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Wie Sand in meinen Händen

Wie Sand in meinen Händen

Titel: Wie Sand in meinen Händen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luanne Rice
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als Protest gegen die britische Besatzung begonnen hatte.
    Die Worte fielen Bernadette wieder ein:
Ich stehe hier an der Schwelle einer neuen, aufregenden Welt.
    Eine neue aufregende Welt. Bernadette kannte sie gut.
    »Du hast meine Mutter aus Irland angerufen, um ihr zu sagen, dass du ein Kind erwartest«, sagte Regis.
    »Sie war meine allerbeste Freundin«, flüsterte Bernie. »Der einzige Mensch außer Tom, dem ich das Geheimnis anvertrauen konnte.«
    »Sie hat dir geschrieben und dich zu überreden versucht, nach Hause zurückzukehren und das Kind zu bekommen. Sie wollte dir helfen, es deiner Familie beizubringen. Sie fand es nicht verwerflich, denn schließlich hast du Tom geliebt und es gab keinen Grund, sich zu schämen. Sie hat dir geraten, die Wahrheit zu sagen, sonst würdest du es ein Leben lang bereuen. Es würde vielleicht hart werden, aber sie versprach, dir zur Seite zu stehen.«
    Bernie schloss die Augen, als könnte sie den härtesten Teil ausblenden: ihren Sohn weinen zu hören, ihn in den Armen zu halten, seinen Herzschlag zu spüren, um ihn dann den Ordensschwestern in der Klinik zu überlassen …
    »Das Härteste war die Entscheidung, das Baby zur Adoption freizugeben«, sagte sie.
    »Warum habt ihr das getan, wenn ihr euch geliebt habt?«
    »Damals war das alles ganz anders. Wir waren nicht verheiratet, stammten beide aus einem streng katholischen Elternhaus. Wir wollten keine Schande über sie bringen, wollten nicht, dass unser Kind in Schande aufwächst. Und da du den Brief deiner Mutter kennst, weißt du ja auch, dass ich eine Vision hatte.« Bernie sah Regis an, wartete auf eine Reaktion.
    »Das weiß
jeder
«, sagte Regis. »Wir haben keine Ahnung, worum es dabei ging, aber Agnes spricht fortwährend darüber. Doch Mom schreibt in ihrem Brief, dass du diese Vision falsch gedeutet haben könntest.«
    Bernie blickte aus dem Fenster zur Blauen Grotte hinüber; sie wollte ihrer Nichte nicht eingestehen, wie oft sie nachts wach gelegen und sich diese quälende Frage gestellt hatte.
    »Gestern Abend, als wir von Hubbard’s Point zurückkamen und meine Schwestern und meine Mutter schlafen gegangen waren, habe ich mit Brendan gesprochen.«
    Bernie zitterte allein bei der Erwähnung seines Namens.
    »Worüber?«
    »Ich wollte wissen, was er hier macht. Er hat sich Einblick in seine Geburtsunterlagen beschafft. Bei einer Organisation namens Catholic Charities. Dann hat er die Informationen mit denen abgeglichen, auf die er hier gestoßen ist, bei seiner Arbeit in der Klinik. Deshalb treibt er sich so oft hier herum.«
    »Hier?«
    »Auf Star of the Sea. Er glaubt, dass Tom sein Vater ist.«
    »Ich weiß. Tom hat das bereits vermutet.«
    »Was bedeuten würde, dass du seine Mutter wärst.«
    Bernie war unfähig, zu antworten. Ihre Kehle war wie zugeschnürt bei der Erinnerung an den roten Haarschopf ihres Sohnes, seine schläfrigen, sanften, blauen Augen. Sie hatte ihn im Gethsemani Hospital zur Welt gebracht; die Krankenpflege oblag den Schwestern von Notre-Dame-des-Victoires, der Ordensgemeinschaft, in die sie bald darauf eingetreten war.
    »Ich hatte keine Ahnung, warum du Weihnachten immer geweint hast«, sagte Regis. »Wenn wir den Stall aufgestellt und das Kind in die Krippe gelegt haben. Jetzt weiß ich es.«
    »Ja, jetzt weißt du es«, flüsterte Bernie.
    »Menschen machen Fehler. Sie können das Leben vieler Menschen unwiderruflich verändern.«
    Bernadette hielt den Atem an, als Regis sie ansah.
    »Tante Bernie, hilf mir.« Sie brach in Schluchzen aus.
    »Ich werde alles tun, was in meiner Macht steht.« Bernie streckte die Arme nach ihr aus. »Sag mir, was dich bedrückt, liebes Kind …«
    »Ich habe etwas Schreckliches getan«, schluchzte sie. »Und mein Vater hat die Schuld auf sich genommen, Tante Bernie.«

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    27. Kapitel
    D rei Männer in einen Pagani Zonda zu quetschen war ein schwieriges Unterfangen, aber Chris Kelly gelang es, seine beiden Mandanten – er hatte sich bereit erklärt, auch Brendan McCarthy während der Vernehmung anwaltschaftlich zu vertreten – die eineinhalb Meilen vom Polizeirevier in Black Hall bis zur Star-of-the-Sea-Akademie zu fahren.
    John saß auf dem Beifahrersitz und Brendan eingezwängt in der Mitte, ständig darauf bedacht, nicht an die Gangschaltung zu stoßen. Chris fuhr rasant und ohne Rücksicht auf Verluste. Er war daran gewöhnt, von einem Gerichtssaal in den nächsten und danach auf schnellstem Weg in sein Büro zurück zu hetzen, um

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