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Wie Sand in meinen Händen

Wie Sand in meinen Händen

Titel: Wie Sand in meinen Händen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luanne Rice
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brachte Regis ins Krankenhaus. Sie war ewig dort, wir hatten Angst, sie würde nicht mehr aus ihrer Starre erwachen. Meine Mutter traute sich nicht einmal, nach Cork City zu fahren, um Dad beizustehen.«
    »Wie hätte sie ihm denn beistehen sollen?«, fragte Brendan sanft. »Er war doch in Untersuchungshaft, oder?«
    »Ja.«
    »Das muss schrecklich für Regis gewesen sein«, sagte er.
    »Ja. So schrecklich, dass sie sich bis heute nicht daran erinnern kann, was genau passiert ist, und unser Vater spricht nicht darüber, mit
keiner Menschenseele.
Bei dem Sturz hatte sich Regis eine schwere Gehirnerschütterung zugezogen, und sie hatte eine riesige Beule am Kopf. Die Ärzte meinen, das könnte die Ursache für den Gedächtnisverlust sein.«
    »Die Kopfverletzung und das Trauma. Menschen klinken sich oft völlig aus, wenn sie zum Beispiel große Angst haben. Gefühle können genauso schlimme Auswirkungen wie ein körperlicher Angriff haben, vor allem auf die Psyche. Deshalb möchte ich Psychiater werden.«
    »Ich wünschte, das Ganze wäre einfacher«, flüsterte sie.
    »Wie in Tir Na Nog.«
    Er hielt ihre Hand, beugte sich vor und küsste sie. Agnes schloss die Augen, spürte seine Lippen und hatte das Gefühl, mit ihm zu verschmelzen; die Welt ringsum versank, und so entging ihr, dass sie nicht länger allein waren. Als sie die Augen öffnete, sah sie ihre Eltern und Cece vor sich stehen. Cece zerrte an ihrer Hand, ihr Blick ging fieberhaft zwischen Brendan und Agnes hin und her.
    »Habt ihr Regis gesehen?«, rief sie.
     
    John geleitete seine Familie durch den Weingarten zur Akademie. Cece erzählte Agnes und Brendan mit leiser Stimme, was sich zugetragen hatte.
    Honor ging schweigend neben ihm, ihre Schulter streifte ihn bei jedem Schritt. Vom Kamm des Hügels aus sah John die Polizeifahrzeuge – eines war kein Streifenwagen – am Ende der Sackgasse, die zur Blauen Grotte führte. Allein der Anblick löste Beklemmungen in ihm aus.
    Am Fuß des Hügels angekommen, gingen sie den Stimmen nach, die aus der kleinen Natursteinhöhle kamen, aus der Blauen Grotte. Diese Leute hier zu sehen – zwei Officer in Uniform und zwei Detectives in Zivil – war befremdlich. Sie sprachen mit Bernie und Tom.
    Die beiden drehten sich wie auf Kommando um, als John und Honor sich näherten. Tom stand dicht neben Bernie, aber sie war eindeutig diejenige, die das Wort hatte: Die Polizisten sahen sie an und machten sich Notizen.
    »Entschuldigung.« Einer der Polizisten versuchte, John und Honor den Weg zu versperren. »Hier findet gerade eine polizeiliche Ermittlung statt. Kommen Sie später wieder.«
    »Was ist passiert?«, fragte Honor.
    »Bitte warten Sie draußen«, bat der weibliche Detective.
    John wurde klar, dass die Polizisten meinten, sie wären Gläubige oder Touristen, die Star of the Sea und die Blaue Grotte besichtigen wollten. Bernie fiel es im selben Moment auf, und sie ging dazwischen.
    »Das sind mein Bruder und meine Schwägerin«, erklärte sie. »Sie wohnen auf dem Campus. Vielleicht haben sie etwas beobachtet. John, Honor, irgendjemand hat Inschriften in die Wände geritzt und damit … für Verwirrung gesorgt.«
    »Verwirrung? Für mich klingen die Worte wie ein verzweifelter Hilferuf«, entgegnete Tom.
    »Tante Bernie«, rief Cece mit zittriger Stimme. »Regis ist verschwunden! Sie war völlig außer sich und ist weggelaufen. Egal, was hier ist … bitte, du musst uns bei der Suche helfen.«
    »Nun mal langsam«, sagte der Detective in Zivil. »Verschwunden? Wie alt ist sie denn?«
    »Zwanzig«, erwiderte John.
    »Und Sie sagen, sie sei
weggelaufen?
«
    »Sie hat eine Nachricht hinterlassen, sie müsse alleine sein und nachdenken«, warf Honor ein, sichtlich mitgenommen. Sie rang die Hände. Ihr Gesicht war kreidebleich, die Lippen trocken. Sie sah John an, als wollte sie sich vergewissern, ob mit ihm alles in Ordnung war; er nickte beruhigend, ergriff ihren Arm, stützte sie. »Sie hat viel durchgemacht und gestern Abend kam es zu einer Auseinandersetzung mit dem Vater ihres Verlobten.«
    »Auf Hubbard’s Point«, sagte einer der uniformierten Polizisten barsch, mit einem Mal hellwach. »Man hat uns deswegen gerufen, doch als wir eintrafen, war sie bereits verschwunden.«
    »Ich glaube nicht, dass es nötig war, die Polizei einzuschalten«, sagte Honor.
    »Mr. Drake hätte Anzeige erstatten können«, entgegnete der Polizist. »Aber er beschloss, darauf zu verzichten.«
    »Weil sie ihm einen kleinen

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