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Wie Pferde denken und fühlen - Wendt, M: Wie Pferde denken und fühlen

Wie Pferde denken und fühlen - Wendt, M: Wie Pferde denken und fühlen

Titel: Wie Pferde denken und fühlen - Wendt, M: Wie Pferde denken und fühlen
Autoren: Marlitt Wendt
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quasi vor Angst erstarrt.
Wenn die Seele einfriert
    Wenn die Seele einfriert
    Besonders die Handlungsoption des Erstarrens ist vielen Pferdebesitzern völlig fremd. Sie glauben, ihr Pferd wäre gelassen und entspannt, dabei ist es nur ein Häuflein Elend, das sich aus einer emotional belastenden Situation mental „weggebeamt“ hat, um diesen Zustand überhaupt ertragen zu können. Ein Beispiel aus der menschlichen Erlebniswelt soll diese Situation verdeutlichen: Viele Menschen, die Angst vor Spinnen haben, sind in ihrer Angst so erstarrt, dass sie sich nicht in der Lage sehen, die Spinne zu entfernen – hier ein eindeutiges Zeichen emotionaler Überforderung. Es sollte daher die Aufgabe des Menschen sein, die Überforderung des Pferdes zu vermeiden, um eine drohende Eskalation zu verhindern. In jedem Pferd schlummern alle vier möglichen Handlungsoptionen, deshalb müssen wir auch immer den schlimmsten zu erwartenden Fall in Erwägung ziehen. Pferde haben im Laufe ihres Lebens wie wir Menschen „Hauptstrategien“ erlernt, nach denen sie im Regelfall agieren. Dennoch kann jedes Pferd je nach Stimmung und Feedback des Kommunikationspartners Mensch auch innerhalb einer Situation eine andere Strategie anwenden. Tritt der Mensch von vornherein aggressiv oder forsch auf, wird das Pferd anders reagieren, als wenn er freundlich gesonnen scheint. Die emotionale Wechselwirkung zwischen Mensch und Tier spielt bei der Verhaltensausprägung des Pferdes eine entscheidende Rolle.
    So manches „relaxte Westernpferd“ oder so mancher „gelassene Tinker“ ist vielleicht nicht wirklich entspannt, sondern nur innerlich versteinert. Der scheinbare Gehorsam vieler Pferde ist häufig einfach eine angstbezogene Freeze-Technik. Genauso sollte es uns nicht wundern, dass eben nicht jedes Pferd beim Longieren vor der Peitsche flüchtet, sondern viele Pferde auch angreifen. Diese Pferde sind nicht „gestört“, sondern reagieren genauso angemessen auf einen Stressreiz wie ein flüchtendes Pferd.

Einblicke ins Pferdegehirn
    Einblicke ins Pferdegehirn
    D
    ie Leistungsfähigkeit der Pferdegehirne wurde lange Zeit sträflich unterschätzt. Dabei erweist sich die „Schaltzentrale“ im Pferdekopf als eine der am höchsten entwickelten Strukturen auf vier Hufen, welche die Evolution bisher hervorgebracht hat. Alle Säugetiergehirne besitzen die gleichen Grundstrukturen. Das Gehirn besteht sowohl bei Ihrem Pferd als auch bei Ihnen aus Millionen kleiner Nervenzellen mit ihrerseits Abermillionen Verbindungen untereinander. Und auch wenn das Pferd im Verhältnis zu seiner Körpergröße ein deutlich kleineres Gehirn hat als der Mensch, so ist es mit einem Gewicht von etwa 500 Gramm doch weit von der oft zitierten Walnussgröße entfernt.
    Das Sprichwort „Überlasst das Denken den Pferden, sie haben den größeren Kopf“ drückt etwas überspitzt das Problem aus, das beim Vergleich der Gehirne verschiedener Tierarten entsteht: Man kann nicht von der Kopfgröße oder dem Gewicht des Gehirns auf die Intelligenz des Trägers schließen. Männer haben im Schnitt schwerere Gehirne als Frauen, dennoch schneiden sie bei Intelligenztests nicht unbedingt besser ab. Auch die Theorie, dass diejenigen Tiere am intelligentesten sein sollen, deren Gehirne im Verhältnis zum Körpergewicht am schwersten sind, lässt sich nicht halten. Und wäre die Zahl der Windungen der für das bewusste Denken zuständigen Großhirnrinde ein Maß für Intelligenz und Leistungsfähigkeit des Gehirns, wäre das Pferd intelligenter als der Hund. Ich denke, dass diese Aufzählung recht deutlich zeigt, wie müßig es ist, anhand von Größenklassen und Strukturmerkmalen auf die Leistungsfähigkeit eines Organs schließen zu wollen.
    Kleine Gehirne – große Wirkung
    Kleine Gehirne – große Wirkung
    Jede Tierart hat von der Natur ein Gehirn mitbekommen, das in der Lage ist, alle Anforderungen des natürlichen Lebens eben dieser Tierart zu bewältigen. Die Natur gibt Tieren nur Organe und Strukturen, die einen Nutzen haben. Wenn also das Pferd eine stark gewundene Großhirnrinde besitzt, ist dies allein schon ein überzeugendes Indiz dafür, dass es zu hochkomplexen, intellektuellen Leistungen fähig ist. Die berühmte Pferdeforscherin Dr. Marthe Kiley-Worthington gab zu bedenken, dass Pferde sehr schnell lernen und Informationen häufig schon nach dem ersten Versuch-und-Irrtum-Vorgang speichern können.
    Wir sollten daher die Intelligenz der Pferde nicht pauschal als
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