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Wie Samt auf meiner Haut

Wie Samt auf meiner Haut

Titel: Wie Samt auf meiner Haut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Martin
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Mensch, dem er vertraute.
Obwohl Baccys Verstandeskraft kaum die eines Kindes überstieg, sagte Avery
Dinge zu ihm wie zu niemandem anderen, vielleicht weil er wußte, daß der Kerl
sie nicht richtig verstand. Oder aber es war die Gewißheit, daß man Baccys
Zunge zum Schweigen bringen konnte, ehe er ein Wort verriet.
    Ebensogut
möglich war es freilich, daß Avery, wie jeder Mensch,
jemanden brauchte, bei dem er sich aussprechen konnte, und er keinen anderen
hatte.
    Wie auch immer,
das bereitete ihm keine Sorgen, jedenfalls keine so großen wie das Verschwinden
der Haversham-Erbin. Er brauchte Velvet Moran. Er brauchte ihre große Mitgift,
um seine Haut zu retten. Wo zum Teufel steckte sie?
    In seinem
Arbeitszimmer auf und ab gehend, verfluchte Avery den Wegelagerer, der sie
entführt hatte, verfluchte Baccy Willard, weil er sie nicht finden konnte,
verfluchte sein Pech, das ihn gezwungen hatte, sein Haus zu verpfänden, und
verfluchte nicht zuletzt den gnadenlosen Inhaber des Pfandscheines, wer immer
dieser sein mochte.
    »Bei Gott!«
Er schüttelte die geballte Faust, wünschte den verfluchten Entführer zur Hölle
und verfluchte seine Gäste, denen er sich bald stellen mußte. Übermorgen würden
die angesehensten und reichsten Mitglieder der ersten Gesellschaft Carlyle
Hall mit ihrem Besuch beehren. Er hatte keine Kosten gescheut, um sie zu
beeindrucken. Und seine Gläubiger hatten beflissen mitgemacht, da die Gerüchte
über das Vermögen, das bald in seinen Besitz übergehen würde, berechtigte
Hoffnung in ihnen weckten, er würde bald seinen Verpflichtungen nachkommen
können.
    Und Velvet
Moran? Entehrt oder nicht, wenn sie am Leben war, würde er sie heiraten. Er
würde die auf Carlyle Hall lastenden Schulden tilgen, Velvet ein Kind machen
und sie dann auf dem Land versauern lassen. Er selbst wollte in der Stadt
leben, ihr Vermögen zur Neuerschaffung seines eigenen verwenden, und seine
Macht würde sich mit der seines Vaters messen können, als dieser Duke of
Carlyle war.
    Bis dahin
galt es, auszuharren und Rückgrat zu zeigen. Mit einem gezwungenen Lächeln auf
den Lippen gesellte sich Avery wieder zu seinen Gästen.

6
    Zwei Tage waren vergangen. Heute war ihr
Hochzeitstag, und Velvet fragte sich, wie Avery seinen Gästen das Verschwinden
seiner Braut erklärt haben mochte, und ob er den Hochzeitstermin einfach
verschoben hatte.
    Ihre
mißglückten Fluchtversuche hatten sie daran gehindert, rechtzeitig zur Trauung
zu erscheinen. Den ganzen Morgen über spürte Velvet das Gewicht der Niederlage
schwer auf sich lasten. Sie warf einen Blick zur Tür, die fest verschlossen
blieb. Ihr Entführer machte sich draußen zu schaffen, dem Haus und ihrem Zorn
ausweichend. Nur der Stallbursche war gekommen, hatte das Nachtgeschirr geleert
und Lebensmittel gebracht, alles, ohne ein Wort zu sprechen. Sein Benehmen gab
ihr klar zu verstehen, wo seine Loyalität lag.
    Der Junge
war oben an der Arbeit, machte in ihrer Schlafkammer sauber und brachte
frisches Wasser. Sie beobachtete ihn, als er die Treppe hinunterstieg, den
Blick stur geradeaus.
    Sie
markierte mit dem Finger die Stelle im Buch und sah den Jungen an, der noch
immer seinen Blick angestrengt auf den Boden vor sich gerichtet hielt.
    »Du heißt
doch Bennie, oder?« Mehr wollte ihr nicht einfallen, obwohl ihr sehr daran
lag, ihn und seine Hilfe für sich zu gewinnen.
    »Ja.«
    »Bist du
Jasons Freund?«
    Sein Kopf
mit dem sandfarbigen Haar fuhr hoch. »Sie sprechen von Seiner Lordschaft?«
    »Ja.«
    »Er bezahlt
mich, das ist alles. Und ich tue, was er sagt.« Bennie wollte verlegen zur Tür.
    »Draußen im
Wald ist es sehr schön ... findest du nicht?«
    »Nur im Winter nicht, da ist es
schrecklich kalt.«
    »Mir ist
entfallen, wie die kleine Ortschaft an der Straße unweit von hier heißt ... wie
heißt sie doch gleich ...«
    Er sah sie
wachsam an. »Versuchen Sie ja keine Tricks bei mir. Seine Lordschaft hat mich
gewarnt, daß Sie eine ganz Raffinierte sind ... ich sollte nicht auf Sie
achten.«
    Velvet
schob ihr Kinn vor. »Was hat er sonst noch gesagt? Hat er gesagt, daß er mich
entführte? Daß ich hier gegen meinen Willen festgehalten werde?«
    An der Tür
angekommen, schüttelte der Junge so energisch den Kopf, daß sein Haar ihm über
die Augen fiel. »Geht mich nichts an, warum er Sie hergebracht hat. Er hat
Ihnen nichts getan, und Sie sind seine Frau. Sie sollten darauf hören, was
Seine Lordschaft sagt.«
    »Seine
Frau! Hat das dieser verlogene

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