Wie Samt auf meiner Haut
gereizter Stier mit gesenktem Schädel angriff.
Velvet biß
sich auf die Unterlippe, um einen Schrei zu ersticken. Ihr Gesicht brannte von
dem Schlag, ihr Herz raste, und in ihrem geschundenen Kiefer hämmerte es.
Dennoch spürte sie von alldem nichts, da sie starr vor Entsetzen die zwei
Männer beobachtete, von denen jeder dem anderen nach dem Leben trachtete.
Die
Widersacher krachten über einem wackligen Tisch in der Ecke zusammen. Jason
bekam die Messerhand des Sergeanten zu fassen und schlug ihm die tödliche
Klinge aus den Klauen. Kaum aber hatte der Soldat die Hände frei, als er sie um
Jasons Hals preßte und zudrückte.
»Jason!«
Vor Angst nahezu besinnungslos, sah sie, wie sein Gesicht rot anlief.
Verzweifelt sah sie sich nach irgendeiner Waffe um.
Da
schnellte Jasons Faust vor und traf das Gesicht seines Gegners, schlug ihm die
Nase blutig und riß seine Lippe auf. Jason rollte sich weg, und die zwei Männer
kamen schnaufend wieder auf die Beine. Der Sergeant landete einen Hieb gegen
Jasons Rippen, der diesem aber nur ein Knurren entlockte und dazu führte, daß
er ihm einen um so heftigeren Kinnhaken versetzte. Der Sergeant polterte
rücklings zu Boden, und Jason packte ihn an den Aufschlägen des roten Waffenrockes,
riß ihn hoch und traktierte sein blutüberströmtes Gesicht mit
einem wahren Hagel von rasch aufeinanderfolgenden Faustschlägen.
Schmerzlaute
drangen zwischen den aufgeplatzten Lippen des Mannes hervor. Blut lief aus
seiner Nase. In einem verzweifelten Versuch, sich zu retten, tastete er mit
den Fingern den Boden oberhalb seines Kopfes ab, und bekam das Messer zu
fassen. Er holte damit aus, aber Jason packte sein Handgelenk und verdrehte es
knackend, als wäre es eine lästige Bagatelle. Wütend jaulte der Mann auf.
Mit kaltem
Lächeln erfaßte Jason den Messergriff und hielt dem Sergeanten die Klinge unter
das wabbelige Kinn. »Ich werde dir die Kehle aufschlitzen. Ich werde dich
verbluten lassen wie ein Schlachtschwein.«
»Jason!«
schrie Velvet auf. Auf ihn zuspringend, versuchte sie, seine Hand, die das
Messer hielt, zu packen »Um Himmels willen, töte ihn nicht!«
Er schien
sie nicht zu hören. Die scharfe Stahlklinge ratschte fein säuberlich über die
fleckige Haut des Mannes und hinterließ eine feine Blutspur.
»Erbarmen,
Mann – sie ist doch nur eine Dienstmagd!« gurgelte er. Jasons Augen funkelten.
»Sie ist meine Frau.« Die Klinge schnitt tiefer, das Blut floß stärker.
»Jason!«
Velvet brach in Tränen aus, so heftig, daß sie kaum etwas sehen konnte. Vor ihr
war das verschwommene Bild seiner großen, kraftvollen Gestalt, die scharlachrot
umrändert schien. »Bitte ... ich flehe dich an ... töte ihn nicht.«
Seine Hand
zitterte, doch der Druck blieb. Die Messerschneide bebte, rührte sich aber
nicht von der Stelle.
»Jason
...«, hauchte sie, noch immer seinen Arm umfassend. »Bitte ...«
Sein Atem
entfuhr ihm zischend. Er schleuderte das Messer gegen die Wand, wo es mit
stählernem Klirren auftraf. Dann riß er
den Sergeanten an der Jacke hoch, donnerte ihm links und rechts einen Boxhieb
ins Gesicht und ließ ihn anschließend krachend auf den Boden fallen.
»Er ... ist
ohnmächtig«, flüsterte Velvet mit trockenen Lippen, während sie die über und
über mit Blut befleckte Gestalt auf dem Boden anstarrte.
Jason
rappelte sich hoch. »Das wird er eine ganze Weile bleiben.« Er kam schwankend
auf sie zu, mit blutigen Lippen und zerrissenem Jackett. Unwillkürlich zuckte
sie zurück, als er die Hand nach ihr ausstreckte. Er blickte sie voller Sorge
und Angst um sie an.
Als er
jedoch ihr entsetztes Gesicht sah, änderte sich sein Ausdruck so sehr, daß sie
ihn nicht zu deuten vermochte. Seine Gesichtsmuskeln malmten. Er schien sich zu
sammeln und gleichzeitig in sich zurückzuziehen. »Alles in Ordnung bei dir?«
Nichts war
in Ordnung. Ihr ganzer Körper schmerzte und hämmerte. Sie bebte vor Angst und
Schrecken, den Tränen näher als dem nächsten Atemzug.
»Ich ...
ich möchte nicht hierbleiben. Ich kann nicht mehr. Bitte ... ich möchte mit dir
gehen.«
Er
überraschte sie mit einem Kopfschütteln. »Das kann nicht dein Ernst sein. Nicht
nach allem, was passiert ist.« Sein Blick blieb dunkel, abweisend, seine
ausdruckslosen Augen die eines Fremden. »Nicht nach allem, was du gesehen
hast.«
Sie
verstand ihn nicht. »Was habe ich denn gesehen?«
»Velvet, ich
hätte ihn umgebracht. Ich hätte diesem Schurken glatt die Kehle
durchgeschnitten.
Weitere Kostenlose Bücher