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Wie Sand in meinen Händen

Wie Sand in meinen Händen

Titel: Wie Sand in meinen Händen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luanne Rice
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den Nagel auf den Kopf getroffen; besser konnte man es nicht ausdrücken. Als sie sich umdrehte, um ihr beizupflichten, sah sie, dass Regis selbstvergessen, als wäre sie Lichtjahre entfernt, ihren Verlobungsring anstarrte, der im Mondlicht funkelte.
    »Vielleicht können wir in Zukunft auf solche halsbrecherischen Abenteuer verzichten, jetzt, wo Dad wieder zu Hause ist«, meinte Agnes.
    Regis antwortete nicht; sie blickte stumm aus dem Fenster.
    Agnes sah sie an; irgendetwas schien ihrer Schwester Kopfzerbrechen zu bereiten. Großes Kopfzerbrechen – warum bemerkte sie die Ringe unter Regis’ Augen erst jetzt?
    »Was ist los?«, fragte sie.
    »Regis hatte letzte Nacht einen furchtbaren Traum, den schlimmsten, den man sich nur vorstellen kann«, meinte Cece.
    »Ich weiß. Mom kam ins Zimmer, um nach dir zu sehen«, sagte Agnes zu ihrer Schwester. »Aber du bist nicht einmal aufgewacht.«
    »Es war der reinste Alptraum«, sagte Regis.
    »Erinnerst du dich daran?«
    »Es hatte irgendetwas mit Ballincastle zu tun.«
    »Wie früher«, sagte Cece. »Oder?«
    Doch Regis schwieg, blickte aus dem Fenster.
    »Vielleicht träumst du jetzt wieder davon, weil Mom die Szene malt – hast du das Bild gesehen?«, fragte Agnes.
    »Diese unheimliche alte Burgruine.« Cece schauderte. »Und Dads Skulptur mit dem Kreuz an der Spitze. Und wir drei, wie wir aus dem Fenster schauen. Das gehört nicht gerade zu meinen Lieblingsbildern. Es erinnert mich daran, wie unglücklich wir waren, als Dad weg war … Regis, hast du geträumt, du hättest –«
    »Schluss jetzt, ich will nicht mehr über meine Träume reden!«, erwiderte Regis scharf.
    »Tut mit leid, Regis.« Cece klang bestürzt.
    »Schon gut, Cecilia.«
    Ihre Stimme klang schroff, und als Agnes sich umdrehte, sah sie, dass Cece Tränen in den Augen hatte. Sie öffnete ihren Mund, um Regis zurechtzuweisen, doch das Wort blieb ihr im Halse stecken. Regis starrte immer noch aus dem Fenster, mit einem Blick, als sei sie zu Tode erschrocken.
    Sie waren zu spät für das Strandkino, so dass Brendan bis zum Ende der Sackgasse fuhr und wendete. Als sie zum Strand hinunterfuhren, fühlte Agnes in ihrem Inneren etwas Heißes, als hätte sie ein glühendes Stück Kohle verschluckt. Regis’ Traum belastete alle. Sie hatte im Schlaf aufgeschrien und unverständliche Worte gemurmelt. Doch die Bedeutung war auch so klar: Sie hatte Todesangst gehabt und versucht, jemanden zu retten, den sie liebte.
    Was war in diesem Traum passiert, und was hatte das alles mit der Heimkehr ihres Vaters zu tun? Agnes wusste genau wie ihre Schwester, die schweigend auf dem Rücksitz saß, dass zwischen beidem ein Zusammenhang bestand.
    »Cece, es tut mir leid«, sagte Regis nun.
    »Ich wollte dich nicht aufregen«, schluchzte Cece.
    »Oh Gott. Bitte wein doch nicht.«
    »Es ist nur …« Cece schnüffelte unkontrollierbar. »Ich habe mir gestern Nacht solche Sorgen um dich gemacht. Du musst etwas Grauenvolles geträumt haben, so wie du geredet hast, und ich wollte dir helfen, aber …«
    »Cece, es war nur ein Traum.«
    »Jetzt wird alles gut, ja?« Cece wischte die Tränen weg. »Dad ist wieder zu Hause. Und dir wird es bald besser gehen, Regis.«
    »Dad und Mom sind nicht mehr zusammen«, entgegnete Regis dumpf. »In meinem Traum war das alles meine Schuld.«
    »Aber es ist nicht so«, sagte Cece. »Und abgesehen davon werden die beiden wieder zusammenkommen. Und sie malt dieses Bild von seiner Skulptur. Als würde sie an ihn denken. Und er errichtet diesen verrückten Steinkreis am Strand … aus Felsbrocken …«
    »Das ist ein gutes Zeichen«, erklärte Agnes. »Sie sind Künstler und inspirieren sich gegenseitig. Das sieht man doch auf den ersten Blick, oder?«
     
    Regis war nicht die Einzige im Haus, die in der Nacht kein Auge zugetan hatte.
    Irgendwann nach Mitternacht war Honors Bild fertig geworden. Auf der großen Leinwand war Ballincastle zu sehen, die Ruinen der alten Burg und Johns zerstörte Skulptur. Das Kreuz an der Spitze zeichnete sich dunkel gegen den Himmel ab, an dem sich ein Unwetter zusammenbraute. Im Hintergrund erkannte man die Gesichter ihrer drei Töchter, die durch die Fenster des kleinen, strohgedeckten Cottages nach draußen spähten. Honor trat einen Schritt zurück, um das Bild noch einmal in Augenschein zu nehmen; sie fand, dass es ihr gelungen war, die unheimliche Stimmung, die an jenem Tag geherrscht hatte, einzufangen. Von John und ihr war indes keine Spur auf der

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