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Wie Sand in meinen Händen

Wie Sand in meinen Händen

Titel: Wie Sand in meinen Händen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luanne Rice
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verändert hatte. Nicht John, sondern sie. Damals hatte sie sich in John verliebt, in seine Art, das Leben als Abenteuer zu begreifen. In seine Art, Arbeit und Gefühle miteinander zu verbinden, dem Lauf der Welt einen Sinn zu verleihen, indem er Skulpturen schuf, die sich keinem Gesetz unterwarfen und seiner persönlichen Lebensauffassung Rechnung trugen. Und genauso extrem wie seine Gefühle waren auch seine Kunstwerke.
    Honor hatte diese Seite an ihm geliebt und war von seiner Risikobereitschaft fasziniert gewesen, bis zu einem bestimmten Tag. Sie wusste auf Anhieb, wann sich ihre Einstellung geändert hatte: Es war der Tag gewesen, als Regis zur Welt kam. Mit der Geburt ihrer Tochter hatte sich Honor gewünscht, dass John in Zukunft weniger waghalsig wäre. Für sie zählten nun Nähe und Geborgenheit, nicht ungezähmter Tatendrang, ungeachtet der damit verbundenen Risiken. Kinder verändern das Leben von Grund auf, dachte sie mit verschwimmendem Blick, als sie das Kelly-Wappen auf Bernies Umschlag betrachtete.
    Da klopfte es an der Küchentür. Die Sonne war hinter den Bäumen und der Kapelle untergegangen, der Garten lag im Schatten. Als sie zum Fenster hinausspähte, sah sie John vor der Tür stehen – ihr Herz machte einen Sprung, als hätte sie ihn heraufbeschworen. Sie winkte ihn herein und schob Bernies Brief unter ein Platzdeckchen.
    »Wie geht es dir?«, fragte er.
    »Gut.« Sie gab sich reserviert. »Und dir?«
    »Auch gut. Sind die Mädchen zu Hause?«
    »Nein. Sie sind alle ausgeflogen.«
    »Wir müssen reden.« Er wirkte angeschlagen, wie ein Boxer in der zehnten Runde. Sie starrte ihn an und wusste, dass sie wenig dazu beigetragen hatte, seine Heimkehr erfreulich zu gestalten oder auch nur zu erleichtern.
    »Du hast gearbeitet«, sagte er und blickte auf die Farbkleckse an ihren Unterarmen.
    Sie nickte schweigend.
    »Ich habe mich noch nicht für den Abend neulich bedankt.« Er stand am Küchentisch. »Für die Einladung zum Essen.«
    »Gern geschehen.« Das Ende des Abends war reibungsloser verlaufen, doch nun sah er wieder angespannt und aufgebracht aus, und nach der langen Zeit im Atelier war sie selber überempfindlich und gereizt.
    »Jede Begegnung mit dir ist schwer für mich. Daraus mache ich keinen Hehl, Honor.«
    »Tut mir leid … aber mir geht es ebenso.«
    »Ich weiß. Ich möchte dir das Leben nicht unnötig schwer machen, aber – ich habe einfach das Bedürfnis, die Kinder zu sehen. Es war wunderbar, den Abend mit euch allen zu verbringen. Seither kann ich an nichts anderes mehr denken.«
    Honor wandte den Blick ab. Sie konnte ihm nicht sagen, dass es ihr genauso ergangen war. Ihr Magen verkrampfte sich, während sie versuchte, ruhig zu bleiben und zuzuhören.
    »Wir müssen eine Lösung finden, damit ich sie regelmäßig sehen kann«, sagte er. »Egal, was du davon halten magst, ich weiß, dass es auch in ihrem Sinne ist. Ich glaube nicht, dass ich in diesem Punkt selbstsüchtig bin – ich bin schließlich ihr Vater und …«
    »Ich habe nicht vor, dir Steine in den Weg zu legen, John.«
    »Nein?« Er brach ab, schien überrascht zu sein und sah sie an. Sie bemerkte, dass er nicht geschlafen hatte. Seine Augen waren von Schatten umrandet und eingesunken. Dennoch entdeckte sie das vertraute Ungestüm darin; sein Herz und seine Neugierde auf das Leben waren so lebendig wie eh und je. Und obwohl er hager geworden war, wirkte er genauso ungebrochen und stark wie früher. Sie sah ihn an, unterdrückte den Wunsch, nach seiner Hand zu greifen.
    »Wie könnte ich?«, erwiderte sie. »Sie lieben dich über alle Maßen.«
    »Aber ich dachte …«, begann er verwirrt. »Ich dachte, du wärst der Meinung, dass der Umgang mit mir schlecht für sie sei – und für dich.«
    »Das sind zwei Paar Schuhe«, murmelte sie.
    »Honor.« Er streckte die Hand halb über den Tisch aus, als würde er sich wünschen, dass sie nach ihr griff. Doch sie hatte die Hände fest im Schoß verschränkt. »Ich habe alles kaputt gemacht. Es tut mir unendlich leid, was in Irland passiert ist.«
    »Das ist lange her.«
    »Aber ich werde bis an mein Lebensende dafür bezahlen!« Seine Stimme wurde lauter. »Und die Mädchen auch, das ist das Schlimmste daran. Sie müssen darunter leiden; die Leute wissen, dass ihr Vater im Gefängnis war, einen Menschen getötet hat. Du weißt doch, wie Peter reagiert hat.«
    Honor nickte, jeder Muskel in ihrem Körper zum Zerreißen gespannt.
    »Er maßt sich an, mich von oben

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