Wie Samt auf meiner Haut
Square.
Alles lief glatt. Er war Velvet Moran los, und Mary Stanton, die seinen
Annäherungsversuchen nicht abgeneigt schien, hatte auf seine angedeuteten
Heiratsabsichten mit schüchterner Zustimmung reagiert.
Mehr, weil
ihr Vater es wünschte, als daß sie seinem Charme erlegen wäre, wie er sich ein
wenig gekränkt eingestehen mußte, aber das war ziemlich unwichtig. Sie würde
einwilligen, und sie würden heiraten.
Zu seinem
Leidwesen hatte Mary ihm klar zu verstehen gegeben, daß sie noch mindestens ein
Jahr bis zur Hochzeit warten wollte. Avery hatte lächelnd geantwortet, daß er
vollstes Verständnis dafür hätte, während er sich den Kopf nach einer
Möglichkeit zermarterte, wie er das Mädchen zu einer früheren Ehe zwingen
konnte.
Das
erwartete Pochen an der Tür ertönte. Er öffnete und Iieß Baccy Willard
eintreten.
»Nun, hast
du getan, was ich dir aufgetragen habe?«
»Ja,
Durchlaucht.« Baccy hatte seinen Dreispitz abgenommen, der auf seinem
schwarzen Haar einen Abdruck hinterließ.
»Also gut.
Die nächsten zwei Wochen wird Sir Wallace aus geschäftlichen Gründen nicht in
London sein. Er hat seine Tochter bei ihrer Freundin Jennie Barclay
zurückgelassen. Die Barclays und Miß Stanton werden nächsten Donnerstag zur
Soireé Lord Briarwoods erwartet. Dies könnte unseren Absichten dienlich sein.«
»Sehr wohl,
Durchlaucht.«
»Du weißt,
was zu tun ist?«
»Ich soll
dafür sorgen, daß das Mädchen von einer Erkrankung ihres Vaters erfährt.«
»Richtig.
In der Nachricht soll auch stehen, daß sie es niemandem sagen soll. Sie solle
sich an den Duke of Carlyle wenden, der sie sicher zu ihrem Vater bringen
wird.«
»Ja, ich
kümmere mich selbst darum.«
»Gut. Und
in dem Gasthof an der Straße nach Windsor – wirst du dich auch darum kümmern?«
»Ja,
Durchlaucht.«
Avery
schlug dem großen Mann auf die Schulter. »Mein Freund, unsere Sorgen werden
bald ein Ende haben.«
Baccy
nickte und wandte sich zum Gehen. Avery, der dem großen ungeschlachten Mann
nachblickte, lächelte.
Warum
sollte er nicht guter Dinge sein? Nächsten Freitag würde er wieder über
Vermögen und Ansehen verfügen. Die hübsche kleine Mary Stanton würde sein Bett
wärmen. Und bald darauf würde der Duke of Carlyle glücklich verheiratet sein.
Avery
wartete auf das Geräusch, das anzeigte, daß die Tür geschlossen wurde, doch es
blieb aus. Als er sich umdrehte, stand Baccy noch immer da.
Avery zog
eine Braue hoch. »Ist noch etwas?«
»Fast hätte
ich es vergessen. Dieses Mädchen, Durchlaucht, Lady Velvet. Sie stellte in
Carlyle Hall Fragen über Ihren Bruder. Ich hörte, wie sie mit Cummings sprach.
Sie sagten, ich sollte Ihnen melden, falls jemand Fragen stellte.«
»Richtig.«
Er lächelte. »Aber in diesem Fall bin ich sicher, daß Lady Velvet nur neugierig
auf den Mann war, der fast ihr Schwager geworden wäre.«
Baccy
nickte. »Neugierig war sie wirklich. Ich weiß es, weil ich ihr folgte. Und ich
sah, daß sie mit Sylvie Winters, dem Hausmädchen für den ersten Stock, sprach.
Ich brachte Sylvie dazu, daß sie mir alles sagte. Lady Velvet hat nach Ihrem
Bruder gefragt ... und wollte alles über die Nacht des Mordes wissen.«
Avery
erstarrte äußerlich, während sein Herz raste. »Baccy, das gefällt mir nicht.
Warum sollte sich Velvet Moran für den Mord an meinem Vater interessieren?«
»Keine
Ahnung, Durchlaucht.«
»Vielleicht
sollten wir es herausfinden.« Er durchquerte den Raum. »Einer deiner Leute soll
sie im Auge behalten. Wenn sie weiterhin Fragen stellt, möchte ich es wissen.
Und wenn etwas passiert, das auch nur geringfügig aus dem Rahmen fällt, möchte
ich es erfahren.«
»Ja,
Durchlaucht.«
»Das wäre
alles, Baccy.« Als der hünenhafte Mann endlich ging und die Tür schloß, konnte
Avery in aller Ruhe diese neue Wendung überdenken.
Velvet
Moran war ihm immer schon ein Ärgernis gewesen, seit dem Tag, als er
beschlossen hatte, sie zu heiraten. Obschon er nicht die leiseste Ahnung
hatte, warum sie sich für seine Angelegenheiten interessierte, sah er darin
keinen Ansaß für echte Besorgnis. Ehe die Woche um war, würde er eine sehr
vermögende Frau haben. Seine Welt würde wieder in Ordnung sein und er wieder
Herr der Lage.
Sollte
Velvet zu einem Problem werden, würde er es einfach aus der Welt schaffen.
Avery
lächelte und gab sich wieder der beruhigenden Aussicht hin, die der Garten
bot.
»Lady
Velvet, Sie sehen
heute hinreißend aus.«
»Danke,
Mylord.« Velvet,
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