Wie Samt auf meiner Haut
sie doch ... besser noch, wir werden sie glauben machen,
daß sie dich bald kennenlernen werden.«
»Verzeihen
Sie, Mylord, aber ich verstehe leider kein Wort.« Als Velvet unwillkürlich ihre
Hand auf Jasons Arm legte, fiel Lucien auf, daß sein Freund sich ihr nicht
entzog. »Wir können auf keinen Fall zulassen, daß diese Leute ihn zu Gesicht
bekommen. Auch wenn er so gekleidet ist wie jetzt und ein wenig anders aussieht
als früher, besteht die Gefahr, daß er jemandem bekannt vorkommt.«
Lucien
lächelte dazu. »Sie haben den Leuten einen Ball versprochen, um ihnen Ihren
scheuen, zurückhaltenden Ehemann zu präsentieren. Diesen Ball können wir nicht
riskieren – aber wir können wenigstens Einladungen verschicken.« Er legte den
Kopf schräg. »Mal sehen ... das Datum könnte man für ... sagen wir, heute in
drei Wochen festsetzen? Damit halten wir uns die Leute so lange vom Leib, bis
wir unsre Pläne in die Tat umgesetzt haben.«
Velvet
lächelte erleichtert. »Lucien, Sie sind tatsächlich ein Genie.« So strahlend
und weiblich hatte er sie noch nie gesehen. Die Anzeichen waren ihm
wohlbekannt – es war die weiche weibliche Aura einer Frau, die geliebt wird.
Wenn Jason
sein Gelöbnis, sich ihr nicht zu nähern, gebrochen hatte, so war es sicher
nicht aus Leichtsinn geschehen. Daß er sie begehrte, sprach aus jedem Blick,
den er ihr zuwarf, aber Lucien war sicher, daß mehr dahintersteckte. Velvet
war Jason nicht gleichgültig, und Lucien fragte sich, wie stark die Gefühle
seines Freundes waren.
Und wie
tief es Velvet treffen würde, wenn Jason, seinem Entschluß folgend, England
ohne sie verließ.
Das
Feuer knisterte und
prasselte. Ein Glutstückchen prallte zischend gegen das heiße Metallgitter.
Draußen war die Nacht mit eisigem Frost eingefallen. Velvet legte ihre
Stickerei in den Schoß und setzte sich vor dem Feuer im Salon bequemer zurecht.
Das Wetter war feucht, ein steifer Wind peitschte die Äste der Bäume, doch im
Haus war es nicht mehr kalt, seit Jason hier wohnte.
Jetzt gab
es ausreichend Kohle, um Feuer in allen Kaminen am Brennen zu halten. Anstatt
billiger Talgkerzen brannten im Haus nun edle Bienenwachskerzen.
Sie war
nicht mehr mittellos. Jason hatte ihr die Mitgift übereignet, aber auch danach
hatte er nicht zugelassen, daß sie das Geld ausgab. Seit er im Haus wohnte,
sorgte er für sie und hatte zumindest in dieser Hinsicht die Rolle des Ehemannes
übernommen.
In anderer
Hinsicht war er noch immer so verschlossen wie vorher. Er hatte sich ihr nicht
wieder genähert. Letzte Nacht hatte sie auf ihn gewartet, als er sich
spätabends mit Litchfield traf, um stundenlang weitere Einzelheiten auszuarbeiten.
In einem
durchscheinenden Seidennachthemd aus ihrer kostbaren Ausstattung hatte sie in
seinem Zimmer ausgeharrt, in der Hoffnung, er würde ihrer unverhüllten Aufforderung
nicht widerstehen können.
Jason hatte
sich ihr jedoch nicht genähert. Er hatte nur dagestanden und den Kopf
geschüttelt.
»Velvet, es
kostet mich meine ganze Beherrschung«, hatte er schließlich geknurrt. »Wenn wir
weiterhin unserer Leidenschaft nachgeben, wird es früher oder später ein Kind
geben. Früher oder später ...« Er sprach nicht weiter und sah sie plötzlich mit
hartem, anklagenden Blick an. »Aber vielleicht beabsichtigst du genau dies in
der irrigen Meinung, ich würde dich nicht verlassen, wenn du guter Hoffnung
bist. Wenn du darauf abzieht, Velvet, dann irrst du dich gewaltig. Ein Kind
würde meinen Abschied beschleunigen und nicht verzögern. Ich möchte nichts mit
Kindern zu tun haben – mit meinen nicht und nicht mit fremden. Das habe ich von
allem Anfang an klargemacht.«
Sie hatte
einen Stich im Herzen verspürt. Die meisten Männer wollten Kinder zeugen, einen
Sohn, um den Fortbestand des Namens zu sichern. Warum wollte Jason kein Kind?
War es Teil des dunklen Geheimnisses, das er in sich verschlossen hielt?
Velvet war ihrer Sache so gut wie sicher.
»Mylord, es
war nicht meine Absicht, Sie in eine Falle zu locken. Wenn Sie nicht genügend
für mich empfinden, werde ich mich zurückziehen.«
Jason hatte
daraufhin geschwiegen.
»Es war nur
so, daß ich dich begehrte«, fuhr sie fort und hatte damit die Wahrheit gesagt –
wenigstens die halbe Wahrheit. »Du hast mich gelehrt, die Lust zu genießen,
die es zwischen Mann und Frau geben kann. Und letztes Mal hast auch du unser
Beisammensein genossen. Ich dachte, vielleicht ...«
»Was
dachtest du vielleicht? Daß ich wieder
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