Wie Sie Ihre Ehe retten ohne Ihren Mann umzubringen - Guter Rat in 13 Kapiteln
würden für mich statt einem freien Abend pro Woche gleich zwei Abende herausspringen und jedes zweite Wochenende.
Mein freier Abend gab außerdem Zündstoff für den nächsten Ehekrach, weil Mark immer wieder versuchte, ihn mir streitig zu machen. Ich zog mich gerade an, um zum Meditationskurs zu gehen, da kam er und sagte beiläufig: » Oh, ich habe ganz vergessen dir zu sagen, dass ich mich mit den Jungs heute zu einer Nachtradtour verabredet habe. Das kann ich unmöglich absagen. Tut mir leid, aber du musst deinen Kurs ausfallen lassen.« Meine Reaktion darauf? Nun, die Worte, die hier an dieser Stelle einmal standen, fand mein Herausgeber nicht druckreif. Jedenfalls setzte ich mich ins Auto und fuhr zu meinem Kurs. Sollte Mark doch zusehen, wie er aus der Nummer bei seinen Freunden wieder herauskam!
Wir schacherten und stritten um unsere (freie) Zeit wie um ein knappes, kostbares Gut.
Und schließlich stritten wir uns um so ziemlich alles.
Eines Abends fuhren wir zu dritt zum Supermarkt, um einzukaufen. Im Gang mit den Müslipackungen riss Kaarina sich plötzlich los. Ich hinterher. Doch kaum hatte ich sie zu packen gekriegt, nahm sie wieder Reißaus.
Ich fing sie schließlich ein, setzte sie in den Einkaufswagen und fand Mark bei der Geflügel-Truhe. Seine Miene war angespannt.
» Was ist?«, fragte ich.
» Während ihr beide euch hier amüsiert und Fangen spielt, versuche ich hier zu entscheiden, was wir zu essen brauchen.«
» Sprich nicht in diesem Ton mit mir.«
Den Rest des Einkaufs erledigten wir, ohne ein Wort zu wechseln. Er warf irgendwelche Sachen in den Wagen. Und ich ebenso. Schweigend fuhren wir nach Hause. Ich machte Kaarina bettfertig, setzte mich neben sie auf den Bettrand, hielt ihr Händchen und dachte: » Jetzt ist mir klar, warum manche Frauen ihren Mann umbringen.«
Und dann hatte ich plötzlich eine glorreiche Idee: Das wäre ein prima Stoff für einen Roman. Ich könnte eine Geschichte darüber schreiben, wie ein ansonsten guter Mensch dazu kommt, solch eine schreckliche Tat zu begehen.
Als Kaarina eingeschlafen war, ging ich in mein Arbeitszimmer, fuhr den Computer hoch und begann zu schreiben. Die Worte flossen nur so aus mir heraus. Zum ersten Mal seit langem fühlte ich mich glücklich. Jeden Tag schrieb ich ein Stück weiter. Der Roman entspannte mich. Er war mein Refugium. Wenn ich daran arbeitete, vertiefte ich mich so sehr in die Handlung, dass ich mein eigenes Elend völlig vergaß.
Aber wenn ich nicht an meinem Roman saß, ging es mir noch immer elend mit meinem häuslichen Dasein. Ich fühlte mich wie gefangen– in meiner Ehe, in meiner Mutterrolle, sogar in meinem eigenen Haus. Das Haus war für mich wie ein Gefängnis, was wohl daran lag, dass ich zu viel Zeit mit einem quengeligen Hosenmatz Dauerrotznase darin zubrachte. Zu viel Zeit, um über unnötige Dinge nachzudenken wie zu kleine Zimmer, einen fehlenden Garten und Ungeziefer. Es schien, als würde unser Haus allmonatlich von einem anderen Getier befallen. Mal krabbelten überall an der Wand Marienkäfer, mal war der Boden voller Ameisen. Meine Scheidungsfantasien sahen so aus: Ich schaue mich nach einem neuen, parasitenfreien und erschwinglichen Haus mit Garten um. Im alten Haus bleiben wir noch so lange wohnen, bis wir in das neue einziehen können. Kaum umgezogen, geraten Mark und ich in Streit. Ich schmeiße ihn raus. Er zieht wieder ins alte Haus ein und kauft mir meine Hälfte der verwanzten Hütte ab. Unsere Anlagen teilen wir halbe-halbe. Ebenso das Sorgerecht. Und meine Familie, vor allem meine Mutter, kommt mich wieder gerne besuchen. Alles perfekt!
Und so spazierten wir eines schönen Tages im Februar durch ein Haus nach dem anderen. Doch keines schien in Frage zu kommen. Das eine hatte keinen Garten. Das nächste keine Garage. Das perfekte Haus für unseren Geldbeutel schien es nicht zu geben. Musste ich mich mit einem weniger perfekten Haus zufriedengeben, genauso wie mit einer weniger perfekten Ehe?
Der Tag war fast vorbei und ein Haus stand noch auf der Liste der Besichtigungstour– mit 50 Quadratmetern Glasveranda, Parkettboden und einem walnussgetäfelten Arbeitszimmer. Ein Traum!
Wir hatten uns entschieden. In vier Wochen wollten wir einziehen und unser altes Haus bis dahin zum Verkauf inserieren. Damit hätte ich einen ganzen Monat Zeit, um mir darüber klar zu werden, ob ich nun verheiratet bleiben wollte oder nicht.
Zwei Tage, nachdem der Kauf des neuen Hauses unter Dach und Fach
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