Wie Samt auf meiner Haut
ganz bei sich. Nun denn, es handelt
sich darum, daß ich – egal wie – entdeckte, wie es um Ihre
Vermögensverhältnisse bestellt ist. Ich wünschte, Geld wäre zwischen uns kein
Thema. Bei einer Verbindung wie der unseren ist es aber sehr wohl der Fall, wie
wir beide wissen. Ihren finanziellen Nöten, Durchlaucht, gelten mein Verständnis
und mein Mitgefühl. Meine Mitgift wird jedoch nicht dazu dienen, Ihre Probleme
zu lösen.«
Seine Miene
blieb unverändert, nur die Farbe wich langsam aus seinen Wangen. »Entschuldigen
Sie, meine Liebe, aber ich habe nicht die leiseste Ahnung, wovon Sie reden.«
»Sie wissen
es nur zu gut.« Ihr Ton wurde milder. »Durchlaucht, ich weise nicht Ihnen die
Schuld zu. Als Angehörige des Adelsstandes tragen wir alle große Verantwortung.
Vernunftehen zur Lösung finanzieller Probleme sind in unseren Kreisen gang und
gäbe. Aber unsere geplante Heirat wird nicht zustande kommen.« Sie setzte sich
bequemer zurecht und glättete den Rock ihres Brokatkleides. »Wie ich schon
sagte, weiß ich um Ihre Probleme. Ich habe allerdings nicht die Absicht, sie
außerhalb dieser vier Wände zu diskutieren.«
Avery sagte
nichts darauf.
»Um mein
Schweigen zu belohnen, werden Sie mir einen Gefallen tun.«
Er sah sie
scharf an. Wenn es um ein Geschäft ging, befand er sich auf
vertrautem Terrain, genau dort, wo sie ihn haben wollte. Sich vorbeugend,
zupfte er einen hellen Faden von seinem dunkelgrünen Frackrock. »Meine
Teuerste, ich bestätige keine einzige Ihrer lächerlichen Behauptungen, aber
wenn Sie irgendeine Art von Beistand benötigen, kann ich Ihnen vielleicht
helfen.«
Als Velvet
aufstand und ans Feuer trat, überragte sie ihn um einiges. »Die letzten Tage
waren für alle eine harte Prüfung. Sicher wissen Sie sehr gut, daß sich die
Entführung auf meinen Ruf nicht eben vorteilhaft auswirkte.« Sie sah ihm ins
Gesicht. »Sollte unsere Verlobung ein abruptes Ende finden, werden sich die
Leute nach dem Grund fragen. So wie Sie es eben taten, wird man meine Ehre in
Frage stellen, und obwohl diese unangetastet blieb, sinken meine Aussichten
auf eine passende Partie.«
»Weiter«,
sagte der Herzog.
»Als
Gegenleistung für mein Schweigen ersuche ich Sie, unsere Beziehung in den
nächsten Wochen wie bisher aufrechtzuerhalten. Lassen Sie erkennen, daß Sie
noch immer zur Ehe bereit sind. Sie können ja sagen, daß Sie Lösegeld bezahlt
haben und damit meine Rückkehr erkauften.« Das hörte sich viel besser an, als
die Version von ihrer geglückten Flucht, die sie ihm aufgetischt hatte.
Avery
schürzte die Lippen. »Ich sehe darin kein Problem.«
»Es wird
eine Weile dauern, bis der Hochzeitstermin neu festgesetzt ist, eine
Verzögerung, die auf Verständnis stoßen dürfte. Ehe das neue Datum feststeht,
werde ich einfach die Verlobung lösen. Wir werden natürlich gute Freunde
bleiben, zumal bis dahin jeder vielleicht einen anderen, passenderen
Ehekandidaten gefunden hat.«
Averys
abschätzender Blick verriet, daß er sie nun in ganz anderem Licht sah. Sein
Lächeln ging über ein bloßes Verzie hen der Lippen hinaus. »Mylady, seien Sie
versichert, daß alle Gerüchte über mein Vermögen, die Ihnen zu Ohren kamen,
falsch sind. Sollten Sie es dennoch vorziehen, unser Verlöbnis zu lösen, bin
ich gewillt, mich Ihren Wünschen zu fügen. Natürlich werde ich Sie freigeben, wie
jeder Gentleman es tun würde.«
»Wir sind
uns also einig?« Sie streckte geziert eine weißbehandschuhte Hand aus, über
die er sich formvollendet beugte.
»Völlig,
Mylady.«
Ihr entging
weder der boshafte Unterton seiner Antwort noch der Umstand, daß er unter
seiner höflichen Fassade vor Wut kochte. Sie hatte seinen Plan, sein Vermögen
zu retten, durchkreuzt, und Avery Sinclair war nicht der Mensch, der es
hinnahm, wenn jemand ihm in die Quere kam.
»Morgen
werde ich nach Windmere zurückkehren. Soweit ich weiß, hatten Sie hier in
Carlyle Hall drei Wochen nach unserer Hochzeit ein Fest geplant.«
Sein
Lächeln fiel düster aus. »Für unseren ersten gesellschaftlichen Auftritt als
Jungvermählte wollte ich ein Kostümfest veranstalten. Die Einladungen sind bereits
verschickt. Wie Sie ganz richtig sagten, hätte das Ereignis heute in drei
Wochen stattfinden sollen.«
»Gut. Die
Saison hat noch nicht richtig begonnen. Lassen wir diesen Ball stattfinden.
Kurz danach werde ich die Verlobung lösen, damit wir beide frei sind und jeder
seine Interessen verfolgen kann.«
»Wie Sie
wünschen«,
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