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Wie Pferde denken und fühlen - Wendt, M: Wie Pferde denken und fühlen

Wie Pferde denken und fühlen - Wendt, M: Wie Pferde denken und fühlen

Titel: Wie Pferde denken und fühlen - Wendt, M: Wie Pferde denken und fühlen
Autoren: Marlitt Wendt
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angewiesen, aufmerksam und wachsam zu sein, um eine mögliche Gefahr frühzeitig zu bemerken. In einer unbekannten Situation versteift sich der Körper des ängstlichen Pferdes, seine Muskulatur ist verspannt, alle Bewegungen wirken nervös und unharmonisch. Meist trägt es den Kopf hoch erhoben, den Schweif an den Körper gepresst und im Extremfall sogar eingeklemmt. Das typische Angstgesicht eines Pferdes mit verlängerter Oberlippe, einer angespannten Maulpartie, nach seitlich-hinten gerichteten Ohren, geweiteten Nüstern und rollenden Augen hat sicher jeder Reiter zumindest in Büchern schon gesehen. Weitere Merkmale für Angst beim Pferd können Schwitzen, Schnaufen, grelles Wiehern, ein häufiger Kotabsatz und eine erhöhte Puls- und Atemfrequenz sein.
     

    Aus diesem Gesicht spricht nur eine Emotion: blanke Angst.
     
    Nun ist es keinesfalls so, dass immer alle beschriebenen Komponenten sichtbar sein müssen, um sicher feststellen zu können, dass ein Pferd ängstlich ist. Das individuelle Ausdrucksverhalten eines Pferdes entspricht nicht immer dem weithin bekannten „Lehrbuchausdruck“. Während der eine Pferdetyp zum Beispiel sehr stark zum extrovertierten Herumtänzeln, Wiehern und Schwitzen neigt und alle oben beschriebenen Mimikmerkmale zeigt, wird der andere Pferdetyp aufgrund seines introvertierten Verhaltens häufig missverstanden. Dieser Typus wirkt auf den ungeübten Betrachter äußerlich sehr ruhig. Bei diesen Pferden kann eine empfundene Angst zum Teil nur an der etwas angepressten Schweifhaltung, den angespannten Lippen, dem festen Unterkiefer und den leicht geweiteten Nüstern erkannt werden. Fatalerweise wirkt dieser Pferdetyp sehr lange ruhig und gelassen, obwohl er bereits immens unter seiner Angst leidet und im schlimmsten Fall scheinbar unvermittelt in Panik ausbricht.
    Nur weil bestimmte Pferdetypen ihre Angst unterschiedlich zum Ausdruck bringen, heißt es nicht, dass sie Ängste weniger stark empfinden. Wie bei uns Menschen ist Angst nicht immer gleich Angst. Pferde wie Menschen können leicht beunruhigt sein, sie können sich fürchten oder richtig in Panik geraten. Über das Ausmaß der durchlebten Emotionen können wir uns insbesondere beim Pferd kein Urteil erlauben. Ob ein Pferd ein extrovertiertes oder ein introvertiertes Angstverhalten zeigt, liegt neben dem individuellen Charakter auch teilweise an der Rassenzugehörigkeit und an den vorangegangenen Lernerfahrungen. So kann man schon von dem eher extrovertierten Vollblüter und dem introvertierteren Kaltblüter sprechen, jedoch unter dem Vorbehalt, dass es auch erhebliche individuelle Schwankungen innerhalb der Rassen gibt. Ein Pferd handelt also nie „richtig“ oder „falsch“, denn es kann sich ja nur im Rahmen seines Emotionsspektrums bewegen. Wir sollten also die Ängste unserer Pferde als Bestandteil ihrer Realität ansehen und sie stets ernst nehmen.
     

    Dieses Pferd zeigt deutlich: „Komm mir nicht zu nahe!“
Gesichter des Zorns
    Gesichter des Zorns
    Pferde können sich ebenso wie wir Menschen ärgern, wenn sie in ihrem Wohlbefinden gestört sind oder ihre Wünsche missachtet werden. Der Ärger wird vom Pferd unterschiedlich stark empfunden, je nachdem, ob es sich über eine störende Bremse am Bauch ärgert, der Mensch nicht schnell genug das Futter bringt oder die Reiterin ungeschickt in den Sattel fällt. Dabei bringt das Pferd seinen Ärger zunächst mit einem typischen „Drohgesicht„ zum Ausdruck. Sicher kennen wir alle die deutlich angelegten Ohren, die verschmälerten Nüstern und die nach hinten gezogenen Mundwinkel eines ärgerlichen Pferdes. Darüber hinaus wirkt seine Muskulatur angespannt, es droht je nach Kontext mit geöffnetem Maul und deutet mit der Vor- oder Hinterhand einen Tritt an. Daneben lässt sich der Ärger des Pferdes auch an einem als „Drohschwingen„ bezeichneten Halsschlenkern in Richtung des „Gegners“ und in einer Andeutung eines Angriffs, dem sogenannten „Angehen“, ablesen.
    Leider wird der Grad des empfundenen Ärgers von uns Menschen häufig falsch eingeschätzt. Der süße Ponykopf im Winterpelz wirkt wahrscheinlich selten so bedrohlich wie das lange Gesicht eines Warmblüters mit seiner langen Maulspalte und den großen Nasenlöchern. Dennoch meinen es Ponys natürlich genauso ernst wie Warmblüter, wenn sie drohen. Diese vermeintlich ausgeglichenen Pferdetypen sind nicht immer die idealen Familienpferde, die jede Unaufmerksamkeit verzeihen. Wenn wir also den
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