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Wie Samt auf meiner Haut

Wie Samt auf meiner Haut

Titel: Wie Samt auf meiner Haut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Martin
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wirklich ist.«
    Die Linie
seines sinnlichen Mundes verhärtete sich. »Avery ist ein Mensch mit vielen
Gesichtern. Kein Wunder, daß eine Unschuld wie du sich hat blenden lassen.«
    »Das klingt
ganz so, als würdest du ihn gut kennen.«
    »Das dachte ich auch – aber es war ein
Irrtum. Ein sehr folgenschwerer. Ich werde ihn nie wieder begehen.«
    »Ich bin
noch immer mit ihm verlobt. Als du heute gekommen bist, mußtest du doch
befürchten, daß ich Alarm schlage und dich als meinen Entführer preisgebe?«
    Sein
Lächeln war entwaffnend und ließ ihn jünger, weniger kämpferisch und weniger
wachsam erscheinen. Der Gedanke lag nahe, daß Lächeln für ihn neu und rar war.
    »Sicher
wußte ich es nicht. Ich glaubte aber, du würdest inzwischen festgestellt
haben, daß ich die Wahrheit über ihn sagte, und hoffte, deine Dankbarkeit würde
dich schweigen lassen.« Er
zog eine Braue hoch, als er sie eindringlich studierte. »Oder daß du hin und
wieder an mich gedacht hast wie ich an dich.«
    Ihr Herz
tat einen Sprung und schlug schneller. Sie starrte in sein markantes Gesicht,
und eine Woge der Traurigkeit überschwemmte sie. Sie hatte an ihn gedacht –
endlos – seit dem Augenblick ihrer Trennung. Doch es nützte nichts. Sie mußte
eine gute Partie machen und einen Mann finden, der ihre Familie vor dem Ruin
bewahrte.
    Eine Ironie
des Schicksals, daß sie und Avery Sinclair den gleichen Weg einschlugen.
Tatsächlich waren sie einander gar nicht unähnlich, so ungern sie es sich
eingestand.
    »Ich muß
hinein«, sagte sie, obwohl sie ihn nicht verlassen wollte. »Werde ich dich
wiedersehen?«
    Er
schüttelte den Kopf. «Das glaube ich nicht. Es wäre wohl nicht sehr vernünftig.
Ich hätte dich auch heute in Ruhe lassen sollen.«
    Sie
streckte die Hand aus und berührte seine Wange. »Ich bin froh, daß du es nicht
getan hast.« Seine Augen schienen aufzuleuchten, und einen Moment glaubte sie
schon, er würde sie wieder küssen, doch er tat es nicht.
    »Leb wohl,
Herzogin.« Sie korrigierte ihn nicht, da der Titel aus seinem Mund wie eine
Liebkosung klang, vor allem, wenn er sie dabei so zärtlich ansah wie jetzt.
    »Leb wohl
Jason. Und bitte achte auf dich.« Er drehte sich um, und sie sah ihn in der
Dunkelheit des Gartens verschwinden, während seine Körperkonturen zu
verzerrten Schatten im flackernden Fackelschein wurden.
    In
Sekundenschnelle war er unsichtbar, und Velvet war plötzlich wie leer und den
Tränen nahe. Es tat nicht gut, wenn sie sich zu einem Mann, den sie kaum
kannte, mit aller Macht hingezogen fühlte. Sein Abschied bewirkte, daß ihr eng
ums Herz wurde.
Doch weshalb? Auch wenn Jason mehr für sie empfand als nur Begierde, konnte
nichts daraus werden. Er gehörte nicht in ihre Welt und sie nicht in seine, und
niemand konnte dies ändern.
    Aber seine
verzehrenden Küsse und die Erinnerung an seine wunderschönen blauen Augen, die
sie so zärtlich ansahen, ließ sich nicht vertreiben. Die Kühle der frischen
Nacht zwang sie schließlich, ins Haus zurückzukehren. Doch vergessen konnte
sie nicht.
    Der
Kostümball zog sich
für Velvet qualvoll in die Länge und schien kein Ende nehmen zu wollen. Sie
zwang sich jedoch unentwegt zu lächeln und zu scherzen. Immer wieder fand sie
liebevolle Worte, wenn sie über Avery zu seinen Gästen sprach, während sie sich
erschöpft und fehl am Platz fühlte und sich mit der Frage quälte, warum Jason
nun wirklich gekommen war. Rückblickend glaubte sie, seine rotgekleidete
Gestalt in der Halle unweit des herzoglichen Arbeitszimmers flüchtig gesehen zu
haben. Hatte er den Raum betreten? Hatte er einen Raub oder gar Schlimmeres
geplant? Und wenn nicht, was hatte er dort drinnen zu suchen?
    Sie fand
keine Antwort darauf. Der Jason Genannte war ein Rätsel, unergründlich und
geheimnisvoll. Sie hätte jemanden engagieren können, der seine wahre Identität
herausfand, doch waren ihre Mittel sehr begrenzt, zudem war es nicht von
Bedeutung. Für Jason war in ihrem Leben kein Platz. Er konnte sie nicht aus
ihrer bedrängten Lage retten. Sie mußte einen Mann finden, der vermögend genug
war.
    Aber heute
schienen die Chancen gering, und mit dem Fortschreiten des Abends wuchs ihre
Müdigkeit.
    Als sie
ihren Großvater suchte, stellte sie fest, daß er bereits zu Bett gegangen war.
Erschöpft, aber immer noch zu aufgewühlt,
durchschritt sie die imposanten Marmorkorridore von Carlyle Hall, ließ den
Ballsaal und damit die Gäste hinter sich und bewunderte die Flucht

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