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Wie man sie zum Schweigen bringt

Wie man sie zum Schweigen bringt

Titel: Wie man sie zum Schweigen bringt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leena Lehtolainen
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Morgenbesprechung schlug der ungewohnt mürrische Koivu vor, alle anderen Ermittlungsstränge vorläufig ruhen zu lassen und erst wieder aufzugreifen, wenn der DNA- Test Marko Seppälä eindeutig aus dem Kreis der Verdächtigen ausschließen sollte. Die Überprüfung der Seriennummer auf dem Geldschein war bisher ergebnislos geblieben. Vielleicht hatte Suvi uns einen Schein gegeben, den sie als Wechselgeld im Laden bekommen hatte, oder die Anzahlung, die ihr Mann eingestrichen hatte, stammte aus legal verdientem Geld. Wie viel kostete ein solcher Überfall eigentlich? Seppälä hatte sich sicher mit ein paar Tausendern im Voraus und der Aussicht auf eine größere Summe nach vollbrachter Tat zufrieden gegeben.
    Aber hatte ihn wirklich jemand gekauft? Hatten die Rahnastos sich rächen wollen, weil Ilveskivi Kim Kajanus verführt hatte? Sowohl der Vater wie die Tochter hätten es sich leisten können, Seppälä anzuheuern. Reijo Rahnasto war geschäftsführender Direktor und Hauptaktionär einer Firma, die Kontroll- und Alarmsysteme produzierte und deren Aktienkapital sich auf zig Millionen belief. Eriikka Rahnasto hatte vor der Ausbildung zur Stewardess eine Fachhochschule für Fremdenverkehr besucht. Sie war schuldenfrei, denn den Studienkredit hatte sie nicht in Anspruch genommen, und ihre Wohnung hatte sie von dem Geld gekauft, das sie von ihrer Tante geerbt hatte. Das alles wusste ich von Eija Hirvonen, die eine geradezu unheimliche Fähigkeit besaß, Informationen auszugraben, die im Prinzip geheim waren. Insgeheim fürchtete ich, das Dezernat für Wirtschaftskriminalität könnte sie eines Tages abwerben wollen.
    Der Anrufbeantworter zeigte vier Nachrichten an, die ich gerade abhören wollte, als das Telefon klingelte. Ich hatte kaum meinen Namen genannt, da legte die wütende Männerstimme schon los: »Warum zum Teufel rückt ihr Eriikka auf den Hals! Was habt ihr ihr gesagt? «
    »Guten Morgen, Kim«, antwortete ich trocken. »Wir rücken deiner Freundin keineswegs auf den Hals, sondern überprüfen routinemäßig alle Besitzer von Motorrädern mit dem Reifentyp Metzeler ME 99. Du hast uns nicht gesagt, dass sie ein Motorrad hat .  «
    »Ich bin nicht auf die Idee gekommen, dass es irgendwie von Belang sein könnte. Eriikka wusste nichts von Petri und mir! Ihr habt doch wohl nicht erwähnt, dass…«
    »Nein, und wenn du kooperativ bist, wird das vielleicht nicht nötig sein. Raucht Eriikka? «
    »Nur auf Partys manchmal, oder wenn sie nervös ist. Stewardessen dürfen nicht nikotinabhängig sein .  «
    »Vermutlich nicht. Beruhige dich, Kim, es geht uns nur darum, Eriikka mit Sicherheit von der Liste der Verdächtigen streichen zu können. Wenn sie nachweisen kann, wo sie zur Tatzeit war, lassen wir sie sofort in Ruhe. Soweit ich weiß, hat Kriminalhauptmeister Koivu für heute einen Termin mit ihr vereinbart .  «
    »Sie hat mir gesagt, um elf müsse sie sich mit irgendeinem Polizisten treffen, wahrscheinlich ist sie gerade auf dem Weg zu euch. Heute früh war jemand hier, um einen Gipsabdruck vom Hinterreifen ihres Motorrads zu machen. Schon vor acht Uhr! Wieso steht Eriikka überhaupt unter Verdacht? An dem Abend, als Petri starb, war ich mit ihr verabredet, und die nächsten zwei Tage haben wir zusammen verbracht. Sie hat sich absolut nicht verhalten wie jemand, der gerade einen Menschen umgebracht hat. Ich versteh das nicht! Ich hab dir vertrauliche Informationen gegeben, um bei der Suche nach Petris Mörder zu helfen, und zum Dank bringst du mein Leben endgültig durcheinander! «
    Damit brach er das Gespräch ab - Handys haben den Nachteil, dass man den Hörer nicht auf die Gabel knallen kann. Ich überlegte, ob ich zurückrufen sollte, doch da kam Koivu herein, ohne anzuklopfen.
    »Eriikka Rahnasto ist in einer Viertelstunde hier. Hast du Zeit, an der Vernehmung teilzunehmen? «
    »Reicht es nicht, wenn Anu dabei ist? «
    »Ein neutraler Partner wäre besser«, schnaubte Koivu, und mir wurde erst jetzt klar, dass nicht ich der Hauptgrund für seine schlechte Laune war.
    »Zoff? «
    »Na, wegen der Heiraterei. Ich begreif nicht, wieso das so wichtig ist .  «
    »Aber zusammenziehen wollt ihr? «
    »Die Wohnung ist okay, aber Anu mit ihren Prinzipien…« Ratlos hob er die Arme und wurde rot, als er fragte: »Könntest du nicht mal mit ihr reden? «
    »Mit Anu? Nein. Außerdem bin ich nicht die Richtige, um gegen die Ehe zu argumentieren, ich bin nämlich ausgesprochen glücklich verheiratet

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