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Wie Pferde denken und fühlen - Wendt, M: Wie Pferde denken und fühlen

Wie Pferde denken und fühlen - Wendt, M: Wie Pferde denken und fühlen

Titel: Wie Pferde denken und fühlen - Wendt, M: Wie Pferde denken und fühlen
Autoren: Marlitt Wendt
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beziehungsweise psychischer Stress am Pferd zehren.
     

    Müde und entspannt oder traurig in sich gekehrt? Man muss das Verhalten des Pferdes insgesamt beobachten, um sichere Rückschlüsse auf seinen Gemütszustand ziehen zu können.
    Das Kleingedruckte der Pferdesprache
    Das Kleingedruckte der Pferdesprache
    Nun widmen wir uns den weniger bekannten Nuancen der Körpersprache der Pferde, um feine Veränderungen in der Erscheinung des Pferdes leichter unterscheiden zu können. Gerade diese kleinen, unauffälligen Zeichen können individuell von Pferd zu Pferd, aber auch je nach Rasse und Gesichtsform unterschiedlich aussehen. Dieses Kleingedruckte in der Pferdesprache wird gern überlesen, obwohl es eigentlich besonders wichtig ist. Denn bei den Pferden entgeht uns ohne die Berücksichtigung dieser „Mikro-Ausdrücke“ eine ganze Menge interessanter Informationen.
Mikro-Mimik des Pferdes
    Mikro-Mimik des Pferdes
    Wir können den Pferden ihre Sprache wirklich „von den Lippen ablesen“. Die Mundpartie und insbesondere die Lippen können unterschiedlich viele und deutliche Falten werfen. Der Unterkiefer kann zum Beispiel bei Anspannung herangepresst sein oder beim dösenden Pferd locker herunterhängen. Auch bei Menschen kann man beobachten, dass sie die „Zähne zusammenbeißen“, wenn sie angespannt oder konzentriert sind.
    Die Nüstern können nicht nur erweitert oder zusammengezogen werden, sondern auch am Rand gekräuselt sein. Den menschlichen „Sorgenfalten“ an der Stirn entsprechen bei Pferden Falten rund um die Augen. Zur Interpretation des Gemütszustandes der Pferde kann zudem das Hervortreten der Kaumuskulatur und einiger großer Blutgefäße im Gesicht herangezogen werden.
    Die Kaumuskulatur wird mit wachsender Anspannung immer fester und angespannter, während die Blutgefäße immer deutlicher unter der Haut hervortreten.
    Die Augen sind das markanteste Element eines jeden Gesichts. Jeder hat eine Vorstellung von verträumten Augen, einem glasigen Blick oder einem unangenehmen Starren, obwohl wir diese Ausdrücke nur schwer beschreiben könnten. Auch bei Pferden können wir leuchtende, weiche und stechende Blicke wahrnehmen, wenn wir sehr genau beobachten. Pferde sprechen mit den Augen genauso wie wir.
    Sowohl die Pferdeohren als auch der Schweif können unglaublich viele verschiedene Stellungen und Neigungswinkel einnehmen. Nimmt man nun an, dass es tausende Kombinationsmöglichkeiten von Augen, Ohren, Maulbewegungen und Körpersprache gibt, wird die unermessliche Vielfalt an Ausdrucksmöglichkeiten der Pferde erst deutlich. Wir haben also gerade erst begonnen, unsere Pferde im Ansatz zu verstehen und ihr Alphabet zu entschlüsseln.
Calming Signals
    Calming Signals
    Wir verstehen unter den als „Calming Signals“ bezeichneten Beschwichtigungssignalen sowohl Demutsgesten, wie sie beispielsweise ein Fohlen mit dem Leerkauen einem erwachsenen Pferd gegenüber zeigt, aber auch Stresssignale, die sowohl das Gegenüber beschwichtigen sollen als auch vermutlich zur Selbstberuhigung dienen. Zu ihnen zählen neben leicht nach hinten oder zur Seite gelegten Ohren auch fohlenähnlich eingeknickte Vorderbeine bei niedrig getragenem Kopf, Gähnen oder auch das Kauen mit leerem Maul und das Lecken über die Lippen. Hierbei handelt es sich um eindeutige Deeskalationsgesten. Das Pferd zeigt aus einer Stresssituation heraus diese Gesten, um sich selbst zu beruhigen und um sein Gegenüber milde zu stimmen. Es ist dann also nicht, wie es einige Pferdetrainer behaupten, zur Mithilfe und Kooperation bereit, sondern signalisiert, dass es mit der Situation überfordert ist und Stress empfindet.
     

    Es lohnt sich, genau hinzuschauen – dann erkennt man zum Beispiel, wie unterschiedlich der Ausdruck in einem Pferdeauge sein kann.
     
    Trainingsformen wie zum Beispiel für die Round-Pen-Techniken sind somit mitnichten gewaltfrei, sondern das Pferd zeigt uns, dass es hier eine starke emotionale Belastung erleidet. Ungeachtet beschönigender Aussagen über Harmonie und Vertrauen zeigen die Pferde uns durch ihre eindeutigen Signale, dass sie mit dieser Situation ganz und gar nicht glücklich sind. Keine Trainingsmethode sollte es nötig haben, dass die Pferde sich dabei so gestresst fühlen, dass sie uns unterwürfig um Einhalt bitten müssen.
     

    Eine typische Demutsgeste eines Fohlens gegenüber einem erwachsenen Pferd ist das Kauen mit leerem Maul. Dieses Unterlegenheitskauen lässt sich auch bei gestressten,
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