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Wie man sie zum Schweigen bringt

Wie man sie zum Schweigen bringt

Titel: Wie man sie zum Schweigen bringt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leena Lehtolainen
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Stadtverwaltung herrschte seit einigen Jahren eine gespannte Atmosphäre, der Stadtdirektor und einige Ressortleiter lagen miteinander im Clinch. Viele führende Kommunalpolitiker waren der Meinung, die Stadt müsse wie ein Wirtschaftsunternehmen geführt werden, während andere dagegenhielten, die Kommune sei in erster Linie für die Bürger da und nicht für die großen Firmen, die Steuergelder in die Kasse brachten. Nach seinen Wortmeldungen zu urteilen, war Petri Ilveskivi das gewesen, was einige führende Politiker verächtlich als Sozialonkel und grünen Spinner bezeichneten.
    »Wen sonst könnte er in Wut gebracht haben? « , fragte ich.
    Eila Honkavuori funkelte mich wütend an.
    »Ich finde es unfair, dass Sie den Grund für den Überfall bei Petri suchen! Ganz egal, wem er auf die Füße getreten ist, das ist noch lange kein Grund, ihn zu erstechen! «
    »Da gebe ich Ihnen Recht. Es geht mir keineswegs darum, Ilveskivi die Schuld zuzuschieben, ich stelle diese Fragen nur, um den Täter zu finden. Wie stand Ihr Mann zu Ihrer Freundschaft mit Petri Ilveskivi? «
    Sie riss ihre runden Augen weit auf. »Wie er dazu stand? Warum hätte er zu Petri anders stehen sollen als zu meinen übrigen Freunden? Sie glauben doch wohl nicht, dass er eifersüchtig war. Petri war hundertprozentig schwul! «
    Ich hatte keine Lust, darüber zu debattieren, ob überhaupt irgendwer hundertprozentig homo oder heterosexuell war. Stattdessen kam ich direkt zur Sache.
    »Wusste Ihr Mann von Ihrer Absicht, ein Kind von Petri Ilveskivi zu bekommen? «
    Die violetten Augen wurden noch größer.
    »Nein! Woher wissen Sie es denn? «
    »Von Tommi Laitinen .  «
    »Und Ihre Polizistenlogik führt Sie zu dem Schluss, mein Mann wäre wütend geworden und hätte Petri umgebracht! So simpel ist das Leben nicht. Wenn das Ihre so genannte Theorie sein soll, darf ich mich jetzt verabschieden .  « Sie stand wütend auf.
    »Die Polizei muss alle Möglichkeiten in Betracht ziehen«, gab ich zurück. Insgeheim ärgerte es mich, die Zeugin gleich zu Beginn gegen mich aufgebracht zu haben. Ich wollte nicht mit Ström und Lahde in eine Schublade geworfen werden.
    »Unsere Kinderlosigkeit hat mit Petris Tod nichts zu tun, und ich will nicht darüber sprechen! «, schnaubte sie und hatte bereits die Klinke in der Hand. »Sind Sie sicher, dass der Anschlag Petri persönlich galt? In der Zeitung wird doch immer wieder berichtet, dass Leute ohne jeden ersichtlichen Grund zusammengeschlagen oder mit einem Messer angegriffen werden. Die Polizei müsste eigentlich besser wissen als ich, wie häufig so etwas passiert .  «
    Ich gab ihr keine Antwort, obwohl auch mir eine unmotivierte Zufallstat von Anfang an als wahrscheinlichste Alternative erschienen war. Warum versuchte ich überhaupt noch, Vernehmungen zu führen, wenn ich als Chefin so offensichtlich die Fähigkeit verloren hatte, Menschen zum Reden zu bringen? Selbst Lahde wäre mit Eila Honkavuori besser zurechtgekommen als ich.
    »Wenn Sie wirklich nichts anderes parat haben als Vorwürfe gegen meinen Mann, dann gehe ich jetzt. Hoffentlich finden Sie den Täter«, wütete sie nun und öffnete die Tür.
    »So warten Sie doch«, sagte ich und versuchte gar nicht erst, meine Müdigkeit zu verbergen. »Selbst wenn es sich um eine Zufallstat gehandelt hat, sind alle Informationen über Petri Ilveskivi nützlich. War die Strecke, die er mit dem Rad fuhr, allgemein bekannt? «
    »Als Petri nicht pünktlich zur Ausschusssitzung erschien, meinte der Vorsitzende mit anzüglichem Grinsen, ihm wäre sicher unterwegs der Gummi geplatzt. Der ganze Ausschuss wusste, dass Petri ab Ostern mit dem Rad zu den Sitzungen kam. Seinen Nachbarn war das sicher auch bekannt. Ich weiß jedenfalls, welche Verkehrsmittel meine Nachbarn benutzen .  « Sie machte die Tür wieder zu. »Wie gesagt, ich bin bereit, den ganzen Abend über Petri zu sprechen, wenn Ihnen das weiterhilft .  «
    Sie ging zum Sofa zurück, setzte sich und verschränkte zierlich wie eine Ballerina die Füße. Ich nahm mir vor, diese Haltung am Abend zu Hause einzuüben, denn ich hatte nie gelernt, in kurzen, engen Röcken anmutig zu sitzen.
    Ich bat Eila Honkavuori, ihre Erinnerungen an Petri mit mir zu teilen, und nach einer Weile verlor sie ihre Befangenheit. Sie erzählte von einem lebhaften und begabten Jungen, der schon in der Schulzeit anders gewesen war als die Sportkanonen und Hurriganes-Fans in seiner Klasse. Ihrer Meinung nach hatten alle

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