Wie Sie Ihre Ehe retten ohne Ihren Mann umzubringen - Guter Rat in 13 Kapiteln
uns. Einigen meiner engsten Freunde hatte ich erzählt, dass ich drauf und dran war, mich von Mark zu trennen, wir aber an unseren Problemen arbeiten und es inzwischen wieder viel besser funktionieren würde.
Machen Sie klare Ansagen. » Mach mich zu deiner Nummer Eins« ist keine klare Ansage. » Komm jeden Abend um sechs Uhr nach Hause« oder » Steh du heute Nacht auf, wenn das Baby weint«– das sind klare Ansagen!
Besser funktionierte es gerade mal ein halbes Jahr. Dann ließ Mark langsam aber sicher wieder nach. Er blieb immer länger im Laden, unternahm immer öfter etwas mit seinen Freunden und hatte in den so ziemlich unpassendsten Momenten nichts anderes zu tun, als Radeln zu gehen. Einmal hatten Kaarina und ich eine heftige Magen-Darm-Grippe und reiherten um die Wette, als Mark sich in seine Radsportklamotten schwang und meinte: » Ich gehe mal eben eine Runde drehen, okay?«
Das verdammte Rad! Ich begann es zu hassen. Für mich war dieses Fahrrad seine Zweitfrau. Und der Laden sein uneheliches Kind. Seine größten Leidenschaften waren meine größten Feinde. Ich wollte, dass er die Unordnung im Haus sah. Ich wollte, dass er sah, wie geschwächt ich war. Ich wollte, dass er begriff, dass ich seine Hilfe brauchte, ohne dass ich Jedes Mal erst darum bitten musste.
Das Gefühl, dass keine Liebe mehr zwischen uns war, wurde immer stärker. Und immer öfter stellte ich mir ein Leben ohne Mark vor. Mitten am Tag, etwa wenn ich mit dem Hund spazieren ging, sinnierte ich darüber, wie wir die Ersparnisse aufteilen und wer welche Möbel bekommen würde. Oder ich malte mir auf dem Weg zum Supermarkt aus, in die Nähe meiner Eltern oder meines älteren Bruders zu ziehen. Oder ich ging joggen und stellte mir vor, Mark würde einen Herzinfarkt bekommen.
Wenige Monate nach Kaarinas zweitem Geburtstag kam Mark eines Nachmittags von der Arbeit nach Hause. Ich saß draußen vor dem Haus. Kaarina schlief. » Alles klar?«, fragte er. Ich bin sicher, er hatte erwartet, dass ich sage » Ja, alles gut.« Doch stattdessen bekam er von mir zu hören: » Nein, mir geht’s elend.«
» Was ist denn?«
» Mark, mir geht’s einfach schlecht. Mir geht’s schlecht mit dieser Ehe.«
» Kriegst du deine Tage?«
» Nein, Mark, das ist keine hormonelle Geschichte. Mir geht’s einfach schlecht, und zwar jeden gottverdammten Tag. Egal, welcher Tag im Monat gerade ist.«
» Du bist einfach übermüdet«, sagte er.
» Ja, ich bin müde. Müde von unseren Streitereien. Es ist immer und immer wieder das Gleiche: Danach läuft es eine Zeit lang besser, und dann ist alles wieder beim alten Elend.«
Ich fing an zu weinen.
» Du brauchst dringend ein eigenes Leben«, entgegnete Mark.
» Was?«
» Du brauchst ein eigenes Leben. Du machst dein eigenes Glück viel zu sehr von mir abhängig.«
» Wie soll ich denn ein eigenes Leben haben, wenn ich arbeiten muss, damit wir alles bezahlen können, und obendrein morgens und abends hier die Einzige bin, die sich um Kaarina kümmert? Wie soll ich denn da ausgehen? Soll ich sie etwa hier alleine lassen?«
» Ich kann doch auf sie aufpassen«, sagte er.
» Aber das tust du ja nie«, sagte ich.
» Weil du mich nie darum bittest«, entgegnete er. » Vielleicht solltest du dir einmal in der Woche einen freien Abend nehmen und etwas ganz für dich alleine machen. Da musst du mich gar nicht erst fragen.«
» Ja, können wir gerne machen«, sagte ich.
Im Unterschied zu all den anderen Diskussionen über unsere Ehekrise endete dieser Streit nicht mit einer Umarmung. Es gab kein » Ja, du hast Recht, ich liebe dich immer noch.«
Nein, diesmal endete der Streit in einem so kühlen Ton, wie er begonnen hatte.
Ich gab es auf, meine Ehe kitten zu wollen, und begann vielmehr, mir ihr Ende auszumalen.
Zuallererst aber musste ich wieder fit und gesund werden. Und den freien Abend, den nahm ich mir natürlich. Warum auch nicht? Ich meldete mich für einen Meditationskurs an, besuchte einmal im Monat einen Bücherzirkel und ging einmal pro Woche mit einer Freundin joggen.
Aber ein freier Mami-Abend löst keine Eheprobleme. Sie wurden gar noch schlimmer. Das Leben außerhalb meines Mutterdaseins machte mich stärker, unabhängiger, selbstbewusster und weniger bedürftig. Also alles gut, möchte man meinen. Nicht unbedingt. Jetzt nämlich machte mir eine Scheidung sehr viel weniger Angst. Im Gegenteil: Ich sehnte sie geradezu herbei. Bei einer Scheidung und dem üblichen geteilten Sorgerecht
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