittelbar neben der Hutablage. Das war ein Fehler. Rahnasto war etwa einsfünfundsiebzig groß, sein Blick würde also nicht automatisch auf die Ablage fallen, doch das herunterhängende Kabel würde er vermutlich sehen. Oder war Suvi schlau genug gewesen, es hinter den Mänteln zu verstecken?
»Daran erinnere ich mich nicht«, sagte Rahnasto. Seine Stimme war noch tiefer und heiserer als gewöhnlich, als wolle er vermeiden, gehört zu werden.
»Nicht? Du hast Markos Handy angerufen, und ich bin drangegangen. Hatte er das Handy von dir? «
»Ist noch jemand in der Wohnung? «, fragte Rahnasto, dann waren seine Worte nicht mehr zu verstehen. Ich raste an der Bahnstation Kauklahti vorbei und bog zur Siedlung Hansakallio ab. Rahnasto war mit dem eigenen Wagen gekommen. Die Nachbarn würden seine Anwesenheit bezeugen können, also hatte er vermutlich nicht die Absicht, Suvi etwas anzutun.
Ich ließ meinen Wagen am Straßenrand stehen, nahm einen kleinen Recorder und einige Kassetten aus dem Einsatzkoffer und steckte sie in die Jackentasche. Vor dem Haus, in dem Suvi wohnte, erkannte ich Liisa Rasilainens schmale Silhouette. Die schräg einfallenden Sonnenstrahlen saugten jede Farbe auf, Liisa war nur eine schwarze Gestalt. Ihr Partner Jukka Airaksinen war nirgends zu sehen. Ich hielt das Handy fest ans Ohr gepresst, während ich zum Haus lief. Im Hintergrund war ein Gespräch zu hören, zu leise, um die Worte auszumachen, aber Suvi schien mit hoher Stimme und sehr schnell zu sprechen.
»Jukka ist auf der Rückseite, er versucht in die Wohnung zu sehen«, sagte Rasilainen. Auch sie hatte ihr Handy am Ohr. Schlagstock und Handschellen hingen am Gürtel.
»Ich geh hin und klingele. Wir können das Leben von Suvi und ihren Kindern nicht aufs Spiel setzen. Bleibt ihr draußen, aber haltet die Ohren offen. Gut möglich, dass wir Zeugen brauchen. Ich weiß nicht, ob Rahnasto bewaffnet ist . «
Zwei etwa zehnjährige Jungen, die Skateboard fuhren, sahen uns neugierig zu. »Guck mal, Tseba, zwei Bullentussis! Sucht ihr den Seppälä? Da kommt ihr zu spät, den haben sie heute beerdigt . « Die beiden lachten dreckig und sausten davon.
»Hattet ihr vereinbart, Rahnasto eine Falle zu stellen? «, zischelte Liisa, während sie mir in den Vorgarten folgte.
»Natürlich nicht! Suvi ist auf dumme Gedanken gekommen. Warte hier und lass dich nicht blicken, bis ich dich rufe . «
Liisa drückte sich an die Wand, während ich wie vereinbart dreimal klingelte. Niemand öffnete. Ich klingelte erneut und hörte zu meiner Erleichterung Suvis schrille, nervöse Stimme:
»Das
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