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Wie man sie zum Schweigen bringt

Wie man sie zum Schweigen bringt

Titel: Wie man sie zum Schweigen bringt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leena Lehtolainen
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einem Stand arbeiten, wo Kinder Polizisten zeichnen durften. Zum ersten Mal seit langer Zeit zog ich die Uniform an. Sofort straffte sich meine Haltung, die Schultern wirkten breiter. Iida fand, ich sähe komisch aus, fast wie ein Mann. Antti wollte gegen Mittag mit ihr zur Messe kommen, wo unter anderem Rundfahrten im Polizeiboot angeboten wurden.
    Der Tag verging rasch, der Umgang mit den Kindern machte mehr Spaß, als ich mir vorgestellt hatte. Iida probierte sämtliche Fahrzeuge aus, vom Motorrad bis zum speziell ausgerüsteten Polizeischlitten aus Lappland, an dem sie zu ihrem größten Vergnügen den Knopf ausfindig machte, mit dem man die Sirene einschaltet. Ich hatte mich bereit erklärt, am Abend beim Konzert die Eintrittskarten zu kontrollieren, weil ich mit eigenen Augen sehen wollte, wie Polizisten und Punker gemeinsam die Bühne bevölkerten. Als der Polizeichor und eine bunthaarige Band namens Kalle P. in bestem Einvernehmen »Die Polizei knüppelt wieder« von Eppu Normaali brachten, kamen mir bei meinen Pogosprüngen fast die Tränen.
    »Vor zwanzig Jahren wäre das undenkbar gewesen«, sagte ich zu Koivu, der neben mir hüpfte. »Weder die einen noch die anderen hätten mitgemacht. Schön, dass es in manchen Dingen eben doch Fortschritte gibt .  «
    »Die Zeiten ändern sich, Schwester Maria«, sagte Koivu mit feierlicher Stimme. »Übrigens… Ich wollte es dir den ganzen Tag schon erzählen. In zwei Wochen ziehen wir um. Wir wollen die Kollegen zum Helfen einladen, anschließend gibt's Bier. Kommst du auch? «
    Er machte ein Gesicht wie ein kleiner Junge, der mit den Fingern in der Keksdose erwischt worden ist.
    »Eine Umzugsaktion? Toll! Natürlich bin ich dabei«, antwortete ich und nahm mir vor, gleich am Montag die neue Teambildung zur Sprache zu bringen.
    Als ich nach Hause radelte, hüllte das bunte Grün des Frühsommers die Ufer ein. In Laajalahti flog ein Entenpaar aus dem Schilf auf und nahm Kurs auf das offene Meer, ließ sich aber schon bald wieder auf dem Wasser nieder. Auf der Insel Karhusaari wurde gefeiert, festlich gekleidete Menschen standen rauchend auf der Terrasse, am Bootssteg posierte ein Hochzeitspaar für den Fotografen. Am Horizont glitten Segelboote dahin. Antti war mit Iida nach Inkoo gefahren, um das Boot zu Wasser zu lassen. Ich dagegen würde auch den Sonntag auf der Messe verbringen, wo ich vor Erzieherinnen einen Vortrag über Gewaltprävention im Kindergarten halten sollte. Mein einziger Rat war, Schläge und gewalttätige Spiele nicht zu verherrlichen. Eigentlich hätte das ohnehin jedem klar sein sollen, auch wenn die Spielzeughersteller etwas anderes propagierten.
    Einstein begrüßte mich freudig, als ich nach Hause kam. Ich suchte mir einen Film aus unserer Videosammlung, doch bevor ich die Kassette einlegen konnte, klingelte das Telefon.
    »Kommissarin Kallio? «, fragte eine ängstliche Frauenstimme.
    »Am Apparat. Suvi, bist du es? «
    »Ja. Hör mal, ich hab diesen Rahnasto angerufen. Marko ist heute beerdigt worden, und ich hab mich so mies gefühlt… Ich wollte dem Dreckskerl zeigen, wem er den Vater weggenommen hat. Also hab ich ihn angerufen und gesagt, ich hätte in Markos Jeans was gefunden, was ihm gehört. Die Polizei wüsste nichts davon. Ich hab ihm einen Handel vorgeschlagen .  «
    »Was?! «
    »Ich hab gar nichts, oder eigentlich doch. Jedenfalls hat er versprochen, herzukommen. Zuerst dachte ich, mir kann nichts passieren, weil die Kinder im Haus sind, da wird er sich nicht trauen, mir was zu tun. Aber jetzt hab ich doch Angst. Wenn es mir genauso ergeht wie Marko? «

EINUNDZWANZIG
    Beruhige dich, Suvi! Gut, dass du mich angerufen hast .  « Ich bemühte mich, ruhig zu sprechen. »Was hast du mit Rahnasto vereinbart? «
    »Dass er um halb elf kommt, weil die Kinder dann schon schlafen .  «
    Es war zehn nach zehn.
    »Ich komm hin und fordere auch einen Streifenwagen an. Wenn Rahnasto klingelt, rufst du mich wieder an und hältst die Verbindung offen. Kannst du das Telefon irgendwo hinstellen, wo man es nicht gleich sieht? «
    »Auf die Hutablage .  «
    »Gut. Lass Rahnasto nicht in die Wohnung! «
    »Warum denn nicht? Wenn er nichts zu verheimlichen hätte, wäre er doch nicht bereit herzukommen. Er hat Marko umgebracht, und jetzt wird er dafür bezahlen! «
    »Hast du irgendein Beweisstück, das du mir nicht gegeben hast? «, fragte ich wütend, doch sie antwortete nicht. »Lass Rahnasto nicht merken, dass du ihn

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