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Wie Sand in meinen Händen

Wie Sand in meinen Händen

Titel: Wie Sand in meinen Händen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luanne Rice
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Blick.
    »Sein Bruder ist gestorben«, warf Agnes leise ein und trat näher.
    »Stammt das von Ihnen?« John deutete auf die Wand.
    Brendan antwortete nicht, sondern räusperte sich und wandte den Blick ab.
    In dem Moment bog ein Wagen mit quietschenden Reifen auf den Parkplatz der Akademie ein – ein ohrenbetäubendes Geräusch, das von den Steinmauern widerhallte, und alle blickten auf. Ein Jeep kam in Sicht. Honor schnappte nach Luft. »Regis!«
    Doch es war Peter Drake, mit drei Freunden im Schlepptau. Sie rannten auf das Haus der Sullivans zu, doch dann entdeckten sie die Gruppe an der Grotte und änderten ihren Kurs. Peters Augen funkelten, seine Schultern waren anspannt. Sein Gesicht, stets braun gebrannt von ungezählten, sorglosen Stunden am Strand, war einer Panik nahe und vor Wut verzerrt.
    »Wo ist sie?«, schrie er und wollte sich auf Brendan stürzen.
    »Peter, halt!« Agnes schob sich zwischen die beiden.
    Peter musste stehen bleiben, wenn er sie nicht über den Haufen rennen wollte; seine Augen sprühten Feuer, sahen durch sie hindurch, dann ging er um sie herum. Brendan erwartete ihn mit verschränkten Armen und gleichermaßen flammendem Blick.
    »Zuerst tauchst du aus dem Nichts auf, du großer Held, um bei Agnes den barmherzigen Samariter zu spielen«, brüllte Peter. »Darauf fährt Regis ab, das wusstest du. Und dann dieses Bravourstück gestern Abend – tauchst auf, schleppst sie ab, als würdet ihr euch so wahnsinnig nahestehen, oder was zum Teufel sollte das bedeuten. Und nun diese Nachricht von Regis –«
    »Sie hat dir eine Nachricht hinterlassen?«, fragte Brendan.
    »Uns auch«, sagte Honor.
    »Wir würden sie gerne sehen«, ließ sich Detective Gaffney vernehmen.
    Honor reichte ihm bereitwillig das Stück Papier. Peter machte Anstalten, es ihr gleichzutun, doch dann stopfte er den Zettel in die Tasche und stürzte sich unvermittelt auf Brendan. Sein Fausthieb brach Brendan die Nase, es krachte wie bei einem Schuss, Blut spritzte.
    Brendan setzte sich blutüberströmt zur Wehr, teilte gezielte Fausthiebe aus, während Peter wild auf ihn eindrosch, bis die Polizisten die beiden schließlich trennten.
    »Sie hat mich verlassen!«, keuchte Peter und wischte sich über die blutige Lippe. »Hat mir den Ring zurückgegeben. Und du weißt, warum. Du weißt, warum!«
    »Peter, was redest du da?«, fragte Agnes.
    »Frag ihn.« Peter brach in Schluchzen aus, als Officer Kossoy und sein Partner ihn an den Schultern festhielten. Brendan ging vornübergebeugt in die Knie, die Hände ans Gesicht gepresst. Bernie kauerte sich neben ihn, eine Hand auf seinem Rücken, und reichte ihm ein Taschentuch.
    »Alles in Ordnung?«
    »Alles bestens.«
    »Wen interessiert es schon, ob es ihm gut geht oder nicht?«, brüllte Peter. »Seid ihr schwer von Begriff? Regis ist seinetwegen verschwunden! Fragt ihn!«
    »Haben Sie eine Ahnung, wo sich Regis Sullivan aufhalten könnte?«, schaltete sich Officer Kossoy ein. Zum ersten Mal flackerte Angst in Brendans Augen auf, was John einen Stich versetzte. Er hatte diese Angst, ein instinktiver und ungezähmter Impuls, schon oft gesehen – in den Augen seiner Mithäftlinge. Er schob Bernie beiseite und sah Brendan in die Augen.
    »Weißt du etwas?« Johns Finger gruben sich in die knochigen Schultern des Jungen.
    »Dad, tu ihm nicht weh!«
    »Zurück, Mr. Sullivan.« Detective Gaffney zerrte an Johns Arm.
    »Was ist mit Regis?«, fragte Honor. »Was hat Peter gemeint?«
    »Ich weiß, dass sie über etwas nachdenken muss«, sagte Brendan leise.
    »Ich denke, wir sollten uns ausführlicher darüber unterhalten«, sagte Detective Gaffney zu Brendan. »Auf dem Polizeirevier.«
    »Richtig«, ließ sich Peter vernehmen. »Nehmen Sie ihn mit – da gehört er nämlich hin, hinter Gitter.«
    »Er hat nichts getan«, rief Cece.
    »Brendan.« John wandte Peter den Rücken zu. »Wir helfen dir – aber du musst uns sagen, was du weißt.«
    »Verdammt.« Peter verdrehte Johns Arm. »Es wäre besser gewesen, wenn Sie in Irland geblieben wären und Regis in Ruhe gelassen hätten. Meine Eltern haben Nachforschungen über Ihren Fall angestellt. Sie haben einen Mann totgeschlagen. Damit muss Regis leben – davor läuft sie davon. Stimmt’s, Brendan? Wer könnte ihr das verdenken?«
    »Du hast doch keine Ahnung«, sagte Brendan.
    »Halt die Klappe, du Niete«, brüllte Peter. »Deine Vergangenheit habe ich auch unter die Lupe genommen, ich habe mich umgehört. Du bist

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