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Wie redest du mit mir

Wie redest du mit mir

Titel: Wie redest du mit mir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franz Thurmaier , Joachim Engl
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mehr erwischt zu werden.
    Diese Belohnungen und Bestrafungen, mit denen wir seit frühester Kindheit konfrontiert werden, sind es, die unser soziales Verhalten, also die Art und Weise, wie wir mit unseren Mitmenschen umgehen, langsam ausformen. Mit diesem über viele Jahre hinweg gelernten Repertoire an Verhaltensweisen kommen wir in unsere Partnerschaft. Und hier geht das Lernen weiter. Die beiden Partner werden für den jeweils anderen zum wichtigsten Rückmelder. Sie belohnen und bestrafen sich gegenseitig, und zwar in der Weise, dass das Verhalten des einen das Verhalten des anderen massiv beeinflusst. So ist die Wahrscheinlichkeit, dass z.   B. auf ein belohnend wirkendes Lob eine positive Reaktion erfolgt, enorm hoch. Umgekehrt provoziert etwa ein bestrafend wirkender Vorwurf mit hoher Wahrscheinlichkeit einen Gegenvorwurf oder eine andere negative Reaktion.
    Doch wie sehen Belohnung und Bestrafung im Alltag einer Partnerschaft aus?
    Die meisten Frauen und Männer dürften sich gar nicht bewusst sein, wie sie ihren Partner durch Belohnung, viel öfter aber noch durch irgendeine Form der Bestrafung zu beeinflussen versuchen. Leichter zu verstehen ist dieses nur allzu menschliche Verhalten vielleicht am Beispiel der Kindererziehung. Stellen Sie sich vor, Sie sind Vater oder Muttereines ca. 9-jährigen Kindes. Sie haben mit ihm vereinbart, dass es spätestens um 18.00 vom Spielen mit seinen Freunden zurück sein muss. Das Kind hält diese Vereinbarung viele Male ein. Da ist die Gefahr groß, dass diese Befolgung für die Eltern zur Selbstverständlichkeit wird, und das Kind keinerlei Lob mehr erhält, wenn es pünktlich kommt. Umgekehrt ist die Aufregung vielleicht groß, wenn das Kind einmal später als erwartet kommt. Und dann überlegen sich verantwortungsbewusste Eltern unter Umständen Strafmaßnahmen zum Wohle des Kindes. Die Prügelstrafe ist zu Recht aus den meisten deutschen Familien verbannt, weil sie mehr Schaden als Nutzen anrichtet. Beliebte Strafen sind heute Fernsehverbot – schwer durchzuhalten, weil die meisten Eltern selbst gerne vor der »Glotze« sitzen und sich deshalb entnervende Szenen mit dem zu bestrafenden Sprössling abspielen. Oder Hausarrest – ganz besonders schwer durchzuhalten, weil verantwortungsbewusste Eltern ja daran interessiert sind, dass ihre Sprösslinge einen sozialen Kontakt zu ihren Freunden, am besten in freier Natur bei frischer Luft, aufbauen; vom entnervenden Herumgeknatsche eines zu Arrest verdonnerten Kindes ganz zu schweigen.
    Neben diesen offensichtlich der Kindererziehung mehr oder weniger dienlichen Strafmaßnahmen gibt es eine ganze Reihe von Bestrafungsformen, die uns wieder zur Partnerschaft von Frau und Mann zurückführen. Schimpfen, Nörgeln, Ein-schlechtes-Gewissen-Machen, Schweigen sind Beispiele für Bestrafungsformen, wie sie sowohl in der Kindererziehung als auch in Partnerschaften häufig anzutreffen sind. Und es sind Beispiele für Bestrafungen in sprachlicher Form.
    Es ist nur zu verständlich, dass ich meinen Partner in die Richtung zu beeinflussen versuche, die mir am genehmstenist. Seine Vorzüge, seine guten Eigenschaften möchte ich natürlich auch in Zukunft genießen können. Seine negativen Eigenschaften, Gewohnheiten, die mich an ihm stören, möchte ich am liebsten abschalten. Die Frage ist nur, wie ich das anstelle. Ähnlich wie in dem obigen Beispiel aus der Kindererziehung wird auch in vielen Partnerschaften vergessen, den jeweiligen Partner gelegentlich zu belohnen. Kleine Aufmerksamkeiten, ein liebes Wort, z.   B. ihn nicht »nur« zu lieben, sondern es ihm auch zu sagen, sind wenig aufwendige, dafür aber umso wichtigere Möglichkeiten der gegenseitigen Belohnung. Aber alles, was mir an ihm gefällt, alles, was er mir Gutes tut, ist in Gefahr, schnell zur Selbstverständlichkeit zu werden, und über Selbstverständlichkeiten brauche ich kein Wort des Lobes oder Dankes zu verlieren. Allerdings verliert dabei die Beziehung, denn sie lebt ja vom gegenseitigen Austausch der Partner. Und was in einer Beziehung noch übrigbleibt, wenn keine Belohnungen mehr ausgetauscht werden, das sind Bestrafungen.
    Und tatsächlich: So »mundfaul« viele sind, wenn es darum geht, den jeweiligen Partner für etwas zu loben, so eifrig sind sie, den Partner für alles Mögliche zu bestrafen. So eine Bestrafung kann z.   B. schon mein langes Gesicht sein, das ich aufsetze, wenn mein Partner zu spät kommt, ein Wegschauen, wenn er sich eigentlich ein

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