Wie Sand in meinen Händen
Portionen über den Tresen. Dann hängte sie ihre Schürze an den Haken und ging durch die Hintertür nach draußen, wobei sie hoffte, nicht nach Fritteuse zu riechen. Als sie um die Ecke bog, sah sie, dass Brendans Hand liebevoll auf Agnes’ Rücken ruhte. Sie freute sich für Agnes und beneidete sie ein wenig, aus irgendeinem unerfindlichen Grund.
»Schön, dass wir dich wenigstens noch gesehen haben«, meinte Cece. »Weil es ganz den Anschein hat, als hättet ihr beide, Peter und du, schon etwas vor.«
»Haben wir auch. Wir wollen ins Strandkino – warum kommt ihr nicht einfach mit?«
»Nach Hubbard’s Point?« Cece hätte vor Begeisterung beinahe ihr Eis fallen lassen.
»Ja.« Regis lächelte, weil sie wusste, wie gerne ihre Schwester ins Freilichtkino ging.
»Eine gute Idee!«, sagte Agnes.
»Finde ich auch«, erklärte Brendan.
Regis nickte und lief zu Peter, schlang die Arme um seinen Nacken und küsste ihn.
»Hi, Baby. Was wird das, eine Familienfeier?«
»Ich habe sie gerade gefragt, ob sie mit uns ins Kino gehen.«
Er runzelte die Stirn. »Alle?«
»Natürlich. Was soll die Frage?«
»Abartig, der Typ.« Josh starrte Brendan an. »Ich habe ihn schon öfter gesehen.«
»So eine Schrottkiste kann nur ein Verlierer fahren«, meinte Kris.
»Er ist klasse«, sagte Regis. »Er hat meine Schwester in der Notaufnahme betreut, an dem Abend, als sie schwer verletzt ins Krankenhaus eingeliefert wurde. Allein dafür werde ich ihm mein Leben lang dankbar sein, also will ich kein Wort mehr von Abartigsein und Verlierern hören, ist das klar?«
»Oho, Zickenalarm!«, ertönte eine Stimme aus Matts Wagen. Regis sah Alicia, die zusammengekauert auf dem Rücksitz saß und aussah, als würde sie schmollen.
»Na so was! Ich habe dich gar nicht bemerkt.«
»Du freust dich sicher unbändig, mich zu sehen.«
»Würde ich vielleicht, wenn du mich nicht als Zicke bezeichnet hättest.«
»Du spielst also die Fürsprecherin für eine männliche Krankenschwester. Das ist er doch, oder? Ich habe ihn neulich in der Klinik gesehen, als ich wegen einer allergischen Reaktion auf mein Tattoo in der Notaufnahme war … nein, keine Chance, Peter, du wirst es nicht zu Gesicht bekommen – es befindet sich an einer Stelle, die für Ehemänner tabu ist.«
»Noch ist er nicht verheiratet, haha!«, meinte Josh.
»Was ist gegen einen Krankenpfleger einzuwenden?« Regis war wütend über die Geringschätzung, mit der Alicia von Brendan sprach und die sie weit mehr ärgerte als der verführerische Blick, den sie Peter zuwarf.
»Das ist nur was für Schwule.«
»Und was ist gegen Schwule einzuwenden?« Regis ignorierte, dass Brendan in Agnes verliebt war und ihre Schwester – so unglaublich das war – seine Gefühle ganz offensichtlich erwiderte, wie sie gerade mit einem Blick auf die beiden feststellen konnte.
»Lassen wir die Schwulen«, meinte Alicia. »Der Typ ist völlig indiskutabel. Eine männliche Krankenschwester, die ein solches Auto fährt – das ist so was von unter meinem Niveau.«
»Du und dein Niveau –, begann Regis, aber Peter griff nach ihrem Arm und unterbrach sie.
»Meine Damen, keinen Streit, wenn ich bitten darf.«
Regis funkelte ihn an – warum konnte er sie nicht gegen diese grässlichen Snobs verteidigen? Auch wenn sie es selbst kaum glauben konnte, aber sie hatte das Gefühl, als wäre ihre Liebe zu ihm im Schwinden begriffen, schneller als die Polareiskappen.
»Ist doch völlig egal, wie ihr den Burschen findet«, meinte Haylay. »Ich will unbedingt an den Strand zurück, den Film anschauen. Sie zeigen
Der Fluch der Karibik,
und wenn ich euretwegen Johnny Depp verpasse, finde ich das gar nicht komisch. Ihr seid schuld, wenn ich das heulende Elend kriege und mit Selbstmordgedanken spiele.«
»Ja, fahren wir endlich«, pflichtete Josh ihr bei.
Regis sah Peter an, spürte, wie die Sekunden verrannen; mit jedem Herzschlag verpasste er die Chance, Brendan zu verteidigen und sich auf ihre Seite zu stellen. Was geschah zwischen ihnen, und warum schien es nach der Rückkehr ihres Vaters angefangen zu haben? Das Herzstechen wurde schlimmer. Regis blickte sich um und zählte – der Wagen war bereits voll besetzt. Sie trat einen Schritt zurück.
»Ich fahre bei meinen Schwestern und Brendan mit. Wir treffen uns dort, ja?«, sagte sie.
»Gut, ist mir egal.«
Regis nickte; er hatte ihr aus der Seele gesprochen.
Agnes wusste, dass etwas nicht stimmte; Regis musste weder etwas sagen
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