Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wie Samt auf meiner Haut

Wie Samt auf meiner Haut

Titel: Wie Samt auf meiner Haut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Martin
Vom Netzwerk:
Hause
eingesperrt zu sein, hatte er angekündigt, daß sie vielleicht auswärts dinieren
würden.
    »Was ist
es, meine Liebe?« unterbrach ihr Großvater ihre Überlegungen. »Du scheinst ein
wenig ungehalten.«
    Velvet sah
den Brief in ihrer Hand an. Wie hatte der Absender entdeckt, welche Interessen
Lord Hawkins verfolgte? Woher wußte er, wohin er sein Schreiben richten sollte?
Vielleicht hatten Mr. Barnstables Ermittlungen seine Aufmerksamkeit geweckt.
Oder er kannte jemanden aus dem Peregrine's Roost.
    Wie auch
immer, es war klar, daß diese Person etwas wußte, vielleicht sogar etwas sehr
Wichtiges. Und wenn Jason nicht zur bestimmten Zeit zur Stelle war, würde der
Informant verschwinden und unauffindbar bleiben.
    »Großvater,
ich muß mich mit jemandem treffen. Sollte Jason vor mir nach Hause kommen,
dann gib ihm den Brief. Er kann ihm entnehmen, wo ich bin. »Sie drückte ihm den
Bogen in die Hand. »Kannst du dir das merken, Großvater?«
    »Aber
natürlich.«
    Sehr
wahrscheinlich würde er es vergessen. Sie spürte, wie ihr der Schweiß auf die
Stirn trat. Schon erwog sie, den Butler zu rufen und ihn einzuweihen, aber je
weniger Leute Bescheid wußten, desto besser. Außerdem wollte sie den Mann
mitnehmen, den Barnstable zur Überwachung des Hauses engagiert hatte, und würde
lange vor Jason wieder zu Hause sein.
    Sie sah auf
die Uhr. Die Sekunden verflogen wie die letzten Augenblicke vor einem Rennen
auf Leben und Tod. Im nächsten Moment lief sie zur Tür und rief einem Diener
zu, er solle anspannen lassen, griff nach ihrem Kapuzenmantel und machte sich
auf die Suche nach dem Mann, der das Haus bewachte.
    Zehn
Minuten später rasten sie durch die belebten Straßen, unter großen bunten
Schildern hindurch, die an den Häusern hingen, ihrem Ziel entgegen. Das Swan
and Crown lag nicht im besten Viertel der Stadt – ganz im Gegenteil –, doch ließen
Größe und Körperbau des Mannes mit dem zerknüllten Hut, der ihr gegenübersaß,
hoffen, daß er sehr wohl imstande war, sich und nötigenfalls auch sie zu
verteidigen.
    Er rutschte
auf dem schwarzen Ledersitz unbehaglich hin und her. »Mylady, ungefragt rede
ich nicht gern, aber ist es nicht ein
wenig spät für eine Frau, zumal in dieser Gegend? Ich kann mir
nicht denken, daß Lord Hawkins es billigen würde.« Das war äußerst maßvoll
formuliert. »Mr. Ludington, leider bleibt mir nichts anderes übrig.« Sie
lächelte liebreizend.
    »Außerdem
fühle ich mich in Ihrer Gesellschaft absolut sicher.«
    Ungeachtet
der trüben Beleuchtung entging ihr seine stolzgeschwellte Brust nicht. »So
besehen, haben Sie natürlich recht.«
    »Und es
dauert ja nicht lange. Sobald ich meine Angelegenheit erledigt habe, fahren
wir wieder zurück.«
    Ohne
Widerspruch zu äußern, beschränkte er sich auf ein Brummen und drückte seinen
stämmigen Körper fester in die Polsterung.
Draußen hatte sich der Nebel zu undurchdringlichen
Schwaden verdichtet, und in der Luft lag ein Geruch, der Velvet unangenehm in
die Nase stieg, ein ekelerregender, fauliger
Fischgestank, der über der ganzen Gegend hing. Die Häuser an der
ungepflasterten, schlammigen Straße waren rußgeschwärzt, die Fenster oft mit
Brettern vernagelt, an der verfallenden Ziegelwänden türmte sich der Unrat.
    Die klamme
Luft, die ihren Mantel durchdrang, ließ Velvet schaudern, ihre Haut fühlte sich
feuchtkalt an. Richtige Angst hatte sie zwar nicht, doch verspürte sie ein
flaues Gefühl im Magen.
    Das Schild
des Swan and Crown tauchte vor ihnen aus dem Nebel auf. »Dort ist es!« Velvet
pochte gegen das Verdeck und wies den Kutscher an, vor dem Haus zur Linken
anzuhalten.
    »Mylady,
das alles will mir nicht gefallen. Wenn Ihnen etwas zustößt, wird Lord Hawkins
meinen Kopf fordern.«
    »Mr.
Ludington, gar nichts wird geschehen, nicht, wenn Sie hier neben dem Wagen
stehen bleiben. Sollte ich Beistand brauchen, werde ich um Hilfe rufen.« Von
ihrem Stelldichein wußte er nichts. Sie hatte nur gesagt, daß sie in diesem
verrufenen Viertel zu tun hätte und seine Begleitung benötige.
    »Ich kann nicht
hier bleiben«, sagte er und stemmte sich aus seinem Sitz hoch. »Ich komme mit.
Wenn ich es nicht täte, wäre es eine grobe Pflichtverletzung.«
    Velvet, die
sich ihre Enttäuschung nicht anmerken ließ, nahm die derbe Hand des Mannes und
ließ sich von ihm aus der Kutsche helfen. »Mr. Ludington, ich verstehe ja Ihre
Bedenken, aber leider handelt es sich um etwas, das ich allein

Weitere Kostenlose Bücher