Wie Samt auf meiner Haut
erledigen
muß.«
Er
schüttelte eigensinnig den Kopf. »Ihr Gemahl hat mir Ihren Schutz ans Herz
gelegt.«
»Mr. Ludington,
das ist völlig richtig. Mein Mann ist es, der Sie bezahlt. Und wenn Sie Ihr
Geld weiterhin bekommen wollen, schlage ich vor, daß Sie sich den Wünschen
seiner Frau fügen.« Diese verdrehte Logik war das genaue Gegenteil dessen, was
wirklich passieren würde. Jason würde toben, wenn er entdeckte, daß sie fort
war – auch wenn sie sich in Ludingtons Begleitung befand. Aber was sonst hätte
sie tun können?
Sie zog
ihre Kapuze über den Kopf und griff nach der kleinen Messinglaterne, die sie
vorsorglich mitgenommen hatte. »Es wird nicht lange dauern. Von hier aus können
Sie das Licht sehen.«
Er trat von
einem Fuß auf den anderen, und der Anblick zweier volltrunkener Seeleute, die
in die Kneipe torkelten, war nicht dazu angetan, ihn zu beruhigen, aber Velvet schenkte
ihm ein zuversichtliches Lächeln und ließ ihm keine Zeit für
einen Einwand, da sie sich einfach umdrehte und forsch auf die enge Gasse neben
der Taverne zuging. Aus dem Haus drang lautes Grölen, die Klänge eines wüsten
Seemannsliedes, die Gasse aber lag verlassen da. Bis auf einen blinden
Bettler, der in einen Fetzen von Decke gehüllt in der Dunkelheit hockte, sah
sie niemanden. Keine Spur von dem Informanten, der den Treffpunkt vorgeschlagen
hatte.
Ihr
Unbehagen wuchs und zerrte an ihren Nerven. Etwas scharrte in der Finsternis,
und sie drehte sich mit einem Ruck um. Zwei große graue Ratten huschten hinter
leeren Kisten hervor und verschwanden wieder. Velvet überlief ein angstvolles
Schaudern.
Schwere
Männerstiefel, die sich mit knirschenden Schritten näherten, jagten ihr
abermals Schauer über den Rücken. Sie warf einen Blick zum Wagen hin, sah
undeutlich die Umrisse ihres Beschützers, doch der Nebel verdichtete sich noch
mehr, und er schien plötzlich sehr weit entfernt.
»Ist... ist
da jemand?« rief sie aus, während ihre Angst mit jedem Herzschlag wuchs. »Ich
bin an Stelle von Lord Hawkins gekommen. Bitte ... wenn jemand da sein sollte
...« Ein Schatten ragte über ihr auf, groß und breitschultrig, dunkel und
unheimlich im wabernden, weißen Nebel.
Velvet
schrie auf, als ein starker Arm sich um ihre Schultern legte und sie gewaltsam
an sich zog. Eine schwielige, stumpffingrige Hand schwang hoch, sie sah eine
Klinge aufblitzen, spürte, wie die Muskeln des Mannes sich spannten. Mit einem
Aufschrei versuchte sie, sich loszureißen, doch sein Griff lag wie ein
stählernes Band um sie.
Wieder
wollte sie aufschreien. Sein Unterarm erstickte jeden Laut. Blitzartig ging
ihr auf, daß der Mann, der sie festhielt, Celia Rollins ermordet hatte und daß
auch sie sterben sollte.
»Tut mir
leid, Miss«, murmelte er mit aufrichtigem Bedauern, ehe die Klinge einen hohen
Bogen auf ihre Kehle zu beschrieb. Velvet schloß ihre Augen vor dem erwarteten
Schmerz, der jedoch ausblieb, da der Arm mit dem Messer in die Höhe gerissen
wurde. Der wackere Mr. Ludington hatte ins Geschehen eingegriffen.
Mit einem
gurgelnden Aufschrei riß sich Velvet so heftig von ihrem hünenhaften Angreifer
los, daß sie rücklings gegen die Mauer prallte. Ihre Beine gaben unter ihr
nach, sie landete im Straßenschmutz. Mühsam rappelte sie sich auf, während ihr
das Herz aus Angst um den tapfer kämpfenden Ludington bis zum Hals schlug.
»Laufen Sie
Mylady! Retten Sie sich!« brüllte er ihr zu.
Sie hätte
es zu gern getan, konnte ihn jedoch nicht dem sicheren Tod preisgeben. In
ihrer Verzweiflung sah sie sich nach einer provisorischen Waffe um und
entdeckte ein verrostetes und gekrümmtes Stück Eisen, einst Teil eines Rades,
mit dem sie auf den Riesen losging, der den Hals des armen Ludington fest
umklammerte.
Sie sah,
daß ihr Beschützer bewußtlos war, wenn nicht gar schon tot oder zumindest dem
Ersticken nahe. Mit einem Stoßgebet um die nötige Kraft auf den Lippen holte
sie mit ihrem Eisenprügel aus und traf den Angreifer in den Rippen. Man hörte
das Geräusch brechender Knochen, gefolgt von einem saftigen Schimpfwort.
Ludington sank besinnungslos zu Boden, und Velvet glaubte schon, es sei um sie
geschehen, während sich der große, ungeschlachte Mann blitzschnell umdrehte und
auf sie losging.
Das schwere
Eisenstück mit zitternden Händen hoch über den Kopf schwingend, stellte sie
sich ihm, in der Gewißheit, sie und ihr Beschützer würden in dieser dreckigen,
rattenverseuchten Seitengasse ihr Leben lassen. Der Riese,
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